0561 - Hetzjagd der Vampire
der Vampir im Bann vielfacher Schwerkraft. Statt seiner gewohnten neunzig Kilo wog er plötzlich fast das Zehnfache.
Dem waren seine Muskeln nicht gewachsen; ächzend sank er zusammen.
Der Kampf gegen die Überschwerkraft hinderte ihn daran, sich auf seine Vampir-Magie zu konzentrieren und etwas gegen den Angreifer zu unternehmen. Er hatte genug damit zu tun, sich selbst zu stabilisieren und den Angriff einigermaßen abzuwehren. Für einen Gegenangriff blieben weder Kraft noch Gedanken.
»Aufhören«, keuchte Sarkana. »Hört auf! Die Schlacht ist geschlagen!«
Im gleichen Moment beendeten Astaroth und Astardis die Aktion. Sie brachen sie abrupt ab. Die Energien, die sie der Falle hatten zufließen lassen, wurden nun nicht mehr von ihnen gesteuert. Zorrn begann böse zu lachen. Er nahm den vernichtenden Druck von Sarkana.
Der Vampir atmete auf.
Er gestand es sich ungern ein, aber er wußte seit diesem Moment, daß Zorrn ihm um ein Vielfaches überlegen war. Wenn sie sich beide jemals im Kampf gegenüberstehen würden, durfte Sarkana keine offene Auseinandersetzung riskieren. Er würde sie unweigerlich verlieren. Zorrn besaß eine weitaus stärkere Magie als er.
Diese neuerliche Auseinandersetzung würde jedoch kaum ausbleiben. Sie begann in dieser Stunde.
Sarkana und Zorrn waren zu Todfeinden geworden.
Eine Zusammenarbeit wie bisher, um Gryf in eine Falle zu locken, um Julian Peters ausfindig zu machen, um Stygia eine Niederlage beizubringen - war künftig nicht mehr möglich.
Sarkanas Haß war erwacht.
Doch Zorrn würde er nur aus dem Hinterhalt heraus bekämpfen können. Zorrn war zu stark.
In Sarkanas Augen flammte unbändige Wut, als er den Corr anstarrte.
»Wenn der Plan scheitert, ist es deine Schuld, Zorrn«, stieß er hervor. »Und er muß jetzt scheitern. Dein hinterhältiger Angriff auf mich…«
»Hat das Schlimmste verhindert«, unterbrach ihn Zorrn spöttisch. »Gut, wir brechen alles ab. Aber warum schlugst du mich nieder? Weil du jemanden schützen wolltest?«
Zorrn wandte sich um - und verschwand auf die den Dämonen eigene Art.
Fassungslos sah Sarkana dorthin, wo Zorrn sich eben noch befunden hatte,
Weil du jemanden schützen wolltest?
»Du Hund!« schrie er ins Leere, »Wen sollte ich schützen wollen? Beweise deine Anschuldigung!«
Aber warum sollte Zorrn sie beweisen?
Ihm reichte es, diese Anschuldigung vorgebracht zu haben.
Der Verdacht war da, und etwas blieb immer hängen, selbst wenn Sarkana alles versuchte, diesen üblen Verdacht zu entkräften.
Astaroth und Astardis schwiegen dazu - vorerst noch.
Sicher machten sie sich jedoch jetzt ihre Gedanken.
Während sich niemand mehr darum kümmerte, was in der Falle Llanrhyddlad geschah…
***
Wo nichts existierte, existierte auch der Tod nicht, existierte das Sterben nicht.
Aber wo der Tod nicht existierte, existierte ebenso kein Leben.
Zamorra wußte das, als er sich und Gryf in der grauen Zone wiederfand. Hier gab es kein Oben und Unten, weder Struktur noch Raum. Das Grau war allbeherrschend, und es verdichtete sich langsam, wurde immer dunkler und begann, sich aufzulösen.
Auch Zamorra und Gryf würden von dieser Auflösung befallen werden, das wußte der Parapsychologe. Er erinnerte sich die Erzählung Ted Ewigks, der sich bei einem »Reiseunfall« mit den magischen Regenbogenblumen auch in dieser Grauzone verfangen hatte, weil der Transportvorgang abgebrochen worden war. Ted hatte damals Glück gehabt, war der tödlichen Falle entkommen, noch während er begonnen hatte, sich mit dieser Zone aufzulösen… [6]
Und dasselbe Glück hatten Zamorra und Gryf jetzt auch!
Denn in dem Moment, in dem Zamorra die Fähigkeit des zeitlosen Sprungs verlor, gewann Gryf sie wieder. Zamorra hielt ihn noch immer fest, und Gryf vollendete den zeitlosen Sprung!
Die dafür notwendige Vorwärtsbewegung konnte er in dieser nichtexistenten Zone nicht ausführen, aber es klappte trotzdem, da Zamorra den Sprwig ja schon eingeleitet hatte. Ganz verstand Zamorra es selbst nicht, aber das ganze erschreckende Ereignis dauerte auch nicht mehr als vielleicht eine halbe Sekunde. In dieser Welt existierte nichts - also wahrscheinlich nicht einmal die Gesetzmäßigkeiten von Physik und Magie.
Es rettete sie davor, ihre eigene Existenz zu verlieren, ohne jemals zu sterben…
Sie materialisierten an einem völlig anderen Ort, unter einem völlig anderen Licht - aber die riesige Kirche folgte ihnen dabei!
Und nicht nur sie…
Auch die Vampire,
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