0572 - Terror der Vogelmenschen
näher rückte. Dazu trug auch die Versammlung bei, die in diesem »Home« abgehalten wurde.
Iris hatte es ihm genau beschrieben. Es war das einzige Holzhaus auf der Insel und gar nicht zu übersehen, weil Wind und Wetter an der Fassade genagt und sie so bleich wie ein altes Gerippe gemacht hatte.
Im Gegensatz zu den anderen Bauten besaß diese Bretterbude ein flaches Dach. Suko wunderte sich eigentlich darüber, daß sich die Bewohner eine derartige Baracke als »Home« ausgesucht hatten.
Das Glas der Fensterscheiben hob sich kaum von der übrigen Fassade ab. Nur wenn die Sonnenstrahlen dagegentupften, schienen sie zu explodieren.
Fenster waren von beiden Seiten durchsichtig, dementsprechend verhielt sich Suko.
Der Inspektor schlug einen Bogen, als er sich dem Haus näherte.
Nach links tauchte er weg, lief in Deckung einer alten Kutsche weiter, schlug einen Bogen und erreichte die Rückseite.
Das »Home« war gewissermaßen auf der grünen Wiese errichtet worden. Die Rückseite lag einigermaßen im Schatten. Auch hier entdeckte Suko Fenster. Vier an der Zahl. Schnell überwand er die letzten Yards. Unter einem Fenster duckte er sich, wartete ab, ob sich etwas tat. Nichts geschah. Die Menschen in der Baracke schienen sein Kommen nicht bemerkt zu haben.
Um so besser, dachte Suko, als er sich behutsam in die Höhe schraubte und neben dem Fenster stehenblieb, um von dort aus schräg in die Baracke zu peilen.
Er hatte Glück gehabt und stand so günstig, daß er mehr als die Hälfte des Innenraums übersehen konnte.
In der Baracke standen Stühle in mehreren Reihen hintereinander.
Sie »schauten« zu einem kleinen Podium hin, das noch unbesetzt war.
Es war nicht mehr als eine breite Stufe, auf die der Redner steigen mußte.
Die meisten Stühle waren besetzt. Nur in der hintersten Reihe entdeckte Suko noch einige freie Plätze.
Die Bewohner der Insel saßen stumm und regungslos auf den unbequemen Stühlen und starrten zum Podium.
Selbst die Kinder sprachen nicht. Neben den Erwachsenen wirkten sie wie gehorsame Puppen.
Unter Rauschgift standen die Menschen bestimmt nicht. Es war eine andere Droge, die sie in den Klauen hielt. Niemand bewegte den Kopf oder schaute zu einem der Fenster. Diese Menschen warteten auf ein bestimmtes Ereignis.
Suko zog sich etwas zurück und warf einen Blick gegen den blaßblauen Himmel. Ihm ging die Pyramide nicht aus dem Kopf. Seiner Meinung nach mußte sie in der Nähe lauern und irgendwann erscheinen. Auf nichts anderes warteten die Menschen seiner Meinung nach.
Die Rotte der von einem Vogelmenschen angeführten Vögel konnte er auch nicht entdecken. Wahrscheinlich kreisten sie irgendwo über der See. Suko warf wieder einen Blick durch das Fenster. Gerade rechtzeitig, um sehen zu können, wie sich die Tür öffnete und zwei Personen die Baracke betraten.
Suko war dermaßen überrascht, daß er verwundert mit den Augen zwinkerte. Mit den beiden hatte er nicht gerechnet.
Er kannte sie.
Monty Heller, der Schäfer, führte Iris an der Hand. Sie ging willenlos mit ihm, obwohl er sich nicht verändert hatte und weiterhin sein Gefieder trug.
Als Iris den Raum betrat, duckte sie sich und schaute sich ängstlich um.
Die Köpfe der Anwesenden wandten sich ihr zu. In den Augen und auch den Gesichtern entdeckte Suko nicht den geringsten Schimmer von Freundlichkeit oder Anteilnahme. Aus kalten Augen starrten die Menschen das Mädchen an.
Monty Heller zog Iris in Richtung Podium. Wenn er sich bewegte, war es eine Mischung aus Gehen und Hüpfen. Er wußte selbst nicht, ob er Mensch oder Vogel war.
Iris stolperte hinter ihm her und wäre beinahe noch über die Stufe gefallen. Monty fing sie auf und hob sie an. Dann drehte er sie herum, damit sie die Menschen und diese Iris anschauen konnten.
Noch immer war nicht gesprochen worden. Aber die Versammelten reagierten jetzt.
Wie ein Mann standen sie auf.
Es gab dabei keinerlei Verzögerungen. Sie erhoben sich von ihren Plätzen, die Stühle ruckten mit den Beinen über den Boden, selbst Suko bekam die dabei entstehenden scharrenden Geräusche mit, weil die Scheiben die Laute kaum dämpfen konnten.
Vor den Stühlen blieben sie stehen!
Sie starrten auf Iris und den schräg hinter ihr stehenden Monty Heller.
Der Schäfer machte nicht den Eindruck, als würde er sie beschützen. Er reagierte auch nicht, als Iris ihm einen hilfesuchenden und verzweifelten Blick zuwarf. Seine halb erhobene Hand fiel nach unten wie der Stab eines
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