0561 - Hetzjagd der Vampire
verändert.
Es gab das Gefühl nicht mehr, beobachtet zu werden! Wer oder was auch immer sich hier aufgehalten hatte, es war jetzt fort!
Mit dem Sarg?
War die unbekannte Entität, von der Gryf sich beobachtet und bedroht gefühlt hatte, für das Verschwinden der Totenkiste verantwortlich?
Was war das für ein Wesen, das sich dem paranormalen Zugriff des Silbermond-Druiden entzog?
Blitzschnell kehrte er im zeitlosen Sprung nach draußen zurück. Seine böse Ahnung bewahrheitete sich…
Der Staub war verschwunden, und ebenso die Kleidung des Vampirs!
Nichts mehr zeugte davon, daß vor Minuten hier eine Kreatur der Finsternis zu Staub zerfallen war!
Auch den Eichenpflock gab es nicht mehr!
Gryf sah sich um. Die Wolken schoben sich wieder vor die Morgensonne. Da zog der Silbermond-Druide es vor, sich erst einmal zu entfernen.
Diese Sache wurde ihm unheimlich…
***
Etwas, das zugreifen wollte, faßte ins Leere.
Um ein paar Sekunden zu spät hatte es sich zum Angriff entschlossen. Das Opfer, das seine Position so schnell verändern konnte, war endgültig fort.
Endgültig…?
***
Über Château Montagne schien die Sonne. Es war ein warmer Herbstnachmittag, und Gryf ap Llandrysgryf genoß die Wärme vor einem möglicherweise sehr kalt werdenden Winter Irgendwo weit hinten auf dem Gelände am Berghang spielten der kleine Sir Rhett Saris, die Lafitte-Kinder und der Jungdrache Fooly, wachsam beäugt von Rhetts mißtrauischer Mutter Patricia Saris ap Llewellyn, die trotzdem nie verhindern konnte, daß der Drache dem Jungen einen Haufen dummer Streiche beibrachte, mit der Rhett dann seine Mutter und den Rest der Welt regelmäßig zur Verzweiflung brachte.
Zamorra, der Silbermond-Druide und Nadine Lafitte, die mit den Kindern zu Besuch gekommen war, machten es sich derweil am Swimming-Pool gemütlich. Der alte Diener Raffael Bois hatte einen kleinen Imbiß serviert.
Nicole Duval, Zamorras Lebensgefährtin, Sekretärin und Mitkämpferin, kletterte gerade aus dem Wasser, griff nach einem Badetuch und begann sich abzufrottieren. Zamorra und Gryf genossen den Anblick ihrer nur mit einem winzigen String-Tanga bekleideten Gestalt.
»Willst du dich nicht auch ein wenig erfrischen, Gryf?« erkundigte sie sich, ließ das Tuch fallen und nahm in einem freien Gartenstuhl Platz. Dann griff sie nach ihrem Longdrink und nippte an der tiefblau schimmernden Flüssigkeit.
Der Silbermond-Druide schüttelte den Kopf. »Ich habe meine Badehose nicht dabei«, gestand er.
Nicole sah Nadine Lafitte an. »Stört uns das etwa?«
Aber die Mutter zweier Kinder enthielt sich einer Äußerung. Ihr Interesse galt nur teilweise ihrer unmittelbaren Umgebung; wichtiger war, was Fooly und die Kinder weit hinten im Schloßpark anstellten. Auch wenn Lady Patricia dort vor Ort aufpaßte, hieß das noch lange nicht, daß alles in Ordnung war und blieb.
Gryf sah wieder Zamorra an. »Kannst du dir vorstellen, womit ich es zu tun hatte? So etwas wie diese Sache habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt.«
Nun, dieses Leben währte immerhin schon mehr als achttausend Jahre! Das sah man dem Druiden allerdings nicht an, er machte den Eindruck eines etwa zwanzigjährigen, großen Jungen, der gern lachte und dessen Haarschopf noch niemals einen Kamm gesehen hatte. Gryf ap Llandrysgryf schien die ewige Jugend für sich gepachtet zu haben.
»Ein Vampir, dessen Staub einfach verschwindet… Genau wie seine Kleidung, sein Sarg… einfach alles. Und dann auch noch dieses eigenartige Wesen, das ich zwar gespürt habe, aber nicht erfassen konnte… Zamorra, gibt’s so was überhaupt? Du bist doch auch schon ziemlich weit rumgekommen in der Welt.«
Der Parapsychologe zuckte mit den Schultern.
»Der Vampir hatte einen Helfer in der Nähe. Vielleicht ein Wesen, das ihm hörig ist, das er versklavt hatte und ebenfalls zum Blutsauger machen wollte.«
Gryf schüttelte den Kopf.
»Glaube ich nicht«, wehrte er ab. »Dieser Helfer müßte dann schon an zwei Stellen zugleich sein können. Oder er müßte teleportieren können, so wie ich mich per zeitlosem Sprung bewege. Doch ich habe ja keine entsprechende Energieentwicklung wahrgenommen, und ich habe nur die Präsenz eines Wesens gespürt, keines zweiten.«
»Du konntest aber auch dieses eine Wesen nicht richtig erfassen, nicht wahr?« warf Nicole ein. Sie war der Unterhaltung auch vorher schon vom Wasser aus gefolgt. »Woher willst du dann wissen, ob es nicht vielleicht doch teleportieren konnte?
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