058 - Sub Sisco
war ihm auch schon gekommen.
Abgesehen von Topos glücklichem Fang am Tag ihrer Ankunft hatten sie in den umliegenden Türmen noch neun weitere Truhen gefunden. Alle gefüllt mit fremdartigen Stoffen, Töpfen und Geschirr, das sie gut im Kampf ums Überleben gebrauchen konnten.
Niemand wusste, wem diese seltsamen Korallenbehälter gehörten, noch konnte sich jemand erklären, warum sie in den oberen Stockwerken der Türme standen.
Angesichts ihrer Not machten sich die Fischer auch keine großen Gedanken über die rechtmäßigen Besitzer. Sie betrachteten sie als Geschenke Ahabs und nutzten einfach alles, wie sie es fanden.
Mit Hilfe einiger bizarr geformter Werkzeuge, die für größere Hände als die ihren gemacht zu sein schienen, waren sie an Land gegangen und hatten Bäume gefällt, deren Stämme ihnen zur Einrichtung des neuen Heimes dienten. Die friedvolle Zeit des Wiederaufbaus währte zwei volle Mondphasen, in denen die schmerzvolle Erinnerung an Mont Reyy zu verblassen begann… bis zu dem Tag, als die ersten Barbaren drohend zu ihnen herüber blickten.
»Was ich vorhabe, ist mit Sicherheit weniger leichtsinnig, als sein Leben wegen etwas Baumharz und ein paar frischen Kräutern zu riskieren«, versuchte sich Clay zu rechtfertigen, doch Kendro nahm ihm diese Worte krumm.
Dicht neben seinen grauen Schläfen trat eine Ader unter der Haut hervor, die schneller zuckte, als seine Worte über die Lippen sprudeln konnten: »Topo ist ein erfahrener Mann! Er wird schon eine Stelle finden, die frei von Steppenreitern ist. Selbst wenn er tagelang die Küste entlang segeln muss.«
»Dein Wort in Ahabs Ohr«, lenkte Clay ein, bevor er gestand: »Wir sind nun mal alle bessere Fischer als Krieger. Ich mache mir nur Sorgen, dass Topos Besatzung in einen Hinterhalt geraten könnte.«
Kendro blieb eine Antwort schuldig, doch sein verkniffener Gesichtsausdruck machte deutlich, dass er von den gleichen Gedanken gequält wurde. Die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst, sah er aufs Meer hinaus, in der stillen Hoffnung, das vertraute Segel seines alten Freundes zu erblicken. Vergebens. Alles was sich auf der smaragdgrünen Oberfläche abzeichnete, waren die silbernen Reflexionen der aufsteigenden Sonne.
Seufzend ging er in die Knie und ließ den schweren Körper nach hinten sacken. Das einfach geschnittene Leinenhemd rutschte in die Höhe und gab den Blick auf hervorquellende Fettpolster frei. Trotz des Übergewichts hatte Kendro nichts von seiner Beweglichkeit eingebüßt. Einmal auf dem Hintern gelandet, rutschte er behände an die Truhe heran.
Ohne ein einziges Wort zu sagen, umwickelte er den nächsten Stein mit Netzresten und befestigte ihn an der Truhe. Das war seine Art, dem Jüngeren ein Friedensangebot zu machen.
Ihre Blicke kreuzten sich für einen kurzen Moment, als beiderseitige Versicherung, dass sie sich den Disput nicht weiter übel nahmen. Danach brachten sie die restlichen Gewichte an. Ihre fleißigen Hände brauchten nicht lange, um die Arbeit zu vollenden. Kurze Zeit später säumten zehn wohl ausbalancierte Gewichte den Rand der deckellose Truhe.
Kopfüber im Wasser versenkt, gab ihr Innenraum einen passablen Luftspeicher ab, und die Steine würden - hoffentlich - dabei helfen, dass sie im Gleichgewicht blieb.
Ohne viel Zeit mit gegenseitigem Schulterklopfen zu vergeuden, spannten Kendro und Clay zwei feste Stricke zwischen den gegenüber liegenden Innenseiten. Danach schleppten sie den Behälter zur Vorderfront des Gebäudes. Mittels eines langen Seils, das sie am Knotenpunkt der sich kreuzenden Stricke befestigten, ließen sie ihn zu den vertäuten Booten hinab, die sanft auf den Wellen tanzten. Die Posten, die fünfzehn Stockwerke tiefer ihren Dienst verrichteten, eilten über einen an der Fassade befestigten Steg herbei, um die Fracht entgegen zu nehmen.
Nachdem die beiden zur Seite getreten waren, ließ Clay die Leine einfach hinabfallen.
Unten wurde sie von den Wachen aus dem Wasser gefischt und zu einer schmalen Rolle aufgewickelt. Beim Tauchgang würde sie noch gute Dienste leisten.
Kendro und Clay machten sich auf den Weg nach unten. Gemeinsam passierten sie den Durchbruch, der ins Treppenhaus führte. Kleine Feuerschalen spendeten genügend Licht, damit niemand ins Stolpern geriet. Clay hätte am liebsten immer drei Stufen auf einmal genommen, doch mit Rücksicht auf seinen schwergewichtigen Weggefährten drosselte er das Tempo.
Auf halber Strecke legten sie gerade eine
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