0572 - Zarkahrs Braut
nach Lyon gefahren und habe vorsichtshalber Pierre alarmiert. Wie’s aussieht, war das wohl nicht ganz falsch.«
Er verzog das Gesicht, holte aus und klatschte mit der Hand gegen seinen Nacken.
»Was hast du?« fragte Nicole.
»Etwas hat mich gestochen«, sagte er. »Dabei sollte es Stechmücken um diese Jahreszeit noch gar nicht geben! Sterben diese verflixten Biester denn überhaupt nicht mehr aus? Und entwischt ist mir das Biest auch noch!«
Er betrachtete seine Hand, an der wie vermutet kein zermatschtes Insekt klebte.
»Was ist mit Patricia?«
»Verschwunden«, gestand Nicole. »Ich verstehe das nicht. Sie hätte in diesem Wagen sein müssen, aber in dem gibt’s nur drei tote Männer.«
»Und die müssen schon tot gewesen sein, als sie den Wagen noch mit überhöhtem Tempo über die Autobahn jagten«, sagte François Brunot. »Oder können Sie sich vorstellen, wie sie im nachhinein an drei durchgeschnittene Kehlen kommen, ohne daß es im Wagen auch nur einen Tropfen Blut gibt?«
Ob das tatsächlich so war, mußten die Kollegen von der Spurensicherung prüfen, die an dem Wagen bestimmt ihre helle Freude haben würden.
Rätselhaft war und blieb auf jeden Fall, wer die drei Männer ermordet hatte. Gegenseitig hatten sie es sicher nicht getan, und Selbstmord schied auch aus, weil sich keine Tatwaffe im Wagen befand.
Aber es hatte auch kein Mörder blitzartig das Auto verlassen. Der Wagen hatte pausenlos im vollen Scheinwerferlicht der beiden hinter ihm fahrenden Polizei wagen gelegen, und als er zum Stehen kam, war ebenfalls ringsum Polizei gewesen. Der Mörder hätte sich schon unsichtbar machen müssen, um zu entkommen.
Aber auch dann hätte er eine der Autotüren öffnen müssen, was jedoch erst durch Polizeibeamte geschehen war. Somit schieden auch die Unsichtbaren aus, die seit einiger Zeit in unregelmäßigen Abständen die Erde unsicher machten und nur bei direktem Berührungskontakt für menschliche Augen sichtbar wurden.
Dr. René Mathieu, der Gerichtsmediziner, war mittlerweile eingetroffen und besah sich die drei Toten, die von Jerome Vendells Spurensicherern aus der Limousine geholt worden waren.
»Der hier ist schon seit Stunden tot«, behauptete der Gerichtsmediziner nach der ersten oberflächlichen Untersuchung.
»Seit Stunden ?« echote Robin. »Sie belieben zu scherzen. Die drei sind eben noch mit dem Wagen gefahren! Und der, den Sie gerade vor sich haben, saß am Lenkrad!«
»Ich glaube eher, daß Sie es sind, der mich auf den Arm nehmen will«, erwiderte Dr. Mathieu. »Schauen Sie sich die Wunden an. Das Blut ist an den Schnitträndern getrocknet und in der Wunde stark verdickt. Diese Männer sind seit wenigstens drei Stunden tot. Genaueres kann ich Ihnen nach der Obduktion sagen, aber ich denke, daß meine Schätzung eher zu knapp ausfällt. Behagt Ihnen das nicht, Pierre?«
Robin winkte ab.
»Irgendwann, Zamorra, bringe ich dich um!« drohte er. »Ich hasse es, wenn du mir Fälle lieferst, die sich nicht lösen lassen.«
»Da gibt es noch ein weiteres Problem«, warf Nicole ein. »Nicht nur der Mörder dieser drei Männer ist aus dem geschlossenen Wagen verschwunden, sondern auch Pat. - Lady Patricia«, fügte sie für Robin hinzu, der mit der Abkürzung im ersten Moment nichts anfangen konnte.
»Hast du gesehen, wie sie in den Wagen gestiegen ist?« fragte Zamorra.
»Gesehen? Natürlich nicht! Sie wurde doch verschleppt! Ich hatte einen Blackout und danach mit den beiden Typen aus der Disco zu tun, die auch mich verschleppen wollten. Ich war noch so groggy, daß ich nicht richtig reagiert habe und den Dhyarra…«
»Mach dir deswegen keine Vorwürfe«, sagte Zamorra. »Das hätte jedem passieren können. Was geschah dann?«
»Dann sah ich draußen den Wagen und zwei von diesen Männern einsteigen…«
»Du hast die Toten einsteigen gesehen?« Robin sah aus, als würden sich ihm die Haare sträuben, doch das konnte im Nachtlicht auch täuschen.
»Ob sie tot waren - also Untote, Zombies oder so etwas - konnte ich bei dem schlechten Licht und noch halb bewußtlos nicht erkennen«, erwiderte Nicole. »Für mich sahen sie jedenfalls sehr lebendig aus, und ich unterlag bestimmt keiner Sinnestäuschung wegen der Betäubung.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, warf Mathieu ein. »Fest steht, daß die Herrschaften seit Stunden tot sind, und Tote können weder in ein Auto einsteigen noch damit durch die halbe Stadt und zur Autobahn fahren. Sie haben ganz still und brav auf
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