Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
058 - Sub Sisco

058 - Sub Sisco

Titel: 058 - Sub Sisco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
früheren Ausflug entdeckt hatte. Das einfallende Sonnenlicht reichte noch wesentlich tiefer, doch für einen ersten Versuch reichte diese Tiefe völlig aus.
    Geschickt führte er das Seil um den mit einer dicken Kruste bedeckten Pfeiler herum und stieg wieder auf. Piars begeisterte Rufe empfingen ihn, als er die Oberfläche durchbrach.
    Schnaufend gab Clay das Seilende an sie ab und nahm die Truhe in seine Obhut. Als Vater und Tochter gemeinsam an dem Seil zogen, verschwand der umgestülpte Kasten mit einem saugenden Geräusch von der Oberfläche.
    Clay begleitete den Behälter vier Fensterreihen weit hinab, bevor er am Seil zupfte, um Kendro und Piar zu signalisieren, dass sie innehalten sollten. Nun kam die Stunde der Wahrheit. Mit klopfendem Herzen ließ er von der Korallentruhe ab. Seine Paddelbewegungen ließen sie gegen die Fassade treiben, doch nach einem dumpfen Zusammenstoß pendelte sie zurück und blieb mitten im Wasser stehen. Das Seil, das unter ihr zum Stahlträger führte, hinderte sie am Aufstieg. Nach kurzem Blubbern drangen auch keine weiteren Luftblasen an die Oberfläche. Die Wände waren absolut dicht.
    Zufrieden taucht er auf.
    »Es hat geklappt!«, freute sich Kendro, der das Seil gerade an einer Ducht festzurrte. Bei spiegelglatter See ließ sich vom Boot aus der rechteckige Schatten sehen, der unter ihnen auf der Stelle schwebte. Ein geübter Betrachter konnte sogar die Dächer der überfluteten Gebäude ausmachen, die nicht weit von ihrem Turm entfernt auf dem Meeresgrund standen.
    In seinen kühnsten Träumen malte sich Clay manchmal aus, dass er eines Tages durch die Häuserschluchten der versunkenen Stadt tauchen würde. Auch wenn er dafür die größte Truhe von ganz Meeraka versenken musste.
    »Dann kann es ja endlich losgehen!« Piar entledigte sich ungeniert ihres dünnen Hemdes.
    Für Clay kein ungewohnter Anblick. Sie hatten schon als Kinder zusammen am Strand herum getollt. Trotzdem beschleunigte sich sein Herzschlag, als Piar, nur mit einem Lendentuch bekleidet, auf die Reling kletterte und sich kopfüber ins Wasser stürzte.
    Während er die Harpunen von Kendro entgegen nahm, wartete er vergeblich darauf, dass seine Freundin wieder auftauchte. Als ihm klar wurde, dass sie bereits zur Luftblase unterwegs war, schlüpfte Clay ein leiser Fluch über die Lippen.
    Über ihm klang Gelächter auf. »Vorsicht, Kleiner. Mein Mädchen ist dir über!«
    Begleitet von Kendros spöttischen Bemerkungen jagte der junge Fischer Piar hinterher.
    Sanfte Wellen, die gegen die Bordwand klatschten - mehr blieb nicht von dem tauchende Pärchen zurück.
    Kendros Lachen erstarb, während er ihre Schatten verfolgte, die langsam mit dem Grün der Tiefe verschmolzen.
    Die bange Zeit des Wartens begann.
    ***
    Westküste von Meeraka, Frühjahr 2518
    In weniger als einer Minute schmolzen die flüchtenden Frekkeuscher zu dunklen Punkten am Horizont zusammen. Die Prärie wirkte plötzlich wie leergefegt. Nur das herrenlose Tier hüpfte noch in der Nähe herum, als wüsste es nicht, was es mit der neu gewonnenen Freiheit anfangen sollte.
    Matthew Drax rieb sich nachdenklich über den Nacken, bevor er zu Aiko hinübersah.
    »Leidest du neuerdings unter unkontrollierten Wutausbrüchen?«, fragte er den Japaner.
    Aiko schenkte dem Commander einen Ich-weiß-gar-nicht-was-du-willst-Blick. »Mit solchen Dreckskerlen diskutiere ich doch erst gar nicht!«
    »Er hat Recht«, meldete sich Aruula von der Rückbank. »Ich hätte sie auch nicht ungestraft davonkommen lassen!«
    »Ja ja«, brummte Matt missmutig, während er zur Landung ansetzte. »Verbünde dich auch noch mit diesem Heißsporn.«
    Aruula beugte sich über die Rückenlehne des Schalensitzes und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich mag dich doch gerade weil du so besonnen bist«, besänftigte sie ihn.
    »Gegensätze ziehen sich nun mal an.«
    Aiko setzte direkt neben ihnen auf. Mit einem Medikit bewaffnet sprang er aus dem Gleiter. »Ich kann Matts Sorge gut verstehen«, flachste er im Vorübergehen. »Für einen Normalsterblichen ist es nicht leicht, neben einem Supermann wie mir zu bestehen.«
    »Schalte deine Plastikarme ab, dann sehen wir weiter!«, schoss Matt zurück.
    Angesichts der Situation erschien das spöttische Gerede unpassend, aber sie nutzten es instinktiv, um sich gegen den Anblick zu wappnen, dem sie sich gleich stellen mussten.
    »Keine Angst«, beruhigte Aiko die beiden Jagdopfer, die verzweifelt davon zu kriechen versuchten. »Wir

Weitere Kostenlose Bücher