0567 - Der Mann aus dem Eis
Umständen durften sie nicht darauf hoffen.
„Wir müssen warten, bis auf Stato II eine Entscheidung gefallen ist", entschied Rhodan. „Wie auch immer der Kampf Schmitts enden mag..."
Die Energiemumie, in deren Gruft Schmitt materialisierte, war voll aktiv. Ihre Gedanken überfluteten ihn, bevor er sich richtig an die neue Umgebung gewöhnt hatte.
„Ich habe gewußt, daß du auch zu mir kommen würdest, Imago I. Ich begrüße dich. Es wird wohltuend sein, nach so langer Zeit wieder in einen Gedankenaustausch treten zu können."
„Deshalb bin ich nicht hier", erwiderte Schmitt benommen. Er lag auf der Plattform und hielt den Paradimschlüssel umklammert. Im Innern sahen alle Kuppeln gleich aus. Sie unterschieden sich eigentlich nur durch den persönlichen Charakter der einzelnen Imaginären.
„Ich bin gekommen, weil ich die Tat der letzten Möglichkeit ausführen muß", sendete Schmitt weiter. „Bei Tanfact AU'Berchere stieß ich dabei auf Verständnis."
„Wir können uns über alles unterhalten!" Hinter der Bereitschaft spürte Schmitt den Wunsch der Energiemumie, möglichst viel Zeit zu gewinnen. Das war ihr einziges Ziel. Eine andere, bessere Lösung als die Tat der letzten Möglichkeit hatte auch sie nicht anzubieten.
„Zum Diskutieren haben wir keine Zeit", erklärte Schmitt. „Du weißt, was ich tun muß."
In geduckter Haltung näherte er sich dem Rand der Plattform.
„Welcher der neun Imaginären bist du?" erkundigte er sich.
„Der Name ist nicht wichtig", dachte der ehemalige Cynoherrscher. „Wenn du zu mir herunterkommst, können wir uns bestimmt einigen."
In Schmitt schlug eine Alarmglocke an.
„Ich wollte sowieso hinabkommen", erklärte er.
Die Energiemumie antwortete nicht. Sie schien zu warten.
Schmitt hatte ein ungutes Gefühl. Eine Ahnung sagte ihm, daß der Imaginäre irgend etwas vorhatte.
Aber konnte er seinem ehemaligen Diener überhaupt gefährlich werden?
Schmitt wußte zuwenig über die jetzige Zustandsform der Imaginären, um sich darauf eine Antwort geben zu können.
Wenn er das seltsame Wesen in dieser Gruft jedoch töten wollte, mußte er die Plattform verlassen und zu ihm hinabgehen.
Er hatte gewußt, daß er Schwierigkeiten bekommen würde, doch er hatte niemals geglaubt, daß die Imaginären noch so intensiv leben könnten. Geistig schienen sie in keiner Weise behindert zu sein.
Vielleicht, überlegte Imago I, war es besser, wenn er den Namen der Mumie, die er zu töten beabsichtigte, nicht erfuhr. Auf diese Weise blieb sein erstes Opfer anonym.
Entschlossen, endlich zu beginnen, transitierte der Cyno in die Gruft hinab. Die milchige Substanz, in der sein ehemaliger Herr lebte, hüllte ihn ein.
Der Imaginäre war nur undeutlich zu erkennen. Schmitt machte ein paar Schritte auf den leuchtenden Körper zu.
Auch dieser Imaginäre besaß die unerklärliche Fähigkeit, immer einen gewissen Abstand zu Schmitt zu wahren.
Schmitt hob den Paradimschlüssel. Er merkte, daß seine Hände heftig zu zittern begannen. Dann schloß er die Augen.
„Was hast du vor?" fragte die Energiemumie.
Schmitt antwortete nicht.
Er berührte eine bestimmte Stelle des Zylinders.
„Imago I!" dachte die Energiemumie. „Imago I!"
Diesmal bemühte sie sich nicht, ihre Verzweiflung zu verbergen. Sie wußte genau, was Schmitt vorhatte. Sie schien zu spüren, daß die Entschlossenheit des Ewigen Bruders immer größer wurde.
Psionische Energie strömte aus dem Paradimschlüssel.
Der Imaginäre schickte telepathische Hilferufe aus.
„Du bist schon lange tot!" dachte Schmitt. „Nur noch deine Gedanken existieren. Dein Körper ist eine Energiespirale.
Du kannst niemals wieder wie ein echter Cyno leben."
„Aber ich existiere!" dachte der Imaginäre. „Du verstehst mich und kannst mich auch sehen."
„Ich sehe nichts", gab Schmitt zurück. „Was ich höre, kann mein eigenes Bewußtsein sein."
„Du kannst mich nicht töten!" Die Gedanken des Imaginären wurden immer verworrener. „Ich befehle dir, meine Gruft sofort zu verlassen. Imago II und Imago Ihaben den Imaginären immer gedient. Sie können mir nichts anhaben."
„Ich führe nur einen Befehl aus, den ich von dir und den acht anderen Imaginären vor einer Million Jahre erhalten habe", dachte Schmitt. „Dieser Befehl kann nicht aufgehoben werden."
Er wußte, daß er nicht länger argumentieren durfte, wenn er in seiner Entschlossenheit nicht schwankend werden wollte.
Zum zweitenmal berührte er den Paradimschlüssel
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