058 - Sub Sisco
Suppentellergroße Saugnäpfe klatschten gegen die Fassaden und gaben den oberschenkeldicken Gliedern schmatzend Halt.
Bisher hatte Clay Tintenfische dieser Größe immer als Hirngespinste abgetan, doch die drei oktopoiden Kreaturen, die sich am abgebrochenen Riesen und zwei anderen Türmen empor zogen, reichten mit ihren Fangarmen beinahe bis an die Dächer heran.
Jedes dieser Monster wurde von unzähligen Fishmanta'kan begleitet, die das fest haftende Tentakelgeflecht nutzten, um in die Höhe zu stürmen.
Zu einem Kampf kam es allerdings nicht. Frekkeuscher und Reiter flohen in wilder Panik, obwohl sie wussten, dass sie es nicht bis ans Ufer schaffen würden. Unweit der Xaala brach das Meer auseinander und spie ein Dutzend unförmiger Schatten an die Oberfläche.
Riesenhafte Rochen, die ihren flachen Balg in schnelle Schwingungen versetzten, um über die Wellen hinwegzufegen. Sie wurden von Fishmanta'kan geritten, die mit ihnen direkt auf die wassernden Frekkeuscher zuhielten.
Blitze überbrückten die zwischen ihnen liegende Distanz, lange bevor, sie in Reichweite der Bögen gelangten. Den überlegenen Waffen der Kiemenwesen hatten die Steppenreiter nichts entgegenzusetzen. Einer nach dem anderen sank regungslos im Sattel zusammen.
Oberhalb der Steilküste löste das Desaster erschrockene Rufe aus. Fassungslos mussten die siegesgewohnten Barbaren mit ansehen, wie ihre Vorhut von einem Volk aufgerieben wurde, das sich noch weitaus schrecklicher gebärdete als sie selbst.
Allzu lange konnten sich die Zuschauer aber nicht in der Rolle der ungefährdeten Beobachter wähnen. Die Riesenkraken, die ihre Aufgabe an den Türmen erfüllt hatten, lösten sich von den Fassaden und schwammen in Richtung Ufer. In majestätisch anmutenden Bewegungen zogen sie ihre Tentakel dicht an den Körper und schleuderten sie dann wieder von sich. Die kräftigen Stöße trieben sie schnell durchs Wasser.
Eine breite Gischtschneise hinter sich lassend, tauchten sie dicht unter der Oberfläche entlang, gefolgt von bemannten Rochen und gut dreihundert Fishmanta'kan, deren Flossenschlag die neu aufgeworfenen Wellen sofort wieder durchpflügten. Eine ganze Armada strebte der schroff aufragenden Klippe entgegen.
Oben kam Unruhe auf. Die ersten Frekkeuscher wendeten und traten die Flucht an. Ihre Zahl erhöhte sich noch, als ein Tentakelwald aus dem Meer brach, um sich an den Felsen festzusaugen. Während der erste Krake in Ufernähe haften blieb, walzten sich die anderen beiden weiter hinauf. Vier Tentakel sicherten jeweils den Halt, während die anderen vier noch höhere Abschnitte in Beschlag nahmen.
Vereinzelte Pfeile, die sich in die unförmigen Körper bohrten, konnten sie nicht stoppen.
Die Kraken schienen weder Schmerz noch Furcht zu kennen. Angriffslustig schwang der oberste bereits einen Tentakel über den Klippenrand, um die Bogenschützen zu attackieren. Die meisten sprangen rechtzeitig zur Seite, doch zwei unvorsichtige Gemüter wurden erfasst und in die Tiefe geschleudert.
Panik kam auf; immer mehr Barbaren traten die Flucht an.
Die drei Kraken hafteten indessen in absteigender Folge am Felsen, so dass ihre Körper eine Art Treppe ergaben. Die ersten Fishmanta'kan stürmten die breiten Fangarme empor; massive Blitz- und Luftdrucksalven deckten den Aufstieg. Doch die Gegenwehr war längst zusammengebrochen.
Mit solch einem schrecklichen Gegner mochten sich die Steppenreiter nicht messen. Sie traten ausnahmslos die Flucht an.
»Die Seeteufel werden nur noch ein paar leere Zelte vorfinden«, seufzte Judd enttäuscht.
»Sie hätten sich lieber von hinten an die Steppenreiter heranschleichen sollen, um sie von der Klippe zu stürzen.«
Zustimmendes Gemurmel wurde laut, nur Clay hielt sich zurück. Nachdenklich stieß er einen Steppenreiter an, der im Boot verblieben war. Eine der Blitzstangen hatte ihn gefällt. Nun lag er regungslos auf den Planken, doch seine Brust hob und senkte sich in regelmäßigen Takt. Er lebte.
»Vielleicht wollen die Fishmanta'kan nur so viele töten wie nötig«, sprach er einen vagen Gedanken aus, der ihm gerade gekommen war.
Einige Kameraden widersprachen vehement, doch das interessierte Clay genauso wenig wie der weitere Kampfverlauf an der Steilküste. Er wollte lieber nach Piar sehen, die er schmerzlich an seiner Seite vermisste.
Lischette und Xaala hatten sich längst wieder voneinander gelöst, dümpelten aber immer noch nahe genug beisammen, um die Entfernung mit einem weiten Sprung
Weitere Kostenlose Bücher