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0559 - Kapitän Sensenmann

0559 - Kapitän Sensenmann

Titel: 0559 - Kapitän Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf Gayle, die Kollegin der Beamten.
    Nun wartete sie auf den erneuten Besuch. Gayle hatte ihn angekündigt. Zwei Männer aus London, die den Fall untersuchen wollten, falls sie die letzte Nacht überlebt hatten.
    Der Nachmittag war schon fast vorbei, als es passierte.
    Es traf Harriet wie ein Schlag, als sie den dunklen Wagen sah, der, vom Ort her kommend, seinen Weg zu ihrem Haus nahm. Noch einmal ließ sie sich alles durch den Kopf gehen, und sie war fest entschlossen, sich auf die Seite ihrer Tochter zu stellen.
    Harriet Bowman gab sich einen Ruck, als sie hinging, um die Tür zu öffnen, denn die beiden Männer, ein Weißer und ein Asiate, waren soeben ausgestiegen…
    ***
    Suko und ich schauten uns um.
    Einsamkeit, wohin wir blickten. Und weiter vorn, wo Gras und Moos weniger, dafür die Felsen zahlreicher wurden, befand sich das Ende dieser Welt. Da begannen die hohen, steilen Wände, die hellen Klippen, die wie mit Kreide überstrichen waren.
    Hier wehte ständig der Wind. Auch jetzt wirbelte er unsere Haare in die Höhe.
    Suko schlug die Tür zu. Ich hatte mich dem Haus zugewandt, das mir irgendwie hüttenhaft und geduckt vorkam, als wollte es sich vor dem Wind schützen.
    Es besaß einen kleinen Anbau, neben dem wir einen Fiat stehen sahen. Suko deutete auf das Fahrzeug und hörte, ebenso wie ich, die Stimme einer Frau. »Es ist das Fahrzeug meiner Tochter!«
    »Dann sind Sie, Mrs. Bowman«, sagte ich.
    Die ältere Frau strich ihr graubraunes Haar zurück. Sie trug ein dunkelrotes Wollkleid und hatte über ihre Schultern ein breites, graues Tuch gelegt. »Das bin ich. Mit wem habe ich das Vergnügen?«
    »Mein Kollege Suko. Ich bin John Sinclair. Wir sind gewisserma ßen Kollegen Ihrer Tochter.«
    »Geht es um Gayle?«
    »Auch. Sie ist verschwunden, nicht wahr?«
    »Ja, natürlich, aber ihr Wagen steht noch hier. Falls sie zurückkommt, kann…«
    »Sie werden verstehen«, sagte Suko, »daß sich dabei zwangsläufig einige Fragen ergeben. Wären Sie bereit, uns diese zu beantworten, Mrs. Bowman?«
    »Gern.«
    »Dürfen wir eintreten.«
    »Sorry, bitte, natürlich.«
    Ich ließ Suko vorgehen und warf noch einen Blick in die Runde.
    Die Aussagen des Polizisten wollten mir nicht aus dem Kopf. Er hatte von Spuren gesprochen, die eigentlich hätten da sein müssen, es aber nicht waren. Das machte mich mißtrauisch.
    Auch ich sah keine. Aber die Umgebung des Hauses wirkte in der Tat wie gereinigt.
    »Wollen Sie nicht ins Haus kommen, Mr. Sinclair?«
    »Selbstverständlich. Ich war ein wenig in Gedanken. Wir sind nicht oft in Cornwall, wissen Sie…«
    »Da haben Sie nichts versäumt.«
    Ich lächelte. »Sagen Sie das nicht, Mrs. Bowman. Sie wohnen in einer urwüchsigen, sehr schönen Gegend, die vor allen Dingen nicht so überlaufen ist.«
    »Die Einsamkeit kann auch Menschen schlucken.«
    »Spielen Sie damit auf Ihre Tochter an?«
    »Möglich.«
    Sie hatte die Tür freigegeben, damit ich eintreten konnte. Der Raum war ziemlich groß. Er diente gleichzeitig als Küche und Wohnzimmer. Was sich an Möbeln verteilte, war ziemlich alt und würde auch noch weitere hundert Jahre halten.
    Suko holte einen Stuhl. Er stellte ihn als dritten an den Tisch.
    »Wenn Sie etwas zu trinken haben möchten, sagen Sie es bitte. Ich habe Whisky im Haus.«
    »Nein danke, Mrs. Bowman.«
    »Wie sieht es mit Tee aus?«
    »Jetzt nicht.«
    Sie setzten sich. »Dann kann ich ihnen auch nicht helfen.«
    Ich hatte sie nicht aus den Augen gelassen. Die Frau kam mir vor wie eine sehr ruhige Person. Das allerdings bezweifelte ich, denn ihren Blick konnte man als flackernd oder unstet bezeichnen. Auch ihre Finger zitterten. Diese Frau stand unter Dampf.
    »Was wollen Sie von mir, meine Herren?«
    Suko gab die Antwort. Er sprach mit leiser Stimme. »Es sind eigentlich zwei Gründe, die uns herführten. Zum einen das Verschwinden Ihrer Tochter und zum anderen das der Mrs. Cartwright.«
    »Mit beidem habe ich nichts zu tun.«
    »Das glauben wir Ihnen gern, Mrs. Bowman. Nur paßt das Verschwinden dieser beiden Personen genau in die Reihe hinein, die sich allmählich aufgebaut hat. Es sind ja zahlreiche Frauen aus der mittel- und unmittelbaren Umgebung verschwunden. Sie erschienen auch nicht mehr als Leichen. Keine Welle spülte sie an.«
    »Gehen Sie denn davon aus, daß sie tot sind?«
    »Zu fast hundert Prozent.«
    Sie erschrak nicht einmal. »Auch bei meiner Tochter?«
    »Leider, Mrs. Bowman.«
    Den nächsten Satz sagte ich: »Es gibt auch noch

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