0570 - Die Stimmen der Qual
gesamte System verschluckte. Der Schwarm aber wäre, noch bevor er solch unermeßlichen Schaden anrichten konnte, von innen heraus zersetzt und schließlich vernichtet worden.
All das haben wir dem unsterblichen Rhodan zu verdanken, weil er nicht schnell genug und nicht umsichtig gehandelt und nicht kompromißlos gegen die Beherrscher des Schwarms vorgegangen ist. Rhodan rühmt sich seiner humanitär orientierten Politik wegen.
Aber da stimmt doch irgend etwas nicht, wenn man den Feind mit Glacéhandschuhen anfaßt, während man es geschehen läßt, daß die eigenen Artgenossen dahingerafft werden!
Wir sollten aus den Fehlhandlungen des Unsterblichen die Lehren ziehen. Erkennen wir, daß er nicht mehr in der Lage ist, die Menschheit zu beschützen. Vielleicht hat ihm das eintausendfünfhundertjährige Leben Weisheit beschert, aber seine Fähigkeiten als Staatsmann haben darunter gelitten. Die Menschheit braucht keinen weisen, sondern einen starken Mann, um überleben zu können. Das höchste Amt im Solaren Imperium sollte von einem Mann bekleidet werden, der in erster Linie die Interessen der Menschen vertritt und gegen deren Feinde hart und kompromißlos durchgreift.
Dazu ist Perry Rhodan nicht in der Lage - daran sollte die Menschheit am 1. August denken!"
Als Marschall Bount Terhera geendet hatte, wurde er sofort von seinen Männern mit Glückwünschen überschüttet.
„Das hat gesessen, Marschall!" rief Oberst Carlyon und drückte ihm als erster die Hand. „Anhand der ersten Infratestergebnisse zeichnet sich ein überwältigender Erfolg für uns ab. Es hat den Anschein, als sei die gesamte Menschheit in unser Lager übergelaufen."
„Vergessen Sie nicht, daß die Menschheit seit der Verdummung seelisch zerrüttet ist", dämpfte Terhera den Optimismus seines Propagandachefs. „Keiner hat mehr eine feste Meinung, man denkt heute so und morgen so. Ein Wort von Rhodan genügt, und sie wechseln wieder zu ihm über. Aber das sorgt mich gar nicht.
Die Wahlpropaganda ist schließlich erst angelaufen, und wir haben unser Pulver noch lange nicht verschossen."
„Was bedrückt Sie dann? Etwa einer der anderen Kandidaten?"
fragte Oberst Carlyon.
Terhera nickte.
„Kommen Sie mit mir in die Kabine, Oberst."
Als sie in dem kleinen aber komfortabel ausgestatteten Raum eingetroffen waren, fragte Terhera: „Abhörsicher?"
Nachdem Oberst Carlyon versicherte, daß sie nicht belauscht werden konnten, fuhr Terhera fort: „Dieser Soziologie-Preisträger Merytot Bowarote ist mir ein Dorn im Auge. Er steht weder links noch rechts, sondern hat in seiner Politik den goldenen Mittelweg gefunden.
Das kommt beim Volk an. Es wäre gut, wenn ich etwas gegen ihn in der Hand hätte, damit ich ihn unter Druck setzen kann, falls er mir gefährlich wird."
Oberst Carlyon war über diese Äußerung nicht einmal überrascht.
„Ich habe Bowarotes Vergangenheit bereits durchstöbert", sagte er. „Aber da war nichts zu finden. Der Mann hat eine absolut reine Weste. Keine dunkle Machenschaften, keine Affären, rein gar nichts, mit dem man ihn erpressen könnte."
„Wer redet von Erpressung!" herrschte Terhera ihn an. „Ich möchte nur etwas gegen ihn in der Hand haben, womit ich beweisen kann, daß er als Großadministrator nicht geeignet ist."
„Egal wie man es dreht, dem Mann ist nicht beizukommen. Sogar das Doktorat als Galaktoregulator für Systemwirtschaft hat er sich nicht erschwindelt, sondern erarbeitet, ha, ha!"
„Mir ist nicht nach Scherzen zumute. Irgendeinen dunklen Punkt in seiner Vergangenheit werden Sie schon ausfindig machen!"
„Wie Sie befehlen, Marschall!"
Es klopfte an die Tür, und nachdem Terhera den Öffner betätigt hatte, kam einer seiner Leute hereingestürzt.
„Perry Rhodan hat angekündigt, daß er zu den Vorwürfen Stellung nehmen wird", berichtete er atemlos.
„Wann?"
„In einer Stunde. Über Terra-Television."
6.
Auf dem Bildschirm war ein ernster, deprimiert wirkender Perry Rhodan zu sehen.
„Der Wahlkampf hat eben erst begonnen, und der Großadministrator resigniert bereits", sagte Merytot Bowarote verständnislos.
Der Träger des „Großen Soziologie-Preises", Galaktoregulator für Systemwirtschaft und Administrator von Terra war ein großer, überaus schlanker und gebeugt gehender Mann. Bei einer Lebenserwartung von mindestens 300 Jahren stand er mit seinen 147 Jahren in der Mitte des Lebens. Obwohl er sich um die terranische Außenwirtschaft und die Kontakte zu den
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