0575 - Sara Moons Rückkehr
sah alle Anwesenden nacheinander an.
»Wir haben also wahrscheinlich mit einigen Überraschungen zu rechnen, stimmt's? Vieles wird nicht mehr so sein, wie wir es kennen.«
»Ich sagte bereits, wahrscheinlich werdet ihr es nicht mal registrieren, weil die Veränderungen subtil und viel zu unbedeutend sind. Ist es wichtig, ob jemand vor zwanzig Jahren ein schwarzes oder braunes Paar Schuhe gekauft hat?«
»Zwanzig Jahre später sicher nicht mehr«, sagte Zamorra, »es sei denn, er konnte dadurch Karriere machen, weil seinem Chef eine bestimmte Schuh-Farbe besser gefiel.«
Merlin nickte.
»In diesem Bereich spielt sich die Bedeutung der Veränderungen ab. Das Universum existiert immer noch. Die alte Vergangenheit stirbt in einem anderen Kontinuum. Wir werden mit der neuen Vergangenheit leben. Und Sara Moon ist frei.«
»Sobald sie ihr Wächter-Amt nicht mehr ausüben muß«, schränkte Nicole ein. »Merlin, ist das nicht fast dasselbe, wie sie in Corons Gefangenschaft zu sehen?«
Merlin schüttelte den Kopf.
»Diesmal ist es kein Zeitkreis, der kein Ende findet. Diesmal gibt es ein Zeitziel. Und das - das war es mir wert.«
Er erhob sich wieder. Auf seinen Wanderstab gestützt, verließ er den Raum. Wahrscheinlich kehrte er in seine Regenerationskammer zurück, um seinen Erholungsprozeß fortzusetzen, Sid Amos folgte ihm.
Kurz vor dem Übergang in jene Dimensionsfalte holte der Ex-Teufel seinen Bruder ein.
»Ich sollte dich töten«, zischte er.
»Warum?« Ruhig sah Merlin ihn an.
»Weil du mir meine Kraft gestohlen hast. Der Zweck heiligt die Mittel - sicher, aber du hättest mich informieren müssen. Auf dem Silbermond war ich fast wehrlos!«
»Nun weißt du es, und es ist dir auch klar, warum du manchmal so schwach bist. Es sind die Momente, in denen du die Energie verlierst, die wir für Saras Befreiung und für die Verkapselung der alten Zeit brauchten.«
»Ich bin nur froh, daß es vorbei ist«, knurrte Sid Amos. »Jetzt kann ich endlich wieder voll über meine eigene Kraft verfügen.«
Merlin schüttelte den Kopf.
»Es ist noch nicht vorbei, dunkler Bruder«, sagte er leise. »Es ist noch lange nicht vorbei…«
***
Gegenwart:
Caermardhin
»Daß Merlin so weit gehen würde, hätte ich ihm niemals zugetraut«, sagte Nicole Duval. »Früher hat er selbst doch immer vor Paradoxa gewarnt.«
»Er hat aber schon selbst mal eines bewirkt«, erinnerte Zamorra. »Allerdings nicht in so weitreichendem Maße. Damals griffen Meeghs mit ihren spinnenförmigen schwarzen Raumschiffen Caermardhin an. Er löschte sie mit einem Zeitparadoxon aus der Zeitlinie, und ich habe ihm damals dabei geholfen. Aber das hier - das übertrifft einfach alles…« [11]
»Vielleicht«, schlug Nicole vor, »sollten wir uns einfach einen lockereren Umgang mit dem Begriff ›Zeit‹ angewöhnen Vielleicht ist alles gar nicht so schlimm, wie wir es uns immer vorstellen. Albert Einstein hat es einmal sehr treffend ausgedrückt.«
»Was sagte er?«
»Er sagte: Zeit ist etwas, das man mit der Uhr messen kann.«
Gryf grinste von einem Ohr zum anderen. »Recht hatte er, der alte Knabe. Trotzdem sollten wir aufpassen. Künftig werden wir mit allem Möglichen und Unmöglichen rechnen müssen. Hoffentlich nicht auch damit, daß längst erschlagene Dämonen wieder auftauchen…«
»Wenn das passiert, trete ich Merlin in den Hintern!« drohte Nicole, Zamorra breitete die Arme aus.
»Wie auch immer«, sagte er. »Was geschehen ist, können wir höchstens durch ein weiteres Paradoxon ändern. Finden wir uns also damit ab. Wir sind ja flexibel, nicht wahr…?«
Epilog:
»Eine seltsame Geschichte«, sagte Sandra Jamis kopfschüttelnd. »Ich habe ja schon immer gewußt, daß du für eine Menge Verrücktheiten gut bist. Aber das hier… Ich weiß nicht. Da schäumt deine Fantasie wohl über.«
Sie gab ihrer Freundin die Papierbögen zurück, auf denen Tina Berner eine actionreiche Story niedergeschrieben hatte. Nur besaß diese Story noch keinen vernünftigen Schluß.
»Ja«, erwiderte Tina. »Und jetzt stecke ich fest und komme einfach nicht weiter. Mir fällt nichts mehr dazu ein. Es ist, als hätte mir jemand den Faden durchtrennt.«
»Es liest sich so spannend, als hättest du alles selbst erlebt.«
»So kommt es mir auch vor«, erwiderte Tina. »Ich kann mich nicht mal daran erinnern, daß ich es überhaupt niedergeschrieben habe. Diese Geschichte von Außerirdischen, von Atlantis, Dämonen und diesem Zeus, den ich liebte.
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