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057 - Schreckensmahl

057 - Schreckensmahl

Titel: 057 - Schreckensmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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daß Jonathan dazu nicht überredet werden konnte. Sie hatte
nicht die Kraft.
    Aber es mußte etwas geschehen. Jonathan und sie lebten
schon zu lange hier allein. Die Einsamkeit war noch größer geworden, als
Jonathan begonnen hatte, sich ganz in sein Hobby zu vergraben. Er führte
eigentlich mehr das Leben eines Junggesellen, der seinen Träumen nachhing, als
das eines Ehegatten.
    Es war an der Zeit, wieder mal Besuch einzuladen.
    Vielleicht würde das Jonathan auf andere Gedanken bringen
und ablenken.
    Die Idee kam ihr ganz plötzlich und nahm von einem
Augenblick zum anderen feste Formen an.
    Sie konnte ihren Bruder einladen!
    Brian war das letztemal vor mehr als drei Jahren hier
gewesen. Und mit der Einladung Brians schlug sie gleichzeitig zwei Fliegen mit
einer Klappe.
    Brian war Arzt, er konnte Jonathan einen Rat und eine
Empfehlung geben, so ganz nebenbei, ohne daß dies auffiel.
    Sandra Calley kaute auf ihren Lippen herum.
    Sie überlegte noch, ob es vielleicht nicht besser wäre,
Jonathan ins Vertrauen zu ziehen, ihm ihren Vorschlag zu unterbreiten. Aber
nein! Da würde er nicht mitmachen. Am besten würde es sein, wenn Brian –
scheinbar – ganz überraschend hier eintraf. Es mußte so aussehen, daß es ein
Zufall sein könnte! Dann war es unmöglich, daß Jonathan etwas gegen den Besuch
hatte.
    Die beiden Männer verstanden sich recht gut. Brian
interessierte sich für Jonathans Arbeit, fand jedoch, daß er ein bißchen zu
weit ging.
    Gleich nach dem Abwaschen setzte sie sich hin und schrieb
einen Brief an ihren Bruder.
    Sie schilderte Jonathans Verfassung und drückte ihre
Befürchtungen aus, daß er den Verstand möglicherweise verlieren könne, daß er
vielleicht schon jetzt nicht mehr wisse, was er eigentlich wolle.
    Sie gab ihrem Bruder gleichzeitig den Tip, bei seiner
Ankunft so zu tun, als ob sein Besuch zufällig wäre. Sie, Sandra, möchte nicht,
daß Jonathan das Gefühl habe, er, Brian, sei von ihr bestellt worden.
    Sie überlas den Brief noch mal, klebte ihn dann zu, warf
sich den alten Übergangsmantel über die Schultern und verließ das Haus. Der
nächste Briefkasten war fast eine Meile entfernt.
    Aber das machte nichts. Es tat ihr gut, bei diesem milden
Frühlingswetter mal einen Spaziergang zu unternehmen.
    Jonathan bemerkte von ihrem kleinen Ausflug nichts. Er hielt
sich im Keller auf und würde erst nach oben kommen, wenn sie ihm zum Abendessen
Bescheid sagte.
    Er hatte einen neuen Tick. Er bastelte an seinem privaten
Wachsfigurenkabinett!
    Drei Wochen nach Sandra Calleys Brief kam Besuch in das
abgelegene Haus.
    Brian Welverton, ein schlanker, drahtiger Bursche, der
aussah wie ein erfolgreicher Sportler, kam in einem schneeweißen Minicooper
vorgefahren.
    Brian war zweiunddreißig, sah aber aus, als wäre er
gerade zwanzig geworden. Seine Art sich zu bewegen und zu sprechen, erinnerte
mehr an einen großen, ungelenken Jungen, als an einen erwachsenen Mann, der
Doktor der Medizin war und dicht davor stand, in der Nähe von Brighton eine
kleine Praxis zu eröffnen.
    »Das wird nicht einmal mehr so lange auf sich warten lassen«,
sagte er am Abend, als sie gemütlich um den großen, reich gedeckten Tisch saßen
und sich unterhielten.
    »In dem Bezirk fehlt dringend ein Arzt. Der alte ist vor
einiger Zeit gestorben. Ich habe durch Zufall von der Vergabe dieser Praxis
gehört und mich sofort mit der Witwe in Verbindung gesetzt. Wir sind uns einig
geworden. In vier Wochen spätestens bin ich selbständig. Dann ist die Zeit im
Krankenhaus vorbei. Ein anderer Lebensabschnitt beginnt. Ich hoffe, daß er mir
Glück und Erfolg bringen wird.«
    »Du wirst auch das schaffen«, lächelte Sandra. Die Nähe
ihres Bruders schien sie zu verjüngen. Ein leichtes Rot bedeckte ihre Wangen,
und die Tatsache, daß er zu Besuch gekommen war, hatte sie veranlaßt, das beste
Kleid anzuziehen und sich zu frisieren. Das alles war nach dem Besuch Brian
Welvertons erfolgt, der unverhofft hier eintraf, ohne sich zuvor zu melden und
damit auch die Überraschung für seine Schwester perfekt zu machen.
    Das Gespräch bewegte sich nicht lange in diesen Bahnen.
    Jonathan Calley verstand es sehr rasch, sein
Lieblingsthema auszuschlachten.
    Als Sandra und Brian später für ein paar Minuten allein
waren, meinte der Arzt: »Er hat sich verändert, seitdem ich ihn das letztemal
gesehen habe, du hast recht, Sandra. Er gefällt mir gar nicht mehr.« Brian
Welverton machte ein bedenkliches Gesicht. »Jonathan ist krank, sehr

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