0580 - Der Fluch der Totengeister
längst woanders ist, und zweitens werden die Totengeister dich sofort angreifen, Drachenkind.«
»Ha!« schrie Fooly. »Du willst mir nur Angst einjagen.«
»Laß dich warnen«, mahnte auch Zamorra. »Ich glaube nicht, daß du alles mitbekommen hast, was Merlin mir vorhin verraten hat.«
»Papperlapapp!« rief Fooly. »Ich weiß genug. Vor allem weiß ich, daß Merlin unter dem Einfluß der Totengeister steht. Die Verbindung ist stärker denn je. Auch du, Zamorra, unterliegst dem Druck, ebenso wie Merlin, zwar noch nicht ganz so stark, aber… Du solltest die Mardhin-Grotte schnellstens wieder verlassen. Was glaubst du wohl, warum du vorhin auf Merlin schießen wolltest?«
»Ich wollte nicht auf…«
Er unterbrach sich.
Vielleicht hatte Fooly recht. Wenn er genau nachdachte, mußte er sich eingestehen, daß er vielleicht wirklich abgedrückt hätte.
Um Nicole zu rächen…
Aber er war doch kein Mörder!
Wirkte der Einfluß der Totengeister tatsächlich so stark?
Da hob Merlin die Hand.
»Ich werde die Grotte verlassen«, sagte er. »Die Totengeister kontaktieren mich. Wenn ich nicht mehr hier bin, wird ihr Einfluß auf Zamorra und auch auf dich, Drachenkind, schwächer.«
»Auf mich wirkt er ohnehin nicht«, stellte Fooly klar.
Aber Merlin hörte es nicht mehr.
Er war bereits verschwunden…
***
Nach dem Vorfall hatten die Sturmrösser zunächst keinen Kontakt mehr zwischen dem Zauberer und Nicole-Byanca und ihren Begleiterinnen zugelassen. Den Menschen waren Unterkünfte zugewiesen worden, und die Drachensklaven waren irgendwo in den Gebäuden Khe-Shes verschwunden und bisher nicht wieder aufgetaucht.
Hin und wieder zeigten sich Sturmrösser im Innenhof, doch jetzt, in der Nacht, schien ihnen wenig daran gelegen zu sein, die Angelegenheit voranzutreiben. Es gab Wächter auf den Zinnen, obwohl Nicole-Byanca keinen großen Sinn darin sah. Die magische Barriere hielt jeden Eindringling fern.
Hunger und Durst machten sich bemerkbar. Die Amazonen führten praktisch keinen Proviant mit sich. Der befand sich hauptsächlich bei den zurückgelassenen Pferden, weil sie ja nicht damit gerechnet hatten, so lange hier verweilen zu müssen. Sie hatten gedacht, die Angelegenheit entweder schnell zu Ende zu bringen oder bereits im Ansturm zu sterben.
Als der Morgen graute, tauchten die Sturmrösser wieder auf. »Die Halbgöttin, die sich Byanca nennt, wird gebeten, ins Freie zu treten und ihr Anliegen vorzutragen.«
Von den Verhandlungen zwischen Nicole-Byanca und dem Zauberer war schon längst nicht mehr die Rede, und er hatte während der Nacht keine Gelegenheit bekommen, Nicole-Byanca heimlich und hinterrücks zu ermorden.
Doch als sie ins Freie trat, sah sie ihn bereits dort auf sie warten, und sie erkannte an seinem Gesichtsausdruck den Wunsch, ihr ein Messer ins Herz zu stoßen.
Ohne seine dunkle Kutte wirkte er nahezu schmächtig. Der erste Eindruck täuschte allerdings. Sah man genauer hin, so stellte man fest, daß er über beachtliche Muskeln verfügte.
»Kommen wir zum Handel«, ertönte die Stimme eines anderen Sturmrosses von seitwärts.
Nicole-Byanca fuhr herum und sah fünf große Pferde, die auf einer Art Podest lagen und aus größerer Höhe auf den Innenhof herunterschauten mit ihren rotflammenden Augen.
»Wer seid ihr?« fragte sie. »Wer ich bin, wißt ihr, aber ich kenne euch fünf nicht.«
»Es sind die Regenten unseres kleinen Volkes«, erklärte das Sturmroß neben ihr. »Mit ihnen wirst du verhandeln.«
Nicole-Byanca verneigte sich. »Es sei. Nun, kommen wir sofort zur Sache: Ich brauche eure Hilfe.« Sie deutete auf den Zauberer und fuhr fort: »Jener dort hält meinen Gefährten in seiner unsichtbaren Burg gefangen. Ich will ihn befreien, aber nur ihr Sturmrösser seid in der Lage, die Burg zu finden und ihre Macht zu brechen.«
Der Zauberer starrte Nicole-Byanca sprachlos an.
»Was sagst du dazu?« wollten die fünf Regenten von ihm wissen.
Der Zauberer krümmte sich fast. »Ich kann's nicht leugnen, doch es muß sein. Höhere Mächte befahlen es mir…«
Nicole-Byanca preßte die Lippen zusammen. »Das ist hier nicht von Interesse. Wichtig ist nur der Tatbestand.«
»Ich verlange, daß der Halbgöttin jegliche Hilfe verweigert wird!« schrie der Zauberer.
»Mit dir reden wir später«, wurde ihm beschieden. »Wir gehen nach der Reihenfolge vor. Byanca, du willst unsere Hilfe. Was bietest du uns dafür?«
Jetzt lächelte sie. Während der Nacht hatte sie Zeit genug
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