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0580 - Die Zeitritter

Titel: 0580 - Die Zeitritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihn.
    „Hatco!" rief sie mit tränenerstickter Stimme. „Was für ein Mensch bist du nur? Bist du überhaupt ein Mensch?"
    Er lächelte, aber er antwortete ihr nicht.
    Schweigend kehrten sie in die Stadt zurück.
     
    *
     
    Karos war selbst erstaunt, als das Funkgerät funktionierte. Er benötigte keinen Strom, denn die langlebige Batterie war halb voll. Oben in seiner Dachkammer hatte er sich einen kleinen Verschlag eingerichtet, von dem aus unter der Holzleiste das Antennenkabel zum Dach emporführte. Die als Blitzableiter getarnte Antenne war nichts als ein einfacher Metallstab.
    Die Kapazität des Empfängers wurde durch die mangelhafte Anlage stark verringert, trotzdem gelang es Karos, einige Sender gut hereinzubekommen. Er hörte wieder Nachrichten aus der anderen Welt.
    Es hatte schon einmal ein Radio in Porvenir gegeben. Sam Katzbach hatte es irgendwo aufgetrieben und seinen Tauschwaren einverleibt. Dort stand es lange herum, ehe sich jemand erbarmte und das kleine Transistorgerät für ein paar Fische eintauschte.
    Einen Monat lang konnte jeder, der Lust dazu hatte, den nächsten südamerikanischen Verwaltungssender hören, dann erlahmte das Interesse an der Sensation. Schließlich war die Batterie aufgebraucht, und das Radio landete, von wütender Hand geschleudert, im Hafenbecken von Porvenir.
    Karos hatte von der Geschichte gehört und konnte sie nicht begreifen. Verbindung mit der Außenwelt konnte doch nur Wissen und vielleicht auch kulturelle Unterhaltung bedeuten, aber darauf legte in Porvenir niemand Wert. Sein Vater jedenfalls hatte ihm den Besitz eines Radios nicht erlaubt.
    Eine Weile lauschte er der Musik aus dem kleinen Lautsprecher, dann glaubte er, draußen ein Geräusch gehört zu haben. Er schaltete das Gerät ab, kam aus seinem Verschlag und eilte über die Treppe nach unten.
    Auf der Veranda stand Ole Pat, einen Rucksack auf dem Rücken und einen Wanderstab in der Rechten. Sein faltiges Gesicht drückte Entschlossenheit aus. Er deutete auf einen Stuhl.
    „Hast du was dagegen, wenn ich mich setze? Ist ein verdammt anstrengender Marsch bis zu dir. Hast du Wasser?"
    Karos hatte den alten Mann immer gut leiden mögen. Hinter seinen verrückten Geschichten, das ahnte er, steckten die schlummernden Erinnerungen an eine erlebte Vergangenheit.
    Die Leute von Porvenir glaubten, Ole Pat würde lügen, wenn er den Mund nur aufmachte.
    Karos holte einen Krug Wasser und setzte ihn auf den Holztisch. Er zog sich den zweiten Stuhl heran. „Wo willst du hin?" Ole Pat nahm einen kräftigen Schluck.
    „Das hängt von dir ab, Karos. Wenn du mir hilfst, erspare ich mir eine lange Wanderung bis zum nächsten Stützpunkt der Regierung, Ich weiß, daß du das Funkgerät aus dem Wrack geborgen hast. Funktioniert es?"
    Die Frage kam so plötzlich, daß Karo überrumpelt nickte.
    „Fein, das also hätten wir. Doch weiter im Text. Kantenburg hatte einige Medikamente und sonstige seiner Meinung nach unentbehrliche Dinge angefordert, als der Kurier vor einigen Monaten hier war. Das Zeug wurde gestern geliefert."
    „Gestern? Davon habe ich nichts bemerkt."
    „Du sitzt ja auch hier auf deinem Berg und kümmerst dich um nichts, nicht einmal um Mary Kantenburg, obwohl doch jeder weiß, daß sie deine Frau werden soll."
    „Ich habe viel Arbeit..."
    „Ja, schon gut, Karos. Trotzdem hättest du ihr ein wenig mehr Zeit widmen sollen. Jetzt tut es dieser Fremde für dich. Aber nicht mehr lange, darauf kannst du dich verlassen."
    Karos sah Ole aufmerksam an.
    „Die beiden sind gute Freunde, nicht mehr. Was geht dich das überhaupt an, und was hat das alles mit den Medikamenten zu tun?"
    Ole Pat lehnte sich bequem zurück.
    „Eine ganze Menge, meine ich. Es war ein Gleiter der Regierung, der gestern am späten Nachmittag in Hafennähe fast unbemerkt landete. Der Pilot teilte Nick mit, daß er die gewünschten Medikamente, Lebensmittel und sonstigen Dinge brächte, Sam rannte herbei und half beim Ausladen. Auch andere Leute kamen, unter ihnen dein Vater mit seinem seltsamen Gast. Du weißt ja, was der in den vergangenen Tagen alles angestellt hat. Man konnte fast meinen, er sei lebensmüde - und dann kommt noch etwas hinzu, wenn mich nicht alles täuscht: Er faßt jeden Wunsch, der geäußert wird, wie einen Befehl auf, den er zu befolgen hat. Beim Walfang sagte nur einer der Männer, es wäre gut, wenn das Tier endlich verenden würde - und Illroy sprang ins Wasser, um mit dem bloßen Messer auf den Wal

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