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0560 - Der Rattenmensch

0560 - Der Rattenmensch

Titel: 0560 - Der Rattenmensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ist es auch gefährlich. Wann soll ich fliegen?«
    »So rasch wie möglich«, antwortete der Ungar. »Das Ticket liegt bereit.«
    »Danke.«
    Körety reichte mir die Hand und hielt sie fest. »Sollten Sie es tatsächlich schaffen, das Grauen zu stoppen, bekommen Sie bestimmt den höchsten Orden, den es in unserem Land gibt. Dann haben Sie einen Freifahrtschein für Ungarn.«
    »Der Schein reicht mir. Den Orden können Sie sich sparen. Ich bin kein Freund davon.«
    »Wie Sie meinen.«
    »Dann lassen Sie mich mal aussteigen. Ich möchte mich noch von jemandem verabschieden.«
    »Ich begleite Sie«, sagte Sir James. Er kletterte vor mir aus dem Fahrzeug.
    Geduckt lief ich auf den Hauseingang zu. Sir James folgte mir langsamer, mit aufgespanntem Schirm. Sein Gesicht wirkte nicht allein wegen des Wetters grau, er sorgte sich um mich, das war ihm anzusehen.
    »Sie haben es sich gut überlegt?« fragte er noch einmal.
    »Was man eben gut nennt. Viel ändern kann ich nicht, Sir. Aber ich brauche mir nur die Fotos in Erinnerung zu rufen, um zu wissen, daß dieser Bestie das Handwerk gelegt werden muß. Sollte es sich tatsächlich um ein Rattenmonster handeln, dann bin ich einfach verpflichtet, es zu stoppen. Wer sonst sollte es können?«
    »Stimmt auch wieder.«
    »Sonst noch etwas, Sir?«
    »Ja, John. Kommen Sie gesund zurück. Ich bitte Sie inständig darum.«
    »Ich werde sehen, was sich machen läßt.« Wir reichten uns die Hände, dann ging mein Chef. Er stieg in den Volvo. Sacht rollte der Wagen an und verschwand in den grauen Regenschleiern.
    Sehr nachdenklich schritt ich durch die Halle. Auch der Portier sprach mich nicht an. Er mußte an meinem Gesicht erkannt haben, daß ich Probleme wälzte.
    Ich fuhr hoch und fand Glenda im Wohnraum. Sie sah mir ins Gesicht, ich erwiderte den Blick, dann folgte ihre Frage: »Der Abend ist hin, nicht wahr?«
    »So ähnlich.«
    »Wie ist es gelaufen?«
    »Ich muß nach Ungarn.«
    Glenda gab keine Antwort, sie starrte mich nur an. Sie fragte nicht nach den Gründen, die erklärte ich ihr in Stichworten. Glenda gehörte zu den verschwiegenen Personen, aus ihrem Mund würde kein Wort dringen, dessen war ich mir sicher.
    »Hast du Angst, John?«
    »Wenn ich ehrlich bin – ja.«
    »Das hätte ich auch.« Sie legte mir beide Hände auf die Schultern.
    Daß wir unser Liebesspiel nicht mehr fortführten, verstand sich von selbst. Ich war dazu nicht mehr in der Lage. Die schrecklichen Bilder, die ich gesehen hatte, konnte ich einfach nicht mehr aus dem Gedächtnis löschen. Glenda wäre die letzte gewesen, die kein Verständnis dafür gezeigt hätte…
    ***
    Die Zelle war etwas größer als die Verliese, in denen die Häftlinge allein hockten. Dennoch waren die Wände ebenso groß, das Fenster klein, quadratisch und vergittert. Eine Toilette ohne Deckel befand sich neben der Tür.
    Die Seite, die mir gehörte, zeigte nichts Persönliches. Wo mein Mitgefangener lag, sah ich vergilbte Poster an den Wänden. Auf dem kleinen Tisch neben dem Bett stand das Geschirr, lag ein Besteck und ein verstaubtes Buch.
    Vielleicht fiel am Morgen oder am Mittag das Licht durch das Fenster. Am frühen Abend jedoch war es draußen bereits dunkel.
    Allerdings strich in regelmäßigen Intervallen der Strahl eines Scheinwerfers über die Außenwand und gab etwas von seinem Widerschein an das Fenster ab, so daß ich einen huschenden Schatten sah.
    Ansonsten brannte eine Glühbirne unter der Decke. Sie selbst wurde durch ein Gitter geschützt.
    Die Türen bestanden aus Metall, besaßen Riegel, Schlösser, ein Guckloch und eine Klappe.
    So trostlos wie die Zellen sahen auch die Gänge des Zuchthauses aus. Die dicken Mauern gaben einen feuchten, muffigen Geruch ab.
    Ich glaubte nicht, daß es die Heizkörper schafften, diesen Gestank zu vertreiben oder Wärme zu bringen.
    Der in unserer Zelle war zwar voll aufgedreht, wie ich durch eine Prüfung festgestellt hatte. Viel Wärme drang jedoch nicht in den Raum.
    Die Ungarn hatten alles hervorragend organisiert. Ich war in einen Gefängnistransporter gestiegen und in das Zuchthaus gebracht worden. Die übliche Prozedur des Kleiderwechsels war in einem Einzelzimmer abgelaufen, in Anwesenheit des Direktors, der dafür sorgte, daß ich meine Waffen mit in die Zelle nehmen konnte.
    Beretta, Dolch und Kreuz!
    Ich trug die Waffen auf der nackten Haut. Die feste, graue Drillichkleidung verbarg sie. Die Beretta hatte ich mir an der linken Innenseite des Schenkels befestigt, den

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