0572 - Zarkahrs Braut
unterhielten.
»Was höre ich da von Raffael?« fragte er in ungewohnt ernstem Tonfall. »Lady Patricia wurde entführt? Wir müssen unbedingt etwas tun. Der kleine Rhett braucht sie doch! Wie ist es passiert? Was kann ich tun, um zu helfen?«
Zamorra wollte etwas sagen, ließ es aber. Er sah so etwas wie Trauer und Wut in den großen Telleraugen des Jungdrachen.
Fooly war nicht nur ein Tolpatsch und Tunichtgut. Das war nur die eine Seite seines Wesens, die andere zeigte er nur viel zu selten…
Der Drache hörte still zu, während Zamorra und Nicole abwechselnd berichteten.
»Das Amulett konnte also keine Schwarze Magie feststellen? Und du, Nicole, hast auch nichts gespürt?« hakte Fooly schließlich nach.
»Das ist ja das Problem, vor dem wir stehen.«
Fooly schnob ein paar düstere Rauchwolken aus seinen Nüstern.
»Welcher Mensch kennt Lady Patricia?« fragte er.
»Kaum jemand«, meinte Nicole. »Eine Handvoll Leute in Schottland, die Einwohner aus ihrem Heimatort und die Menschen in Cluanie. Und die Leute aus unserem kleinen Dorf, versteht sich, ansonsten wohl kaum jemand. Sie steht nicht als Prominenz im Rampenlicht, die Blödzeitungen schreiben nicht über sie.«
»Wer sollte dann ein Motiv für eine Entführung haben, wie ihr Menschen sagt?«
»Sie besitzt ein Schloß. Vielleicht ist jemand hinter ihrem Geld her.«
»Glaube ich nicht«, erwiderte Fooly.
Plötzlich schoß der Drachenkopf herum, das lange Maul schnappte nach etwas. Ein lautes Schlucken folgte.
»Kaum zu glauben, daß es um diese Jahreszeit schon Fliegen gibt«, sagte Fooly kopfschüttelnd. »Und sie hat nicht mal richtig geschmeckt.« Er kam zurück zum Thema. »Nun, ich denke eher, daß es um den kleinen Lord geht. Vielleicht will man sie dazu zwingen, ihn auszuliefern. Oder euch, Professor und Mademoiselle, ihn gegen Lady Patricia auszutauschen.«
»Selbst Dämonen müßten doch wissen, daß wir darauf niemals eingehen würden«, widersprach Nicole.
Foolys Kiefer klappten schmatzend gegeneinander.
»Es gibt Dämonen, die euch noch nicht richtig kennen«, sagte er. »Und - Dämonen, bei denen nicht jede Magie wirkt. Vielleicht auch keine Amulett-Magie, Professor.«
Er wandte sich ab und watschelte auf seinen kurzen Beinen davon.
»Warte«, bat Zamorra. »Was willst du damit sagen? Was meinst du damit?«
Der Drache wandte den Kopf und drehte ihn so weit nach hinten, daß Zamorra schon fürchtete, er würde sich selbst das Genick brechen.
»Weiß nicht«, krächzte Fooly. »Es ist nur so ein Gedanke. Ich werde ein wenig meditieren. Vielleicht spreche ich darüber mit meinem Freund, dem Baum. Kann sein, daß er oder die anderen etwas darüber wissen. Bis dahin gehabt euch wohl.«
Er hatte die Tür erreicht.
Weil er aber während des Gehens nach hinten geschaut hatte, verfehlte er sie und knallte gegen Wand und Türrahmen.
»Aahhrrgg!« fauchte er. »Zamorra, du solltest euren Türen verbieten, einfach zur Seite auszuweichen, wenn ich hindurchgehen will! Ich hasse Türen! Sie sind immer so gemein zu mir!«
Damit verschwand er hinaus auf den Gang…
»Dämonen, die uns noch nicht richtig kennen, und bei denen nicht jede Magie wirkt«, sann Zamorra über die Worte des Drachen nach. »Was mag er damit meinen?«
»Frag lieber, wen er damit meint«, erwiderte Nicole. »Vielleicht Eysenbeiß, der sich ja nicht mehr an uns erinnern kann?«
Der Dämonenjäger schüttelte den Kopf. »Eysenbeiß ist kein Dämon. Außerdem wirkt Amulett-Magie sehr wohl gegen ihn. - Bisher jedenfalls«, schränkte er ein.
Nicole gähnte ausgiebig.
»Ich werde morgen intensiver darüber nachdenken«, kündigte sie an.
Draußen begann es allmählich hell zu werden.
»Na gut, irgendwann heute«, verbesserte sie sich.
Obgleich er auch müde war, fand Zamorra noch längere Zeit keine Ruhe, und als er endlich einschlief, plagten ihn Träume.
Kahlköpfige Wesen mit spitzen Ohren verfolgten ihn und versuchten ihn mit tonnenschweren Gewichten zu erdrücken, die blaues Licht ausstrahlten…
***
Benommen öffnete Patricia Saris die Augen.
Sie fror, dabei war es nicht einmal sonderlich kalt um sie herum. Vermutlich kam die Kälte aus ihrem Innern.
Was war geschehen?
Wo befand sie sich? Und wie war sie an diesen Ort gekommen, und in diese Lage?
Ringsum nichts als völlige Dunkelheit! Aber wenigstens konnte sie sich bewegen. Vorsichtig richtete sie sich auf. Ihre Finger tasteten über die Unterlage, auf der sie gelegen hatte. Es war ein weicher,
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