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0560 - Der Rattenmensch

0560 - Der Rattenmensch

Titel: 0560 - Der Rattenmensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schlimmsten Dinge. Folter, sogar Morde sollte es in früheren Jahren dort gegeben haben. Im Laufe der wechselvollen Geschichte hatte es viele Besitzer und Besatzer gegeben, die diesen Bau für ihre Zwecke hatten nutzen können. Im Zeichen des Gulasch-Kommunismus waren die Verhältnisse etwas besser geworden, so erzählte man sich.
    Lorri seufzte, als sie gegen das Gemäuer schaute. Sie besaß zu dem Gefängnis eine ganz besondere Beziehung, doch darüber redete sie mit keinem Menschen. Das sollte solange wie möglich ihr Geheimnis bleiben.
    Minutenlang blickte sie gegen die dunklen Mauern und auf die Wachtürme, dann drehte sie sich um und ging zum Haus zurück.
    Der Kater blieb neben ihr. Manchmal miaute er. Sein Schwanz stand hoch. Ein Zeichen, daß Satan sich wohl fühlte, weil seine Herrin wieder zurückgekommen war.
    Um die Tür aufzustoßen, mußte Lorri sich anstrengen. Endlich war sie offen.
    Zuerst schlüpfte der Kater in den einzigen Raum, der Lorri als Wohnung, Schlafstätte und Arbeitsraum diente. In ihrer großen Zeit hatte sie Körbe geflochten, jetzt schaffte sie dies auch noch, doch es bereitete ihr immer mehr Mühe.
    Durch die kleinen Fenster floß nur wenig Licht. Und wenn, dann versickerte es sehr schnell. Der graue, staubige Boden schien es regelrecht aufzusaugen.
    Auch die Holzmöbel hatten längst auf den Sperrmüll gehört. Sie zeigten an verschiedenen Stellen eine grüngraue Schimmelschicht.
    Auf dem harten Lehmboden lagen Holzspäne, als Schlafstätte dienten mehrere übereinandergelegte Felle.
    So jedenfalls sah es in der rechten Hälfte des Raumes aus. Die linke zeigte ein anderes Bild. Sie wurde von der großen Feuerstelle eingenommen.
    Unter einem Rost lag die graue Asche, vermischt mit nicht völlig verbrannten Kohlestücken.
    Ein alter Eisenkessel stand auf dem Rost, bereit für das kochen irgendeiner Suppe.
    Hunger verspürte die alte Zigeunerin nicht. Statt dessen nahm sie einige der neben dem Kamin aufgestapelten Holzstücke und drapierte sie so, daß ihr Feuer den Kessel anheizen konnte.
    Lorri fachte die Flamme an.
    Das konnte sie, da machte sie manch jungem Menschen etwas vor.
    Die langen Flammenarme verteilten sich unter dem Kesselboden und heizten das rußgeschwärzte Metall an.
    Lorri ging zu einem alten Regal und holte mehrere Tiegel, in denen sich gewissen Ingredienzien befanden, die sie unbedingt benötigte. Man hatte ihr bereits als Kind das Hexeneinmaleins beigebracht und nicht nur Zaubersprüche, sondern ihr auch gezeigt, welche Pflanzen eine gewisse Wirkung besaßen.
    Die Pulver schimmerten verschiedenartig. Sie stellte die Tiegel ab, ging noch einmal los und holte einen verschlossenen Topf.
    In ihm befand sich etwas ungemein Kostbares. Sie sprach nie mit einem Menschen über den Inhalt, sie allein wußte, was sie damit anzufangen hatte. Sehr vorsichtig hob sie den Deckel ab und nahm ein armlanges Stück Holz, das sie in den Topf hineintauchte. Sehr langsam begann sie damit, den Inhalt umzurühren.
    Es sah dunkel aus, fast schwarz. Bei genauerem Hinsehen allerdings mußte derjenige erkennen, daß der Inhalt tatsächlich rot war.
    Rot wie Blut…
    Es war schwer und ölig. Die Zigeunerin mußte sich anstrengen, um die Masse in Bewegung setzen zu können. Sie rührte einige Male durch, damit der Inhalt dünnflüssiger wurde.
    Erst nach einer Weile war sie damit zufrieden und kippte nur einige Tropfen davon in den Eisenkessel. Kaum hatte das Blut Kontakt mit dem heiß gewordenen Boden bekommen, ertönte ein Zischen.
    Dann quoll Dampf über den Rand hinweg.
    Auch er sah dunkel aus. Im Prinzip schwarz, aber wenn er sich verteilte, doch rötlich schimmernd.
    Nun griff die Zigeunerin zu den Schalen mit den Pülverchen. Ihre gichtkrummen Finger rührten um, bevor sie etwas davon hervornahm und in das alte, kochende Blut streute.
    Augenblicklich änderte sich die Farbe des Rauchs. Er schwebte bunter über die Ränder hinweg, aber die Farben selbst blieben ziemlich dunkel. Grün, Rot und Blau vermischten sich zu trägen, zitternden Qualmfahnen.
    Lorri kniete nieder. Sie tat es mit gemessenen Bewegungen, als befände sie sich in einer Kirche. Der Rauch zog nicht nur in den von innen dunkel gewordenen Abzug, er wehte auch gegen ihr Gesicht und verteilte sich um den Kessel herum.
    Lorri öffnete den Mund. Der Qualm drang über die Lippen hinweg in den Mund hinein und wurde von ihr verschluckt. Daß er stank, störte sie nicht. Sie trank ihn förmlich und spürte, wie er sich in ihrem

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