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0572 - Zarkahrs Braut

0572 - Zarkahrs Braut

Titel: 0572 - Zarkahrs Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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samtener Stoff.
    Aber wo war sie?
    »Licht«, flüsterte sie. »Ich brauche Licht! Ich will etwas sehen können!«
    Vorsichtig erkundete sie die Ränder ihres Lagers und schwang dann die Beine nach außen. Als sie Bodenkontakt suchte, fand sie ihn nicht.
    Für einen Moment glaubte sie, ihr Herz müsse stillstehen - gähnte unter ihr ein bodenloser Abgrund?
    Aber dann, als sie vorsichtig an die Kante der Lagerstätte rutschte, sich krampfhaft festhielt und mit den Füßen tiefer tastete, fand sie endlich festen Boden.
    Sie belastete ihn allerdings nur sehr vorsichtig, denn sie hatte ständig die Befürchtung, daß der Boden doch noch unter ihr nachgab und sie in eine endlose Tiefe stürzen ließ.
    Der Boden unter ihren nackten Sohlen war kühl.
    Nackte Sohlen? Wo, zum Teufel, waren ihre Schuhe?
    Unwillkürlich tastete sie ihren Körper ab. Das Kleid war ziemlich zerfetzt, dennoch beruhigte sie das Gefühl, wenigstens etwas Stoff am Leib zu tragen.
    Warum war es hier so dunkel?
    Kaum hatte sie sich diese Frage gestellt, als ein schwacher Lichtschimmer vor ihr aufglomm. Ein flackerndes Licht, unruhig tanzend, das ganz langsam immer größer und heller wurde.
    Es war ein offenes Feuer in einer Schale!
    Es konnte nicht gerade erst entstanden sein, denn die Fläche, die diese Flammen ausfüllten, war von Anfang an so groß gewesen. Also mußte es irgend etwas geben, das ihre Wahrnehmungsfähigkeit beeinträchtigte. Es war gar nicht wirklich dunkel in diesem Raum gewesen, nur war Patricia bis vor wenigen Augenblicken blind gewesen!
    Eine Nachwirkung ihrer unerklärlichen Betäubung?
    Als sie sich umwandte, entdeckte sie noch eine zweite Feuerschale.
    Wo war sie?
    War das eine Falle, in die sie geraten war?
    Doch wer sollte ihr eine Falle stellen? Wer hatte wissen können, wo sie heute abend sein würde?
    Oder gestern abend - je nachdem, wie lange sie ohne Besinnung gewesen war…
    Eine Uhr trug sie nicht. Sie lebte gewissermaßen zeitlos. Im Château Montagne gab es überall genug Möglichkeiten, nach der Uhrzeit zu schauen oder jemanden zu fragen, aber es war nahezu unwichtig, denn ihren Zeit- und Lebensrhythmus bestimmte der kleine Rhett.
    Sie versuchte sich zu erinnern, was geschehen war.
    Sie hatte Jean kennengelernt, hatte ein wenig mit ihm getanzt, geplaudert und - sie gab es offen zu - auch geflirtet. Es war nicht so, daß er wirklich ihr Traummann gewesen wäre, doch er war bei weitem nicht so flippig gewesen wie die anderen.
    Jean hatte neue Getränke ordern wollen. Er hatte sich aufgerichtet, um dem Serviergirl zu winken, das in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen die Sitznischen am Rand der Tanzfläche abschritt. Dabei hatte ihn etwas aus dem Gleichgewicht gebracht. Er hatte sich auf Patricias Schulter gestützt, ihren Arm berührt. Sich umständlich dafür entschuldigt.
    Dann… die Müdigkeit…
    Müdigkeit?
    Unwillkürlich faßte sie nach der Stelle, wo Jean sie berührt hatte. Da war etwas. Ein Pflaster?
    Sie zog es ab. Darunter war keine Wunde.
    Warum trug sie es dann?
    Sollte Jean es ihr auf die Haut geklebt haben?
    Aber warum? Welchen Sinn sollte das haben?
    Sie konnte es sich nicht erklären. Auch nicht, wenn sie in Betracht zog, daß er vielleicht zu denjenigen gehörte, die sie an diesen unheimlichen Ort entführt hatten.
    Doch das war für sie unvorstellbar, denn sie wollte es nicht wahrhaben.
    »Nicole«, überlegte sie. »Was ist mit ihr?«
    War sie auch gefangengenommen worden?
    Oder - war sie sogar tot?
    Patricia lehnte sich an die schwarze, rauhe Wand. Sie sah sich um, versuchte die Größe des Raumes zu ergründen.
    Hier und da war roter Stoff aufgespannt. Rot wie Blut.
    Dann kam die Dunkelheit wieder.
    Und mit ihr ein rätselhaftes Flüstern…
    ***
    »Corr!« sagte jemand in Zamorras unmittelbarer Nähe.
    Er schreckte aus seinem unruhigen Schlaf hoch.
    Er sah noch die unheimlichen Alptraumgestalten vor sich, deren spitze Ohren und kahle Schädel so charakteristisch waren für die…
    Corr!
    Das Wort ließ ihn instinktiv in Abwehrhaltung gehen.
    Aber dann sah er Nicole halb über sich gebeugt.
    Sie hatte das Wort ausgesprochen…? Diese Bezeichnung, den Namen?
    »Was - was ist los?« stieß er noch traumverwirrt hervor. »Was sagst du? Corr?«
    Sie nickte.
    »Ich denke, ich weiß jetzt, mit wem wir es zu tun haben. Es muß ein Corr-Dämon sein.«
    Zamorra drehte widerwillig den Kopf zur Seite und sah auf die Uhr. Er konnte höchstens drei Stunden wirklich geschlafen haben. Ein paar Meter

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