0572 - Zarkahrs Braut
Dutzend Meter zu gehen. Einige Male mußte er dabei stehenden Fahrzeugen ausweichen und verlor dabei immer wieder für ein paar Vergangenheitssekunden den direkten Kontakt mit dem Wageninneren, während sich die Insassen der wartenden Autos über den Mann wunderten, der wie ein Schlafwandler, einen seltsamen Gegenstand in der Hand, zwischen ihren Fahrzeugen hindurch tappte.
Zamorra legte etwa zweihundert Meter zurück, bis er es aufgab. Während dieser Meter hatte sich nichts in der Limousine verändert, er aber spürte, wie seine Konzentration rapide abnahm. Merlins Stern beanspruchte wesentlich mehr psychische Kraft als damals, bevor das Taran-Bewußtsein das Amulett verlassen hatte. [3]
Der Parapsychologe löste seine Halbtrance und kehrte zu den anderen zurück.
»Nichts«, gestand er. »Zumindest nicht jetzt. Ich denke, wir schauen uns mal auf dem Hinterhof der Discothek um. Wenn das Ende einer Spur kein Resultat erbringt, sollte man sich den Anfang ansehen.«
Robin hob die Hand.
»Wir nehmen ein paar Leute mit«, entschied er. »Sicherheitshalber…«
***
Robins Vorschlag, ein paar Uniformierte mitzunehmen, erwies sich als nützlich, da die zweibeinigen Wachhunde der Discothek zunächst kräftig beißen wollten. Es gehörte zu ihrem Job, dafür zu sorgen, daß sich niemand unbefugt auf dem Gelände herumtrieb, doch als uniformierte Polizisten auftauchten, steckten die breitschultrigen Männer merklich zurück und wurden sogar ziemlich kooperativ.
Jaques Brins, der Geschäftsführer, beschwor Robin, die Beamten unauffällig im Hintergrund zu halten. »Uniformen schädigen das Geschäft. Deswegen pflegen wir Probleme ja auch weitestgehend selbst zu regeln, es sei denn, es findet ein Verbrechen statt!«
»Zählt in Ihrer Definition Entführung und Mord auch zu Verbrechen?« wollte Pierre Robin katzenfreundlich wissen.
»Aber natürlich, Monsieur!« versicherte Brins.
Von der Limousine, die auf dem Hinterhof gewartet hatte, wollte allerdings niemand etwas gewußt haben, und auch die beiden jungen Männer, mit denen Patricia und Nicole geredet und getanzt hatten, kannte niemand. Der Zerberus am Eingang konnte sich nicht mal daran erinnern, sie hereingelassen zu haben, dafür um so besser an Nicole.
Von einer dunklen Limousine, die an ihm vorbeigerauscht sein mußte, hatte er angeblich aber auch nichts gesehen.
»Ich kann Ihnen allen eine Menge Verdruß bereiten«, deutete Robin an. »Was halten Sie davon, wenn wir Ihren Laden erst einmal dichtmachen und Sie dann alle zu ausgiebigen Gesprächen in die Präfektur bitten?«
»Das ändert nichts an dem, was meine Angestellten gesehen oder eben nicht gesehen haben, Chefinspektor«, schnauzte Brins. »Und das alles würde natürlich auch eine Anzeige meinerseits gegen Sie mit sich führen.«
»Das steht Ihnen frei. Hoffentlich haben Sie dann auch eine ebenso gute Begründung dafür wie ich für mein Vorgehen. Was hier passiert ist, ist alles andere als ein Kavaliersdelikt!«
»Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, seufzte Brins. »Wollen Sie auch noch alle Gäste befragen?«
»Wenn es sich als nötig erweist -ja«, sagte Robin. »Zunächst möchten wir uns jedoch einfach nur umsehen.«
Ihn interessierte unter anderem auch der Gang, durch den Nicole getragen worden war.
Die beiden Männer, mit denen sie es hier zu tun gehabt hatte, waren natürlich längst fort. Aber die Einschußlöcher in den Wänden und im Fußboden waren nicht zu übersehen, und jetzt entsann sich Nicole, daß die erbeutete Pistole immer noch in ihrem Wagen lag.
»Vielleicht sind neben meinen auch noch die Fingerabdrücke des Besitzers drauf!«
Zamorra versuchte derweil mit der Zeitschau herauszufinden, was es mit der Limousine und ihren Insassen auf sich hatte, und ob sich Patricia Saris tatsächlich in dem Wagen befunden hatte.
Für ihn wurde die Zeitschau immer schwieriger, weil die Zeitspanne, durch die hindurch er sich in die Vergangenheit bewegen mußte, immer größer wurde und damit auch der Bedarf an mentaler Energie anstieg, mit der er den Vorgang steuern mußte. Schließlich kapitulierte er vor immer unschärfer werdenden Bildern, und er fühlte sich erschöpft.
»Sieht so aus, als wäre die Zeitschau noch anstrengender geworden, seit Odin das Amulett in seinen Fingern hatte«, brummte er.
Nicole fühlte sich psychisch wieder relativ frisch und übernahm die Sache.
Dann aber glaubte sie ihren Augen nicht trauen zu dürfen und checkte das Bild gleich
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