FUCK BUDDIES: Männerparadies. Erotischer Roman
Kapitel 1:
Schlotti, der Engel
Max war immer schon anders gewesen. Als kleiner Junge streichelte er nicht die reinrassigen Prachtexemplare auf der Hundewiese im Park hinter seinem Elternhaus, sondern die bemitleidenswerten Straßenköter, deren Zukunft bereits von verlorenen Mischlingsseelen früherer Generationen bestimmt wurde. Als Teenie lauschte er lieber den experimentellen Tönen von skandinavischen Underground-Bands, anstatt kommerzielleren Klängen im Sinne von Nena oder Michael Jackson zu frönen. Und er liebte es, zum Zahnarzt zu gehen.
Sein Gebiss war makellos. Seit eh und je. Keine Karies. Keine Parodontose. Kein einziges Loch in 42 Jahren. Daher bestanden seine Besuche stets aus Lobgesängen. Die an ihn adressiert waren. Bewunderung für sein eifriges Putzen, den unermüdlichen Einsatz von Zahnseide und den festen Willen, nie im Leben auf Füllungen, Kronen oder Implantate angewiesen zu sein.
Auch an diesem Tag stand die Stärkung seines Selbstbewusstseins auf der Agenda. Die alljährliche Zahnreinigung. Es würde schnell gehen. Ein bisschen Schleifen, ein bisschen Polieren, ganz viel „Max, ich muss Sie loben. Gäbe es nur so Patienten wie Sie, wäre ich bald arbeitslos“. Und er würde mit einem strahlenden Lächeln die Privatpraxis in der Innenstadt verlassen, mit der Bestätigung im Gepäck, dass er einfach einzigartig sei.
Dieses Mal aber war es nicht wie sonst. Es fühlte sich komisch an. Max fand keine wirklich bequeme Position auf dem weißen Stuhl, trotz der Polsterung mit Fernsehsessel-Qualitäten. Seine linke Fußsohle juckte in einer Tour, doch es gab keine Möglichkeit, während der Behandlung mit einem beherzten Kratzen entgegenzuwirken.
„Ist das angenehm für Sie, oder soll ich weniger Druck anwenden?“
Simone, eine nette Dame um die 30, mit Sommersprossen und blonden Locken, war neu und das erste Mal an seinem Gebiss zugange. Sonst wurden seine Zähne immer von Irmgard gereinigt, einer rüstigen Mittfünfzigerin, die nie verstehen konnte, warum ein so stattlicher Mann wie er noch nicht verheiratet war. Er mochte Irmgard. Allerdings war sie nun mit ihrem Mann aufs Land gezogen, um ihren Lebensabend der Zucht von Äpfeln und Birnen zu widmen. Max stimmte das traurig. Besonders in diesen Tagen. Er mochte keine Veränderungen.
Für ihn war alles in Ordnung, solange alles seine Ordnung hatte.
„Allef gut. Danke. Können Fie mir fagen, wie fpät ef ift?“
Die Watte unter seinen Lippen ließ ihn aussehen wie Melanie Griffith, und er hörte sich an wie dieses dämliche Phantasie-Möchtegern-Erdmännchen aus Ice Age.
„Es ist Viertel vor zehn.“
Er müsste schleunigst ins Büro. Noch nie zuvor hatte er so lange auf die Zahnreinigung warten müssen wie an diesem Morgen. Dabei hatte er extra den ersten Termin um 08.30 Uhr genommen. Max’ Blick fiel auf das Poster an der Wand vor ihm. Das Pärchen darauf ging Hand in Hand über eine Frühlingswiese. Sie hatte lange, braune Haare und war wahrscheinlich so alt wie Fräulein Simone. Er nicht viel älter, aber bereits ein Bild von einem Mann. Seine starke Hand hielt ihre ganz fest. Die beiden wirkten glaubhaft glücklich und verliebt. Auch wenn sie nur Models waren und ihr funkelndes Lachen für den Slogan Regelmäßige Prophylaxe beschert Ihnen eine strahlende Zukunft noch ein paar Stufen weißer photogeshopt wurde: Sie wirkten authentisch. Max konnte nicht aufhören, das Poster anzustarren. Diese Harmonie … Dieses Glück … Das Jucken war verschwunden. Auf einmal war auch der Stuhl wieder bequem. Und er auf der Frühlingswiese. Hand in Hand. Im Bann einer vorgegaukelten Hochglanzwelt, die es nicht gab.
„So, Herr Keller, möchten Sie, dass ich Ihre Zahnhälse versiegle? Drei und Vier oben rechts hätten es dringend nötig.“
Max wurde aus seinen Gedanken gerissen. „Waf?“
Simone befreite ihn von der Watte.
„Verzeihung, was haben Sie gesagt?“
„Sollen wir Ihre Zahnhälse versiegeln? Da haben Sie ziemlich viel weggeschrubbt.“
„Ich … ich …“
„Ja?“
„Wenn Sie glauben, dass das nöt…“ Sein Kinn fing plötzlich an zu zittern, und die Tränen liefen ihm so unvermittelt über die Wangen, dass die Helferin instinktiv zurückwich – wahrscheinlich aus Angst, er könne ihr jeden Moment an die Gurgel springen.
„Das mit dem zu starken Putzen ist nichts Schlimmes! Das bekommen wir wieder hin, Herr Keller.“ Simone schien in höchster Sorge. Wahrscheinlich war sie noch in der Probezeit und hatte Angst
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