0572 - Zarkahrs Braut
es sich da verändert und war nicht mehr eine Scheibe, sondern eine Kugel gewesen! [2]
In letzter Zeit veränderte sich diese Kugel jedoch erneut und flachte allmählich wieder ab. Weil das Amulett aber nach seiner Verformung sehr unhandlich geworden war, trugen es Zamorra und Nicole nicht mehr ständig bei sich, wie sie es früher getan hatten, sondern riefen es nur noch zu sich, wenn sie es tatsächlich brauchten.
Inzwischen war Merlins Stern zu einer flachen Linse geworden. Der Drudenfuß im Zentrum war jetzt wieder fast so deutlich erkennbar wie einst, als er sich auf der Oberfläche der Scheibe befunden hatte - als das Amulett eine Kugel gewesen war, war das magische Symbol im Innern verschwunden gewesen.
Zamorra versetzte sich mit einem posthypnotischen Schaltwort selbst in ein Halbtrance-Stadium. In diesem Zustand konnte er seine reale Umgebung noch halbwegs wahrnehmen, besaß aber eine mentale Verbindung zum Amulett, um es zu steuern. Auch war er in dieser Halbtrance noch in der Lage, Überlegungen anzustellen und Entscheidungen zu treffen, und mit einem anderen Schaltwort konnte er den Trance-Zustand anschließend ebenso einfach wieder beenden.
Mit einem Gedankenbefehl aktivierte er die ›Zeitschau‹.
Der Drudenfuß zeigte ihm Bilder aus der nahen Vergangenheit.
Zamorra wollte herausfinden, was in diesem Auto geschehen war, und dabei wirkte der Drudenfuß nun wie ein winziger Fernsehschirm und zeigte Zamorras nächste Umgebung wie in einem rückwärts laufenden Film, dessen Geschwindigkeit der Parapsychologe mit eigener Willenskraft per gedanklichem Befehl steuern konnte.
Die ersten Minuten ließ er im Schnelldurchlauf passieren. Er sah sich selbst, er sah Nicole, den Inspektor und die Leute von der Spurensicherung. Dann, als er erkannte, daß er sich dem Augenblick näherte, in dem die dunkle Limousine von den Einsatzwagen der Polizei gestoppt worden war, verlangsamte er das Tempo der Zeitschau.
Er stieg in den Wagen ein, um die Bildwiedergabe des Amuletts noch enger auf den Ort des Geschehens zu konzentrieren. Er wollte wissen, was im entscheidenden Moment im Auto passiert war!
Er sah die drei Toten, die in der Gegenwart längst nicht mehr im Wagen hockten, sondern nun draußen in Zinksärge gepackt wurden. Zwei Bestatterfahrzeuge sollten die drei Särge aufnehmen und zur Gerichtsmedizin bringen.
Aber in der Zeitschau sah Zamorra sie wieder auf den Autositzen - oder sollte er lieber ›noch‹ sagen?
Ihre Kehlen waren durchtrennt. Außer ihnen befand sich niemand im Wagen.
Und dann rutschte das Auto ihm gewissermaßen aus der ›Kamera‹.
Er hatte den Moment erreicht, in dem das Fahrzeug zum Stehen gekommen war.
Das Vergangenheitsbild entglitt ihm!
Natürlich, das Auto hatte sich ja bewegt, er selbst aber bewegte sich nicht, sondern blieb an Ort und Stelle!
Zamorra murmelte eine Verwünschung und holte das Bild wieder ein paar Sekunden vorwärts. Das ›Geisterauto‹ glitt wieder in das reale Fahrzeug hinein und verschmolz mit ihm. Zamorra ließ diesen Vorgang in Zeitlupe vonstattengehen. Dabei beobachtete er mit äußerster Aufmerksamkeit das Innere des Wagens, vor allem die Personen.
Nichts!
Niemand teleportierte sich hinaus, nichts veränderte sich. Nicht einmal die Haltung der drei Männer!
Es war, als seien sie in ihren Bewegungen eingefroren. Selbst der Fahrer bewegte sich um keinen Millimeter. Aufrecht saß er hinter dem Lenkrad, und Zamorra konnte sehen, daß er bereits tot war.
Erst als der Wagen stand, sank der Fahrer zurück, und sein Kopf glitt zur Seite.
Hatte Dr. Mathieu recht? Waren die Männer tatsächlich schon seit Stunden tot?
Aber wie hatten sie sich dann noch bewegen können? Nichts zombiehaftes war an ihnen. Zamorra hatte keinerlei Schwarze Magie an ihnen feststellen können, und auch Nicole hatte nichts bemerkt!
Unzufrieden stieg Zamorra wieder aus. Er mußte weiter in die Vergangenheit zurück. Das hieß, er mußte dem Auto rückwärts in der Zeit folgen.
Das einfachste wäre es natürlich gewesen, dabei ebenfalls in einem Wagen zu sitzen und die Strecke genau so zurückzufahren, wie die Limousine hierher gekommen war. Denn für einen Fußgänger war es doch eine enorme Entfernung, die noch dazu teilweise über die Autobahn ging. Das war zu ermüdend und auch zu gefährlich.
Aber mit einem Auto würde Zamorra zunächst nicht durch den Stau kommen, und später müßte er dann entgegen der Fahrtrichtung fahren müssen…
Er versuchte immerhin, ein paar
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