056 - Die Rache der Mumie
der Schmuckstücke und eine Fotokopie des Briefes anbei.
Fred Derek, zweiunddreißig, Polizeibeamter
Vera Zeleny, Andy und Kim Bester wurden getrennt vernommen. Ihre Angaben stimmen bis auf unwesentliche Einzelheiten überein. Es konnte aber nicht ausgeschlossen werden, dass sie sich abgesprochen hatten. Dafür spricht, dass ihre Geschichte ziemlich unglaubwürdig klingt. Niemand hätte nach ihren Angaben das verschlossene Zimmer betreten können. Aber wie gelangte der Mörder ins Zimmer? Ich nahm die Zeugenaussagen skeptisch auf und vermutete zunächst, dass die drei Robert Zeleny ermordeten, die Tür von außen absperrten, sie aufbrachen und danach den Schlüssel von innen ins Schloss steckten.
Doch gegen diese Vermutung spricht vieles. Erstens hatten die drei kein Motiv. Zeleny war glücklich verheiratet. Ferner ist Andy Bester ein bekannter Strafverteidiger, der genau weiß, wie wir auf so phantasievolle Geschichten reagieren. Nach dem Obduktionsbefund soll Robert Zeleny mindestens acht Stunden tot gewesen sein. Das bedeutet, dass er gegen vierzehn Uhr gestorben sein müsste. Wir stellten aber fest, dass er sich bis nach siebzehn Uhr in seiner Firma aufgehalten hatte. Er traf erst nach achtzehn Uhr in seinem Haus ein und wurde noch von Susan Miller, dem Dienstmädchen, das eben ging, gesehen.
Wir müssen also annehmen, dass die drei Zeugen die Wahrheit gesprochen haben. Jetzt erhebt sich die Frage, wie der Mörder ins Zimmer kam? Wohin verschwand das Blut? Weder auf dem Teppich noch auf der Kleidung des Toten wurden Blutspuren gefunden.
Zeleny war ein bekannter Sammler von antiken Schmuckstücken, die er in seinem Arbeitszimmer aufbewahrte. Fast alle diese Schmuckstücke sind noch da. Zeleny führte über seine Sammlung eine Kartei, in der er genau vermerkte, von wem er die Stücke gekauft hatte und zu welchem Preis. Nur ein Schmuckstück fehlte. Ein altägyptisches Armband, das ganz aus Halbedelsteinen besteht, die das Auge des Horus symbolisieren sollen. Foto anbei.
Kurz vor seinem Tod bekam Zeleny in seiner Firma einen Expressbrief aus Athen. Der Absender war Nikos Themenos. Der Brief liegt bei.
Ich bin sicher, dass dieser Brief Zelenys verändertes Verhalten hervorrief. Aber das hilft uns nicht weiter, außer wir schließen uns den Angaben an, die in Themenos' Brief stehen.
Bis jetzt haben wir keinen Hinweis auf den Mörder und keine Vermutung, wie es ihm gelungen sein könnte, in das verschlossene Zimmer zu gelangen und wieder zu verschwinden.
Brief von Nikos Themenos, Athen, an Robert Zeleny
Sehr geehrter Mr. Zeleny,
Sie kauften vor einiger Zeit von Jean Cardin, Luxor, ein ägyptisches Armband, das aus Nefer-Amuns Grab stammt. Auf diesem Armband liegt ein Fluch. Wer es besitzt, wird vom Geist des Nefer-Amun seiner Seele beraubt.
Lächeln Sie nicht spöttisch, Mr. Zeleny! Ich meine es völlig ernst. Sie befinden sich in großer Gefahr. Ich bin bereit, Ihnen das Armband abzukaufen. Zögern Sie nicht lange! Rufen Sie mich bitte an!
Mit freundlichen Grüßen
Nikos Themenos
Brief von Tim Morton, New York, an Dorian Hunter, London
Lieber Dorian, anbei die gewünschten Unterlagen über den Fall Robert Zeleny.
Ich sprach mit Vera Zeleny. Sie ist verstört und kann sich nicht vorstellen, wer ihren Mann ermordete. Der Fall ist tatsächlich ziemlich mysteriös. Ich schaltete mich in die Ermittlungen ein. Die Polizei von Syracuse setzte sich mit Themenos in Verbindung, der aber nicht mit der Sprache herausrücken wollte. Er sagte, das mit Nefer-Amuns Fluch habe er nur geschrieben, um Zeleny dazu zu bringen, dass er ihm das Armband verkauft. Ich würde dir vorschlagen, dass du dich mit Themenos in Verbindung setzt. Gib mir bitte Bescheid, wenn du etwas Neues erfährst!
Herzliche Grüße – dein Tim.
»Auf Tim kann man sich verlassen«, sagte Dorian zufrieden und legte die Fotokopien der Berichte und Tims Brief auf den Tisch. »Er hat prompt reagiert. Was hältst du davon, Coco?«
Coco war vor drei Tagen aus Ägypten zurückgekommen. »Es ist genau das eingetreten, was ich befürchtet habe. Die Mumie holt sich die Grabbeigaben zurück.«
»Weshalb ermordet sie aber dabei die Besitzer der Grabbeigaben?«
»Darauf kann ich dir keine Antwort geben«, meinte Coco und stand langsam auf.
Sie war eine gut aussehende junge Frau. Das pechschwarze Haar trug sie offen. Ihr Gesicht mit den hohen Backenknochen und den großen dunkelgrünen Augen war ungemein anziehend. Ein eng anliegender, weißer Pullover
Weitere Kostenlose Bücher