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0560 - Der Rattenmensch

0560 - Der Rattenmensch

Titel: 0560 - Der Rattenmensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Während ich noch schaute, gab Sir James einige Erklärungen ab.
    »Die beiden waren ein Ehepaar. Landsleute von uns. Sie stammten aus London und verbrachten Ihren Urlaub am Plattensee in Ungarn. Sie wurden am Strand überfallen…«
    »Wer hat das getan? Welch eine Bestie zeigte sich dafür verantwortlich?«
    Mr. Körety gab die Antwort. »Zunächst haben wir auf Wölfe getippt.«
    »Das hätte ich auch«, sagte ich schnell.
    »Aber das stimmte nicht. Ein Arzt hat die Opfer sehr genau untersucht und festgestellt, daß sie nicht von Wölfen getötet worden waren, sondern von anderen Tieren.« Sir James legte eine Kunstpause ein, weil er meinen fragenden und skeptischen Blick sah.
    Der Ungar antwortete. »Von Ratten!«
    Ich schluckte wieder, strich über mein Gesicht und wiederholte.
    »Sagten Sie, von Ratten?«
    »Genau, Mr. Sinclair!«
    Ich selbst bezeichnete mich als einen Tierfreund. Ich mochte Katzen, Hunde, Vögel, eigentlich alles, bis auf Ratten.
    Ich möchte allerdings gleichzeitig hinzufügen, daß auch diese Tiere ihre Existenzberechtigung haben, nur hatte ich schon zu oft mit ihnen zu tun gehabt, nicht zuletzt mit einer Rattenkönigin, die in einem indischen Tempel ihr Reich aufgebaut hatte.
    Während ich über die Ratten und meine Aversion gegen sie nachdachte, ließ ich meinen Blick immer wieder über die Fotos fliegen.
    »Wie viele Ratten waren nötig, um die beiden Menschen dermaßen zuzurichten?« fragte ich leise.
    »Wahrscheinlich nur eine!«
    Ich schaute den Ungar an. Der Mann lachte kratzig, als er meinen Gesichtsausdruck sah. »Staunen Sie nicht, Mr. Sinclair, aber das entspricht den Tatsachen, wenn ich den Ärzten glauben darf. Eine Ratte muß die beiden getötet haben.«
    Ich schaltete schnell. »Wie groß war sie dann?«
    »Das ist unser Problem, Mr. Sinclair. Die Mediziner gehen davon aus, daß sie zumindest die Größe eines Menschen gehabt haben muß.«
    »Und damit wären Sie gefordert, John.«
    Ich ließ die Fotos sinken. »Geht es darum, weil die beiden Engländer sind?«
    »Nicht nur«, antwortete Sir James. »Es sind leider nicht die einzigen Opfer. Im August fiel das Ehepaar aus London den Ratten zum Opfer. Inzwischen haben wir Dezember. In der Zwischenzeit haben wir fünf weitere Tote zu beklagen, insgesamt also sieben Opfer. Es wird höchste Zeit, daß dieser Bestie das Handwerk gelegt wird.«
    »Man muß sie vernichten«, fügte Körety hinzu.
    Ich wandte mich an ihn. »Gibt es Spuren?«
    »Ja und nein, Mr. Sinclair. Ich will mal so anfangen. Auch unser Land gehört zu denen, wo Legenden blühen, wo alte Geschichten Wahrheit werden, wo die Menschen eng mit der Vergangenheit und deren Rätsel vertraut sind. Man glaubt an gewisse Dinge, man lebt mit ihnen, man ist mit ihnen vertraut, man schiebt sie nicht weg. Muß ich Ihnen etwas über die Zigeunermagie erzählen?«
    »Das brauchen Sie nicht.«
    »Sehen Sie. Man bildete eine Sonderkommission. Die Mitglieder dieser Kommission haben herausgefunden, daß in der Nähe der Tatorte eine Frau existiert, die mehr weiß. Eine uralte Zigeunerin.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Nichts Konkretes. Das ist es ja. Sie hat darauf hingewiesen, daß die Gefahr von einem einzigen Ort ausgeht. Von einem Gebäude, einem nicht alltäglichen Haus.«
    »Sie machen es aber spannend, Mr. Körety.«
    »Nun ja, es ist auch nicht einfach. Ich will es Ihnen sagen, Mr. Sinclair. Dieses Haus, von dem ich bisher nur verschwommen geredet habe, ist ein Gefängnis nahe des Sees. Eine alte Festung mit dicken, ausbruchsicheren Mauern…«
    »Moment mal. Wenn Sie dermaßen davon überzeugt sind, daß wir es mit ausbruchsicheren Mauern zu tun haben, dann ist es fast unmöglich, daß der oder die Killer aus dem Gefängnis gekommen sind.«
    »Für uns ja. Es bleibt die Aussage der alten Lorri.«
    »Ist das die Zigeunerin?«
    Körety nickte. »Sie war der Meinung, daß die Mauern Unheil bergen und es von Zeit zu Zeit entlassen.«
    »Ratten kommen überall durch«, murmelte ich.
    »Das haben wir uns auch gesagt. Dem wiederum stehen die Aussagen der Ärzte gegenüber. Die Ratte muß menschengroß gewesen sein. Was würden Sie daraus schließen, Mr. Sinclair?«
    »Daß der Killer im Zuchthaus sitzt und es schafft, sich in eine Ratte oder ein Rattenmonster zu verwandeln.«
    Körety schwitzte. Mit der Handfläche putzte er den Schweiß weg.
    »So haben wir auch gefolgert. Ich darf gar nicht daran denken, daß so etwas geschehen ist. Wir stehen auf dem Trockenen. Sie sind nicht zum

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