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0562 - Mordnacht in Paris

0562 - Mordnacht in Paris

Titel: 0562 - Mordnacht in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zugeben, als sie an der Front hochschaute und die Kuppeltürme sah. Besonders der in der Mitte erhob sich über die anderen hinweg und schien dem Himmel eine Botschaft bringen zu wollen.
    Der Wind wehte kalt und zugig. Sarah Goldwyn schlang den Schal fester um ihren Hals und vergrub beide Hände in den Taschen ihres wollenen Mantels.
    Die Reisegruppe setzte sich aus Personen der unterschiedlichsten Altersstufen zusammen. Auffallend viele junge Leute befanden sich darunter, bei dem günstigen Preis kein Wunder.
    Die jüngeren hatten die Horror-Oma ins Herz geschlossen und sich darüber gewundert, was diese Frau alles wußte und was sie noch mitmachte. Beim Pokern hatte sie es ihnen gezeigt. Sie durchschaute fast jeden Bluff.
    Gemeinsam hatte man die Kirche besichtigt und sich sogar beeilen müssen, denn die Dunkelheit kam im Dezember sehr früh, besonders an düsteren Tagen.
    Voll der Eindrücke standen sie vor dem Kirchenportal und schauten über die Häuser hinweg. Die klebten wie Vogelnester an den von zahlreichen Gassen und Straßen durchzogenen Hängen.
    Ein junges Paar stellte sich neben Lady Sarah. Die beiden waren verlobt, arbeiteten in einer Bank und kamen ebenfalls aus London.
    »Na, Mrs. Goldwyn, das war doch toll.«
    »Ich will es nicht abstreiten, Judith.«
    Die Blonde mit dem Kurzhaarschnitt lachte. »Wie Sie das sagen. Sie kann wohl nichts mehr erschüttern.«
    »Wissen Sie, Judith, wenn Sie erst mal mein Alter erreicht haben, werden Sie auch so abgeklärt sein.«
    »Alter ist gut!« lachte Ben, der Verlobte. »Sie sind doch jünger als viele Typen in unseren Jahren. Und wie Sie mit den Karten umgegangen sind, das erinnerte mich schon an Zocken.«
    »Ich habe in meinem Leben viel erlebt.« Sie lächelte freundlich.
    »Sagen wir mal so, mir ist nichts Menschliches fremd.«
    Der junge Mann hatte sich eine Pudelmütze übergestreift. »Ja, das glaube ich Ihnen.«
    »Und heute abend, Mrs. Goldwyn…«
    »Bin ich leider nicht bei euch.«
    Auf Judiths Gesicht zeichnete sich Enttäuschung ab. »Wollen Sie schon ins Bett? Das traue ich Ihnen nun nicht zu.«
    »Um Himmels willen, Kinder. Nein, ich werde nicht ins Bett gehen. Wenigstens nicht zu früh, wenn Sie verstehen. Ich habe noch etwas vor. Wissen Sie, ich versprach einer Bekannten, sie zu besuchen, und dieses Versprechen möchte ich einlösen.«
    »Kommen Sie denn noch?« fragte Ben.
    »Klar doch, Junge. Außerdem bin ich Ihnen eine Revanche schuldig.« Sie zwinkerte ihm zu. »Wir müssen ja noch pokern.«
    »Stimmt auch wieder.«
    »Tja, dann will ich mich mal verabschieden.«
    Judith staunte. »Wollen Sie zu Fuß gehen?«
    »Nein, ich nehme mir ein Taxi.«
    Die Reiseleiterin rief die Gruppe zusammen. Lady Sarah sonderte sich ab. Sie hatte der jungen Frau schon Bescheid gegeben und wußte auch, wo sie ein Taxi finden konnte.
    Sie wartete, bis ihre Gruppe in den Bus gestiegen war, und ging dann weiter. Noch durch die Grünfläche, die Sacre Coeur umschloß, schon bald erschienen die ersten Wohnhäuser am Hang.
    Aus den Kaminen quollen Rauchwolken, die der Wind erfaßte und zerriß. Es herrschte nicht viel Trubel, für Paris ungewöhnlich, auch für Montmartre, aber der Dezember forderte seinen Tribut.
    Noch im Hellen erreichte Lady Sarah den Taxistand und fand ihn leer.
    Das wurmte sie.
    Nicht weit entfernt, ein Stück den Hang hinunter, leuchtete das Schild eines kleinen Bistros. Von dort wollte Lady Sarah ein Taxi bestellen. Als sie die gläserne Tür aufstieß, drangen ihr Stimmenlärm und Rauchschwaden entgegen. Aus der Musikbox drang die unverkennbare Stimme der großartigen Edith Piaf. Pariserischer als dieses Lokal konnte es in der Hauptstadt gar nicht sein.
    Lady Sarah wurde begrüßt wie eine Freundin. Man sprach sie an, sie gab Antworten und mußte einen Schluck mittrinken. Zwischen zwei Männern stand sie an der Theke.
    »Einen Pastis.«
    »Wunderbar!« rief einer und bestellte gleich zwei.
    In der Nähe lachte eine junge Frau. Sie trug ihr rot gefärbtes Haar hochtoupiert. Das grüne Kleid mit dem viereckigen Ausschnitt saß eng wie eine zweite Haut. An den Fingern blitzten zahlreiche Ringe.
    Ihr Lachen verstummte abrupt, ein ernster Ausdruck überzog das Gesicht. Jemand reichte ihr eine Zigarette. Sie saugte daran und blies den Rauch gegen eine alte Lampe. Mit lauter Stimme erklärte sie:
    »Ich bin gestern zum zweitenmal geboren worden. Der Mörder hätte mich fast erwischt. Mein Schal hat sich gelöst, sonst wäre es aus gewesen.«
    »Wie

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