0566 - Odins Zauber
laß dir von Zamorra und seinen Freunden helfen.«
Er löste sich aus ihrer Umarmung, wandte sich um und verließ das Zimmer, die kleine Kellerwohnung, das verfallene Mietshaus, die Straße…
Der Jäger war unterwegs!
***
Angelique lief ihm nicht nach. Sie wußte, daß sie ihn nicht aufhalten konnte.
Früher, als Maurice noch lebte, hätte sie ihn vielleicht von seinem selbstmörderischen Unternehmen abbringen können, jetzt aber hatte sie keinerlei Einfluß mehr auf ihren Bruder.
Selbstmörderisch…
Der Gedanke erschreckte sie. Wollte er sich auf diese Weise vielleicht tatsächlich umbringen? Wollte er sich selbst bestrafen, weil er damals zu spät gekommen war, um Maurice zu rotten?
Er konnte gegen Lucifuge Rofocale nicht ankommen. Er mußte scheitern.
Sie schritt aufgeregt in der kleinen Wohnung auf und ab und kehrte dann wieder in Yves’ Zimmer zurück.
Und sah die Kerze.
Sie wunderte sich darüber. Wieso hatte Yves eine Kerze auf seinem Tisch stehen? Es hatte seit Tagen keinen Stromausfall, mehr hier in den Slums gegeben…
Etwas stimmte nicht.
Sie war den Tränen nahe, als sie beschloß, Professor Zamorra zu informieren. Vielleicht konnte er Yves irgendwie aufhalten oder ihm wenigstens zur Seite stehen.
Sie hatte Maurice verloren, sie wollte nicht auch noch Yves verlieren.
Nicht in einem sinnlosen Kampf, den er nicht gewinnen konnte.
Lucifuge Rofocale war der Herr der Hölle. Niemand konnte ihn besiegen.
Auch nicht ein Schatten…
***
Sie waren wieder ins Haus zurückgekehrt. Sobald sich eine Wolke vor die Sonne schob, wurde es doch empfindlich kühl draußen.
»Worüber hat sich dieser Schmetterling mit dir eigentlich unterhalten?« wollte Zamorra von Monica wissen. »Deine Schwester sagte, er hätte eine Menge Unsinn geredet.«
»Hat er auch«, gestand die Telepathin. »Ich hab’s kaum begriffen, und… Seltsam!«
»Was ist seltsam?«
»Daß wir uns nicht mehr daran erinnern können«, warf Uschi ein. »Ich meine, an das, was der Schmetterling zu erzählen hatte. Es ist einfach fort, wie weggeblasen«, sprach Monica weiter. »So etwas habe ich noch nie erlebt! Nicole, hast du was behalten? Du hattest doch auch vorübergehend Kontakt?«
Die Französin schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber da kann ich auch nicht weiterhelfen.«
»Das ist doch nicht normal«, meinte Zamorra. »So schnell vergißt man doch selbst das belangloseste Gespräch nicht!«
»Was sich so Gespräch nennt«, brummte Tendyke. »Bei allem Respekt vor euren telepathischen Fähigkeiten - aber das sind Schmetterlinge! Insekten !«
»Vielleicht sind sie aber auch eine neue Lebensform, die uns bisher unbekannt war«, gab Zamorra zu bedenken.
»Du glaubst wirklich, daß es sich um intelligente Wesen handelt?«
»Drei Telepathinnen hatten immerhin Kontakt zu ihnen und behaupten übereinstimmend, daß eine Unterhaltung stattfand!«
»Zwei!« widersprach Tendyke. »Weil du Uschi und Monica getrost als eine Telepathin rechnen kannst. Aber daß sich die Ladies jetzt nicht mehr an den Inhalt dieser Unterhaltung erinnern können, gibt mir doch erheblich zu denken. Ihr habt euch das alles auch bestimmt nicht eingebildet?«
»Vielleicht hat ja der Schmetterling dafür gesorgt, daß wir uns nicht mehr erinnern können«, überlegte Nicole.
»Warum sollte er das Gespräch dann erst gesucht haben?« widersprach Tendyke. »Das wäre doch -unlogisch!«
Sekundenlang dachte Zamorra daran, daß Scarth von ›grauen Motten‹ gesprochen hatte. Hatte er sieh wirklich nur abwertend über die Schmetterlinge äußern wollen, oder hatte er tatsächlich etwas ganz anderes gesehen?
Aber im nächsten Moment… war diese Frage schon wieder aus Zamorras Gedanken verschwunden!
»Vielleicht kommen sie ja bald zurück«, hörte er sich sagen.
»Hoffentlich«, tönte es einstimmig von den anderen, fast wie im Chor.
Niemand sprach mehr von Unlogik, und niemand sprach mehr über eine telepathische Unterhaltung, deren Inhalt verlorengegangen war.
Aber jeder der fünf Menschen sah in Gedanken die herrlich bunten Schmetterlinge vor sich in der Luft tanzen und hoffte, daß sie diese wundervollen Wesen bald Wiedersehen würden.
Hoffentlich kehrten sie bald zurück!
***
Yves Cascal betrat das Lokal und sah den Mann mit dem Wanderstab und dem Schlapphut an der Theke stehen.
Einen Augenblick lang fragte sich Cascal, was er selbst hier wollte. Dies war nicht seine Zeit, und es war auch keines seiner Stammlokale.
Routinemäßig sah er sich
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