0580 - Der Fluch der Totengeister

den großen gelben Zähnen nach den Beinen des Reiters zu beißen, wenn der sich beim rückwärtigen Auskeilen zurücklehnte und die Beine nach vorn streckte, um sein Gewicht auszugleichen.
    Aber er zahlte alles zurück und schlug auf das Sturmroß ein.
    Da ihn seine Kutte, die ja verbrannt war, jetzt nicht mehr behinderte, war er äußerst beweglich, und er hatte auch genügend Kraft, mit dem Sturmroß fertigzuwerden. Er ließ dem schwarzen Riesenpferd keine Chance, ihn abzuwerfen, weder am Boden noch in der Luft.
    Fest hielt er sich auf dem Rücken des zu bezwingenden Wesens.
    Und er wußte, daß er es schaffen würde…
    ***
    In der unsichtbaren Burg wurde Fulcor, der Gott des Feuers, langsam ungeduldig. Mehr und mehr Zeit verstrich, ohne das der Zauberer mit greifbaren Erfolg zurückkehrte. Und so beschloß Fulcor, sich die Sache selbst mal näher anzusehen.
    Er benutzte den Bild-Dhyarra. Im Überwachungsschirm, den er mit seinen göttlichen Kräften einpendelte, erschien der Zauberer.
    Im ersten Moment glaubte Fulcor, einer Täuschung zu unterliegen. Er hatte den Zauberer nach Khe-She geschickt, um Damons Schwert zu beschaffen, und nun betätigte der sich als Zureiter für Sturmrösser.
    Das durfte doch nicht wahr sein!
    Und Fulcor packte mit seiner Dhyarra-Kraft zu, schlug eine Bresche durch die magische Barriere - mit seiner göttlichen Kraft fiel ihm das nicht sonderlich schwer -, und entsandte sein Dhyarra-Feld.
    Es erreichte den Zauberer, berührte und umschloß ihn - und riß ihn zielsicher vom Rücken des Sturmrosses!
    Von einem Moment zum anderen hörte der Zauberer auf, in Khe-She zu bestehen, wurde durch eine unnennbare Zone gerissen und erschien in der unsichtbaren Burg vor der hochaufragenden Gestalt des Gottes.
    Fulcor sah ihn grimmig an.
    »Du scheinst meine Worte nicht sonderlich ernst zu nehmen, daß du dich kindischen Spielen hingibst, anstatt meinen Befehl auszuführen«, grollte der finstere Gott.
    Der Zauberer verneigte sich. Nur mühsam bezwang er seine Wut. Warum, bei den Abgründen des ORTHOS, hatte Fulcor ihn ausgerechnet jetzt zurückgeholt?
    »Herr, ich…«
    Mit einer knappen, aber herrischen Bewegung schnitt ihm Fulcor das Wort ab. »Du befandest dich im Innern Khe-Shes. Warum brachtest du das Schwert nicht mit?«
    »Weil… weil es nicht im Schloß ist, Herr«, sagte der Zauberer. »Zumindest sah ich es dort nicht unter den Waffen, die die Sturmrösser einsammelten. Also kann es nicht dort sein. Byanca muß es anderswo verborgen haben. Aber Herr, du holtest mich zu früh zurück. Ich war dabei…«
    »Du solltest das Schwert holen, sonst nichts!« donnerte der Gott. »Wenn es sich nicht in Khe-She befindet, dann außerhalb! Ich bezweifle, daß Byanca es weit entfernt von sich deponiert hat. Es wird also in einem Versteck unweit des Wolkenschlosses liegen. Finde es!«
    »Herr, ich muß dich warnen, denn Byanca plant mit…«
    »Finde das Schwert!« brüllte Fulcor, und sein starker Kristall glühte auf, packte den Zauberer und schleuderte ihn wieder hinaus ins Nichts, um ihn an seinem Zielort wieder zu entlassen.
    Allerdings nicht wieder im Innern Khe-Shes. Der Gott des Feuers sah es als sinnlos an, den Zauberer wieder dorthin zu versetzen, da das Schwert nach seiner göttlichen Meinung nur außerhalb versteckt sein konnte.
    Mit dem Zauberer war er höchst unzufrieden…
    ***
    Nicole-Byanca stand wieder unter dem Podest im großen Innenhof, und auf dem Podest lagen wieder die fünf Regenten.
    Verloren, dachte sie immer wieder. Ich habe mich abwerfen lassen. Ich habe verloren.
    Das Sturmroß, auf dem sie gesessen hatte, trottete davon und reihte sich in die Reihen seiner Kameraden ein.
    Nicole suchte nach dem Pferd des Zauberers, entdeckte es auch. Sie hatte sich die Fellzeichnung aus dunkelgrauen Streifen eingeprägt. Wer die Sturmrösser nur oberflächlich betrachtete, für den waren sie alle schwarz, und doch unterschieden sie sich in winzigen Kleinigkeiten voneinander.
    Das Sturmroß war da, aber wo war der Zauberer?
    Eines der fünf Sturmrösser auf dem Podest erhob sich jetzt und nickte Nicole-Byanca mit dem großen Kopf zu. »Der Sieg geht an dich, Byanca. Denn es war dir vergönnt, dich länger auf dem Rücken eines der unseren zu halten, und dein Gegenspieler zog es vor, sich mittels Magie zu entfernen, noch ehe er abgeworfen werden konnte. Somit verlor er, und wir werden dir Unsere Unterstützung zuteil kommen lassen. Doch wehe, du kannst den Handel nicht einhalten. Dann