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057 - Schreckensmahl

057 - Schreckensmahl

Titel: 057 - Schreckensmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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daß hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht«, erklärte er, während
er sich der Badezimmertür näherte. Larry fiel der ätzende, penetrante Geruch
auf, der in der Luft hing und der noch stärker gewesen sein mußte.
    Nun standen sämtliche Fenster offen.
    »… dem Zimmerkellner, der zufällig durch den Korridor
ging, ist der Geruch aufgefallen«, fuhr Berkley fort.
    »Das kam dem Mann komisch vor. Er klopfte an. Als sich
niemand meldete, schloß man mit dem Zweitschlüssel die Tür auf. Was der Zimmerkellner
zu sehen bekam, war ein kleiner Schock. Ihm drehte sich der Magen um. Wir haben
Sie nicht herrufen lassen, um Ihnen das zu zeigen, was von Preszikows Leiche
übriggeblieben ist. Es kommt uns darauf an, mit Ihnen über Preszikow zu
sprechen. Wir möchten einiges über die Person dieses eigenwilligen Mannes
wissen.«
    »Warum können Sie mir Preszikow nicht zeigen? Ist es so
furchtbar?« fragte O’Neill.
    »Wir sind einiges an Leichen gewöhnt. Aber selbst uns …«
    Berkley konnte nicht zu Ende sprechen.
    »Ich möchte ihn sehen!« O’Neill bestand darauf.
    »Was haben Sie davon? Lassen Sie’s«, warnte Berkley.
    Aber O’Neill war nicht davon abzubringen.
    Berkley öffnete die Tür, der infernalische Geruch
verstärkte sich.
    Der Regisseur und Larry hielten sich die Nase zu.
    Sie brauchten nicht über die Schwelle zu gehen, um zu
sehen, was mit dem Bad los war. Ihre Blicke streiften nur die Wanne, in der
sich eine schmutziggraue, dickflüssige Brühe befand.
    Von Preszikow war nicht mehr viel übrig. Die unheimliche
Säure hatte ihr Werk fast vollendet.
    O’Neill wandte sich blitzartig ab.
    Er war kreideweiß.
    »Das ist ja furchtbar!« stöhnte er. »Mord? Gibt es schon
einen Hinweis auf den Täter? Hat …«
    Berkley schüttelte den Kopf. »Nein! Nicht, was Sie
denken, Selbstmord! Daran gibt es keinen Zweifel. Wenn auch die Umstände, die
dazu führten, mehr als merkwürdig erscheinen.«
    Mit diesen Worten nahm Berkley seine Brieftasche aus dem
Jackett und einen gefalteten DIN-A4-Bogen heraus. »Hier!
    Lesen Sie. Der Brief ist an Sie gerichtet. Aber wir haben
das Schreiben eben erst gefunden und Sie dann unterrichtet.«
    O’Neill nickte mechanisch. Er las den Brief.
    Dabei wurde dem Iren nicht bewußt, daß er jedes Wort halb
vor sich hinsprach.
    »Lieber Ivon, wenn Du diese Zeilen liest, bin ich tot,
dann wird die Polizei mich gefunden haben. Ich hatte versprochen, heute zu
kommen. Aber ich konnte nicht. In den letzten Tagen ist es immer schlimmer
geworden.
    Obwohl ich mir eingeredet habe, den Einflüssen gar nicht
ausgesetzt zu sein, habe ich mich selbst betrogen. Ich bin nicht ich – in
meinem Bewußtsein sind tausend gespaltene Seelen.
    Fremde bemächtigen sich meiner Person, ohne daß ich etwas
dagegen tun kann.
    Erinnerst Du Dich an die Gestalt des Henry Lawson, Ivon?
    Damals spürte ich zum erstenmal, daß ich mich gar nicht
in die Rolle dieses einst wirklich existierenden Gesetzesbrechers
hineinzuversetzen brauchte. Aus dem Jenseits spürte ich die Einflüsse und
wußte, daß Lawson mich führte und leitete, daß meine Handlungen in Wirklichkeit
die seinen waren.
    So erging es mir mit allen anderen Personen, die ich
darstellen mußte, und die bereits das Zeitliche gesegnet haben. Ich spielte
nicht Jack the Ripper, ich war Jack the Ripper, ich spielte keinen
Dracula-Neffen, ich war ein Neffe Draculas, ich wäre auch zu Jonathan Calley
und Frank Berry geworden.
    Aber dann ist etwas geschehen.
    Aus der Vielzahl der Gestalten, die sich mir näherten und
mir ihr einstiges Leben aufdrängten, schälte sich eine immer stärker hervor.
Das war Brian Dobber, der Säuremörder aus Brighton. Man konnte ihn nie fassen.
Doch als man ihn endlich in die Enge getrieben hatte, beging er Selbstmord.
    Er stürzte sich in eine mit Säure gefüllte Badewanne und
löste seinen eigenen Körper auf. In einem grausamen Testament, das er hinterließ,
gab er eine Liste der Menschen an, die er auf diese schreckliche Weise getötet
hatte.
    Er verriet der Polizei auch, daß es einen großen Vorrat
der von ihm selbst entwickelten Säure gäbe. Doch wo dieses Versteck sei, das
verschwieg er.
    Seit gestern abend kenne ich das Versteck. Ich weiß es
als Brian Dobber, der einen Teil meines Wesens ergriffen hat.
    Ich habe das Versteck aufgesucht und die restlichen
Kanister heimlich in mein Apartment geschafft. Was ich damit tun werde, kannst
Du Dir spätestens in dem Augenblick denken, wo man mich gefunden hat. Ich

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