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057 - Schreckensmahl

057 - Schreckensmahl

Titel: 057 - Schreckensmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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krank
fürchte ich. Aber seine Krankheit läßt sich nicht von einem gewöhnlichen Arzt,
wie ich es bin, heilen. Jonathan müßte in die Behandlung eines Psychiaters.
Seine Augen gefallen mir nicht.«
    »Sprich du mit ihm darüber«, wisperte Sandra Calley
hastig, als sie hörte, daß ihr Gatte zurückkam. »Aber mache es geschickt!«
    Brian Welverton machte es geschickt. Er ließ Jonathan
Calley zunächst eine ganze Zeitlang von den Dingen erzählen, die nur so aus ihm
heraussprudelten.
    Dann, während einer Gesprächspause, sagte Brian: »Du
siehst angespannt aus, Jonathan. Du solltest dich etwas mehr schonen!«
    »Schonen?« Calley lachte. »Aber ich arbeite doch nicht.
Ich lebe mit meinem Hobby, Brian! Was kann ein Mensch sich Schöneres wünschen?«
    »Auch ein Hobby kann zur Belastung werden«, sagte
Welverton mit ruhiger Stimme, immer noch lächelnd. »Bei dir ist es zur Arbeit
geworden. Du schindest dich, es bereitet dir keine ungetrübte Freude mehr.«
    »Aber das stimmt doch nicht!« wies Calley entrüstet von
sich.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, was für einen Spaß ich
daran habe, mein Wachsfigurenkabinett zu gestalten. Du weißt, daß ich von jeher
künstlerisch tätig war. Und diese Veranlagung, dieses Talent möchte ich mit dem
anderen Hobby verbinden.«
    Brian Welverton nickte. »Und doch artet eben alles zu
einer Arbeit aus. Du müßtest dich mal richtig ausspannen. Schließ das Haus ab,
mach eine Reise mit Sandra, atme mal andere Luft, geh unter Menschen – oder
mach mal richtig Urlaub! Ich weiß da eine kleine Pension in der Nähe von Cattle
Forest. Ein Aufenthalt dort unter ärztlicher Aufsicht wird dir sicher guttun.
    Du mußt etwas für deine Gesundheit tun, Jonathan!«
    »Ach was, Unsinn!«
    Calley winkte ab.
    »Ich fühle mich prächtig.«
    »Aber du bist nicht mehr der alte«, flüsterte Sandra
abwesend.
    »Du hast alles um dich herum vergessen, Jonathan, merkst
du das denn nicht? Sechzehn Stunden am Tag wühlst du in deinen Sammlungen und
deinen Produkten herum. Ich sehe dich nur noch zum Essen.«
    »Ich erinnere mich, daß bei einem letzten Besuch – vor
drei oder vier Jahren muß das gewesen sein, nicht wahr – daß du da manchmal
noch Sandra zur Hand gingst. Du warst doch selbst ein so hervorragender Koch.
Mindestens einmal in der Woche
    – meist sonntags – hast du doch selbst am Herd gestanden
und manche lukullische Spezialität zubereitet. Du warst ein Narr von seltenen
persischen Rezepten. Ich glaube, für diese Art von Hobby war Sandra immer zu
haben.«
    Jonathan Calley wollte etwas sagen, aber seine Frau kam
ihm zuvor.
    »Heute erzählte er mir von siegreichen Intriganten in den
altpersischen Königshäusern, die den Besiegten zerstückelte Familienangehörige
vorsetzten«, konnte Sandra Calley sich nicht verkneifen, in die Debatte zu
werfen.
    Jonathan schien diese Bemerkung überhaupt nicht gehört zu
haben. Er war mit seinen Gedanken ganz woanders. Seine großen, ein wenig
vorstehenden dunklen Augen leuchteten in einem seltsamen Licht, und Brian
Welverton erschrak, als er dem Blick seines Schwagers begegnete. Dies waren die
Augen eines Wahnsinnigen.
    »Okay, okay«, sagte Jonathan Calley leise, und ein
verklärtes Lächeln umspielte seine Lippen. »Ich sehe schon, ihr habt euch gegen
mich verschworen. Ich bin ein abscheulicher Bursche, ein Egoist, ich denke nur
an mich, ich kümmere mich nicht mehr um die Gesellschaft.
    Richtig! Ihr habt recht.
    Und es tut mir leid. Aber die Gesellschaft kümmert mich
wenig, ich bin mit dem Leben zufrieden, mit meinem Leben.
    Aber ihr sollt mir nicht gleichgültig sein. Es ist euer
Wunsch, daß ich wieder mal am Herd stehe, daß ich wieder ein Rezept ausgrabe,
das es in sich hat?«
    Triumphierend blickte er sich um.
    Sandra klatschte in die Hände.
    »Das wäre fein, Jonathan!« sagte sie glücklich. Mit einem
kurzen Blick auf die Seite streifte sie die Gestalt ihres Bruders.
    Was so ein Besuch doch ausmachte. Es war gut, daß sie auf
die Idee mit der Einladung gekommen war.
    »Es wird allerdings wieder ein persisches Rezept sein«,
warnte Jonathan Calley mit erhobenem Zeigefinger, »eine Spezialität aus dem
zweiten Jahrhundert vor Christi.
    Ein seltenes Fleischgericht.«
    »Uns soll es egal sein«, freute Sandra sich.
    »Übermorgen ist Sonntag«, murmelte Calley. Er sah Brian
Welverton lange an.
    »Du wirst uns doch hoffentlich noch bis dahin die Ehre
deines Besuches geben?«
    »Aber natürlich. Für die nächsten Tage habe ich

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