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0562 - Mordnacht in Paris

0562 - Mordnacht in Paris

Titel: 0562 - Mordnacht in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Menschen aus mehreren Jahrhunderten begraben. Zeugen der Geschichte. Lokalpatrioten, mutige Männer und Frauen, aber auch Diebe, Mörder und andere Verbrecher.
    Der Adel war ebenso vertreten wie das Bürgertum. Katholiken, Protestanten und Menschen zahlreicher anderer Glaubensrichtungen hatten auf dem Hügel die letzte Ruhestätte gefunden.
    Der Friedhof selbst lag nicht einmal hoch. Das Gelände breitete sich quasi am Beginn von Montmartre aus. Man sagte einfach der Friedhof auf dem Hügel, da wußte jeder Bescheid.
    Lady Sarah wollte den Friedhof in Ruhe durchwandern, da sie ein bestimmtes Grab interessierte. In einem ihrer zahlreichen Bücher hatte sie über den Friedhof Näheres gelesen und eben den Hinweis auf dieses eine Grab gefunden.
    Ein Templer-Grab…
    Sie hätte John Sinclair darüber informieren können, doch sie wollte abwarten und erst einmal feststellen, ob das Grab noch so vorhanden war, wie sie es als Abbildung gesehen hatte.
    Ihre Gedanken hatten sich auch während der Besichtigungstour um das Grab gedreht. Nun allerdings war sie durch die Erzählung der rothaarigen Giselle abgelenkt worden. Dieser bucklige Killer beschäftigte sie mehr, als sie zugeben wollte.
    Sie mußten in einer verstopften Gasse halten. Zwischen mehreren Hupsignalen sprach der Fahrer Lady Sarah an. »Ich bin ja im Prinzip nicht neugierig, Madame, aber ist das nicht gefährlich, was Sie vorhaben?«
    »Wieso?«
    »Allein auf dem Friedhof.«
    »Aber Monsieur. Haben Ihnen die Toten schon mal etwas getan?«
    Er steckte sich eine Filterlose zwischen die Lippen, hupte einige Male und lachte. »Nein, mir nicht. Aber denken Sie daran, wir haben hier einen Mörder.«
    »Oui, einen fünffachen.«
    »Sie sind informiert.«
    »Ihr Freund war so frei.«
    Der Fahrer nickte, hupte, nickte wieder und zündete den Glimmstengel nicht an. Die Straße wurde frei. »Sehen Sie, deshalb habe ich Angst. Wenn Ihnen der entgegenkommt, ist es aus.«
    »Wäre ich vierzig Jahre jünger, würde ich Ihnen zustimmen, so aber nicht.«
    »Da können Sie recht haben.«
    »Ich will auch nur ein Grab besuchen, das ist alles. Ein Vorfahre meines leider viel zu früh verstorbenen Mannes hat auf dem Friedhof seine letzte Ruhestätte gefunden. Da ich schon mal in Paris bin, möchte ich ein altes Versprechen einlösen.«
    »Das muß man Ihnen hoch anrechnen.«
    Lady Sarah winkte ab. »Alles halb so wild, Monsieur, ich habe ja Zeit und nichts mehr zu versäumen.«
    »Nicht alle denken so wie Sie. Besonders nicht hier in Paris.«
    Sie rollten durch einen Wirrwarr kleiner Straßen. Allein hätte sich Lady Sarah nicht zurechtgefunden. Montmartre war herrlich ursprünglich geblieben. Die schmalen Häuser, die krummen Dächer mit den Atelierfenstern, der Rauch aus den Kaminen, die alten Straßenlaternen, die Menschen, Hunde und Katzen.
    Musik aus den Bars und Bistros verzauberte die Gegend, aber es gab auch stille Flecken, düstere Ecken, wo sich die Schatten der Dämmerung zu tiefgrauen Schleiern zusammenballten.
    Kurz vor dem Friedhof änderte sich das Bild. Die Umgebung wurde übersichtlicher. Neue Bauten überragten die alten, und vor ihnen lag sehr bald die gewaltige Fläche des Friedhofs mit einem seiner breiten Eingänge. Das kunstvolle Tor aus Schmiedeeisen war mit Ornamenten verziert worden. Sie zeigten Motive aus dem Leben und dem Sterben der Menschen. Oft war der Sensenmann zu sehen.
    Er wirkte jedesmal wie eine Drohung.
    Lady Sarah fielen die zahlreichen dunklen Fahrzeuge auf, die neben dem Tor parkten.
    »Ist jetzt noch eine Beerdigung?«
    »Das glaube ich nicht.« Der Fahrer wollte das Wechselgeld heraussuchen, doch Sarah Goldwyn winkte ab. »Nein, ist schon gut.«
    »Oh, danke. Und geben Sie auf sich acht.«
    »Das mache ich – danke.«
    Lady Sarah ging durch das offenstehende Tor. Der Wagen rollte hinter ihr an. Seine Scheinwerfer schwenkten noch einmal über den Platz, dann schluckte ihn die Dämmerung.
    Lady Sarah hatte den Friedhof betreten. Sie blieb für einen Moment stehen. Aus der Seitentasche des Mantels holte sie einen Plan hervor, faltete ihn auf und fuhr mit dem Zeigefinger die aufgezeichnete Linie nach, die genau an diesem Eingang begann und dort endete, wo sich das Grab des Templers befand.
    Selbst in der einbrechenden Dunkelheit mußte der Weg zu finden sein. Sarah Goldwyn steckte voller Optimismus.
    Ein unangenehmes Gefühl beschlich sie schon, als sie über einen der zahlreichen Hauptwege ging. Der Wind war noch nicht zur Ruhe gekommen. Er

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