0566 - Odins Zauber
um, checkte das Lokal…
Ein Notausgang neben der Theke, keine Polizisten im Raum.
Ombre ließ sich nahe der Tür an einem Fenstertisch nieder.
Was tue ich hier? Wieso bin ich hierher gekommen? Ich hatte doch ein ganz anderes Ziel!
Der Mann an der Theke wandte sich um. Ganz langsam sah auch er in die Runde.
Irgendwie spürte Ombre, wen der Mann mit dem Schlapphut mit seinem Blick suchte: Ihn, Yves Cascal.
Jetzt kam der hochgewachsene Fremde auf seinen Fenstertisch zu. Er fragte nicht, ob er sich zu ihm setzen dürfe, er nahm einfach Platz.
Jetzt sah Yves, daß der Mann nur ein gesundes Auge hatte. Das andere wurde von einer schwarzen Klappe bedeckt.
»Die Getränke in diesem Lokal sind erbarmungswürdig schlecht«, sagte der Alte rauh.
Seine Stimme klang eigenartig. Sie schien in Ornbres Gedanken nachzuhallen. Es war auch kein englisch oder französisch, das der Fremde sprach, auch kein Cajun.
Was war das für eine Sprache?
Yves hatte sie nie zuvor gehört, und doch verstand er sie.
»Warum sind Sie dann hier?« fragte Ombre schroff zurück. »Und - wer sind Sie überhaupt?«
Der Fremde lehnte den Wanderstab an die Tischkante und beugte sich vor. »Du bist nicht der, der es haben sollte, Gib es mir.«
»Wovon reden Sie?«
»Gib es mir!« Der Einäugige streckte beide Hände aus. »Sofort!«
Obgleich er in normalem Tonfall sprach, klangen seine Worte drängend.
Yves spürte, daß irgend etwas mit diesem Mann war, das er nicht einmal ansatzweise zu erfassen vermochte.
Der Einäugige war… kein Mensch!
Aber was war er dann?
Ein Dämon?
Der Fremde beugte sich noch weiter vor, als Ombre seinem Befehl nicht nachkam. Ombre spürte, wie etwas Unglaubliches nach seinem Geist griff.
Ombres Hand glitt unter die Jacke und zog ein Schießeisen hervor.
»Lassen Sie das! Sofort!« zischte er. »Unter dem Tisch habe ich eine Pistole auf Sie gerichtet. Ich werde schießen, wenn Sie nicht augenblicklich aufhören, mich zu manipulieren!«
Der Einäugige lachte leise auf, aber der düstere Druck schwand.
»Schieß ruhig«, sagte er. »Du kannst mich nicht töten.«
»Was halten Sie von einem Pyrophoritgeschoß?« fragte Ombre kalt. »Das killt selbst Dämonen. Weil sich das Feuer nicht löschen läßt.«
»Auch damit kannst du mich nicht töten. Ich bin kein Dämon. Das Amulett müßte dir das doch verraten. - Gib es mir. Du solltest es nicht haben.«
»Das also wollen Sie«, murmelte Cascal.
Er lehnte sich zurück, ließ dabei die Knarre blitzschnell wieder im Holster verschwinden und schüttelte den Kopf.
»Vor einem Jahr, vielleicht vor einem halben, hätten Sie mich mit Leichtigkeit überreden können. Ich hätte Ihnen noch was draufgezahlt, wenn Sie es fertiggebracht hätten, das verdammte Amulett zu behalten. Aber Sie kommen zu spät, Mister, denn jetzt behalte ich es selbst.«
»Du kannst wenig damit anfangen. Es ist Magie, reine Magie - aber du bist kein Magier.«
»Verschwinden Sie«, sagte Cascal. »Ich mag keine Amulett-Diebe.«
»Es ist nicht für dich gemacht«, wiederholte der Einäugige. Immer noch hielt er beide Hände ausgestreckt.
Cascal ertappte sich dabei, wie er sein Hemd öffnete, unter dem er das Amulett an einer Kette vor der Brust trug, so wie er es bei Zamorra gesehen hatte.
Er schloß die Knöpfe wieder. »Weshalb interessieren Sie sich dafür?« fragte er scharf. »Und wieso haben Sie mich hierher gelockt? Das waren doch Sie, oder? Wie haben Sie das gemacht?«
Der Einäugige deutete mit dem Zeigefinger auf Ombres Brust.
»Du hast die Kerze gefunden«, sagte er. »Sie brachte dich zu mir.«
»Und das war’s dann auch schon«, erwiderte Ombre. »Ich mag’s nicht, manipuliert zu werden. Verschwinden Sie, wer auch immer Sie sind! Ich habe mit Ihnen nichts zu schaffen!«
Ombre wollte sich erheben…
Doch er schaffte es nicht.
Unwillkürlich griff er wieder zur Waffe - aber seine Hand erreichte die Pistole mit der Spezialmunition nicht mehr!
Etwas hinderte ihn daran, die Waffe zu ziehen.
Statt dessen brachte dieses Etwas ihn dazu, sein Hemd erneut zu öffnen und das Amulett loszuhaken.
Der Einäugige nahm es entgegen und betrachtete es.
Ombre registrierte so etwas wie enttäuschte Überraschung im Gesicht des Unheimlichen. Noch erstaunter war er, als ihm der Fremde die Silberscheibe zurückgab.
»Nicht du bist der falsche Mann, sondern es ist das falsche Amulett«, sagte der Einäugige. »Geh deiner Wege.«
Der Druck, der Ombre an seinen Bewegungen gehindert hatte,
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