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0560 - Der Rattenmensch

0560 - Der Rattenmensch

Titel: 0560 - Der Rattenmensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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riß.
    »Laß es schellen, John – bitte…«
    Das wollte ich auch, doch die Stimmung war dahin. Irgendwie hörte sich das Geräusch aggressiv an. Ich konnte nicht anders und mußte mich von Glenda lösen.
    »Wenn das Suko ist, bekommt er einen Satz heißer Ohren von mir!« versprach ich.
    »Und von mir ebenfalls.«
    An Sukos Besuch glaubte ich nicht. Das mußte ein anderer Gast sein. Ich meldete mich über die Sprechanlage und vernahm abermals eine mir bekannte Stimme. Leider war es nicht die einer Frau, und die Worte klangen ziemlich hart.
    »Da haben Sie sich ja doch gemeldet, John. Waren Sie eingeschlafen?«
    Ich verdrehte die Augen. »Beinahe, Sir.«
    »Gut. Kommen Sie runter.«
    »Jetzt?«
    »Was sonst? Nicht erst morgen.«
    »Und worum geht es, Sir?«
    »Das werde ich Ihnen erklären. Tut mir leid, daß ich Sie und Glenda gestört habe. Aber Dienst ist Dienst… das kennen Sie ja.«
    »Natürlich.«
    Glenda stand hinter mir. Sie schüttelte leicht den Kopf. »War das Sir James?«
    »Wer hätte uns sonst schon stören können? Außerdem wußte er, daß du bei mir bist.«
    Glenda bekam große Augen. »Ich habe ihm nichts gesagt. Vielleicht hat er meinen Wagen gesehen, der mit seinen Argusaugen.«
    »Man sollte ihm wirklich die Brille klauen.«
    »Was wollte er denn?«
    »Mit mir sprechen, aber frag mich nicht, worüber. Das weiß ich selbst nicht. Er tat ziemlich geheimnisvoll.«
    »Dann ist es eine heiße Sache, die keinen Aufschub duldet.«
    »Das fürchte ich auch.«
    Ich zog meine Schuhe an und nahm auch die braune Hausjacke vom Haken. »Bis gleich.«
    »Okay, ich warte.« Glenda hauchte mir einen Kuß zu.
    Im Flur und auch im Lift fing ich an zu frieren. Alles kam mir so kalt vor. Ich war durch das Klingeln brutal aus dem Zauber der Stimmung herausgerissen worden und fuhr nun wieder der Kälte des Alltags entgegen, obwohl eigentlich Sonntag war.
    Als ich unten ausstieg, stand Sir James im Flur. Er trug einen blauen Mantel. Auf seinem Kopf saß die Melone, die Krücke eines Regenschirms hing über seinem linken Arm.
    »Sie sehen leicht erhitzt aus, John!« stellte er fest.
    »Noch, Sir. Wie ich Sie kenne, wird sich das bald abkühlen.«
    »Das ist möglich. Kommen Sie.«
    »Wohin?«
    »Nicht weit.«
    Ich war gespannt. Sir James hatte nicht gelogen. Wir brauchten tatsächlich nicht weit zu gehen, denn eine schwarze Volvo-Limousine parkte so, daß sie nicht zu übersehen war. Der Wagen bot im Fond drei Personen bequem Platz. Vorn saß nur der Fahrer und schaute stur durch die Scheibe.
    Das Fahrzeug war ein Diplomatenwagen. Ich erkannte es am Nummernschild. Ich stieg zuerst ein und sah einen Mann, der mir zunickte. Er roch nach einem starken Herrenparfüm, hatte das dunkle Haar glatt zurückgekämmt und trug einen dichten Oberlippenbart.
    Sir James stellte uns vor. »Darf ich bekannt machen? Das ist Mr. Körety.«
    »Angenehm, Sinclair.«
    »Mr. Körety ist im geheimen Auftrag unterwegs. Sie, John, werden nach Ungarn reisen und versuchen, einen Fall aufzuklären, der dort einigen Leuten Probleme bereitet…«
    ***
    Da hatte ich den Salat!
    Von wegen ruhiger Sonntag und Alleinsein mit Glenda Perkins.
    Das alles konnte ich mir abschminken. Ungarn, vielleicht Budapest, die Pußta, Zigeunermusik – diese Begriffe schossen mir durch den Kopf, als ich zwischen den beiden Männern hockte.
    »Sie sagen nichts, John.«
    »Ich denke nach.«
    Links neben mir saß der Ungar. »Das kann ich verstehen, Mr. Sinclair. Unser Kontakt ist auch etwas ungewöhnlich, aber er soll nicht an die große Glocke gehängt werden.«
    Ich wollte sofort zum Thema kommen. »Worum geht es?«
    »Das kann ich Ihnen zeigen, John.« Sir James griff in die Manteltasche und holte einen Umschlag hervor. Aus ihm fielen, als er ihn drehte, mehrere Fotos. »Schauen Sie sich diese Bilder an und geben Sie dann einen Kommentar ab.«
    Es waren drei Bilder. Der Ungar schaltete die Innenbeleuchtung ein, damit ich mir die Fotos anschauen konnte.
    Schon beim ersten Blick war mein Gesicht hart geworden. Was diese drei Bilder zeigten, war einfach scheußlich. Ich spürte, wie mir der kalte Schweiß ausbrach. Daß die beiden Toten Mann und Frau waren, das konnte ich gerade noch erkennen, ansonsten hätte ich die Aufnahmen am liebsten aus dem Fenster geworfen.
    Sir James bemerkte meinen Widerwillen. »Sehen Sie nur hin, John!« forderte er mich mit leiser Stimme auf. »Sehen Sie nur genau hin. Die habe ich Ihnen nicht zum Spaß mitgebracht.«
    »Ja, ich weiß.«

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