0580 - Die Zeitritter
noch einige Handgriffe, dann rutschte er an einem Balken schnell vom Dach und ging seinen unerwarteten Besuchern entgegen.
„Sieh da, unser Freund aus der Zivilisation! Gute Idee von dir, Mary, ihn mitzubringen. Endlich habe ich Gelegenheit, mich mit ihm zu unterhalten. Ist er noch immer so schweigsam?"
Illroy sah noch immer hinüber zum Dach des halbfertigen Blockhauses.
„Wozu benötigen Sie eine Antenne?" fragte er ruhig.
Karos machte sein unschuldigstes Gesicht.
„Antenne? Wie kommen Sie denn auf die Idee? Was ist überhaupt eine Antenne?"
Illroy schien seinerseits auch nicht bereit zu sein, Fragen zu beantworten. Er betrachtete die Veranda, die auf Holzpfählen stand, dann die verkrüppelten Bäume zum Hang hin.
„Ein schönes Plätzchen", sagte er dann, als habe er das vorherige Thema total vergessen. „Auf diesem Planeten findet man sie nur noch selten. Sie sind zu beneiden, Karos Pendor." Er streifte Mary mit einem kurzen Blick. „Und nicht nur deshalb", fügte er nachdenklich hinzu.
Für einen Augenblick schien Karos verstimmt zu sein, aber wenn er es wirklich war, ließ er sich nichts anmerken. Er deutete auf den Korb.
„Ich habe Hunger. Wir können auf der Veranda essen."
Später saß er mit Illroy allein auf der Terrasse. Mary war in ihren künftigen Garten gegangen, um nach den jungen Pflanzen zu sehen, die sie natürlich viel zu früh gesetzt hatte.
„Sie haben wirklich gesehen, daß ich eine Antenne baue?"
Illroy nickte.
„Wenn ich Ihnen helfen kann, tue ich es gern, Karos. Haben Sie auch ein Radio?"
„Nein, natürlich nicht. Es ist auch nur ein Blitzableiter. Ich weiß aus Büchern, daß sie notwendig sind, und wir leben später sehr allein hier oben. Wasser ist knapp." Er zögerte. „Wie sieht es in der Welt aus? Gibt es diesen Schwarm noch, von dem Sie erzählten? Hat er die Menschen wirklich verdummen lassen? Wir haben hier nichts davon gespürt."
„Dafür mag es eine Erklärung geben, aber ich kenne sie nicht", gab Illroy zu.
Eine Weile schwiegen sie, dann suchte Karos krampfhaft nach einem neuen Thema, obwohl er tausend Fragen auf den Lippen hatte.
„Ich wünschte, mein Haus wäre schon fertig", sagte er endlich.
„Es ist noch eine Menge Arbeit..."
Weiter kam er nicht.
Illroy war aufgesprungen, als habe ihn eine Wespe gestochen.
Wortlos griff er nach der herumliegenden Axt, rannte zu den noch ungeschälten Baumstämmen und begann sie zu bearbeiten. Ehe Karos protestieren konnte, schleppte er dann die fertigen Balken zur Ostseite des Blockhauses, wo eine Wand bereits fertiggestellt war. Er nahm den Spaten und begann zu graben.
Karos erholte sich von seiner Überraschung.
„Hören Sie, Illroy, so war das nicht gemeint! Ich schaffe das schon allein, Sie sollten sich noch erholen. Der Stamm dort..."
Er schwieg, denn er sah, daß sein Protest ungehört verhallte.
Illroy arbeitete wie ein Wilder und ließ sich durch nichts abhalten. Als die Sonne dem Horizont entgegensank, hatte er mehr geschafft als Karos vorher in zwei Wochen. Noch so ein Tag, und das Haus war endgültig bezugsfertig.
Mary hatte dem Geschehen in stummer Begeisterung zugesehen, dann kam sie zu Illroy und umarmte ihn begeistert.
„Sie sind ein prächtiger Kerl, Hatco! Sie haben uns sehr geholfen. Vielen Dank dafür. Warum aber haben Sie das getan?"
Illroys helle Augen sahen durch sie hindurch.
„Ich mußte es tun", sagte er und drehte sich um.
Ohne Abschied ging er auf den Pfad zu, der nach Porvenir führte.
Erst als Karos seiner Braut einen sanften Schubs gab, lief sie hinter dem seltsamen Fremden her.
Beide hatten das Gefühl, daß man ihn nicht allein lassen durfte.
Er war noch immer krank.
3.
Trotz einiger Warnungen von verschiedenen Seiten nahmen sie Illroy mit auf Fischfang. Wale waren gesichtet worden, und man benötigte weiteren Tran für die langen Winterabende. Pendor fuhr mit aus, Karos war zu Hause geblieben.
Was dann geschah, als sie in die Herde einbrachen und das ausgesuchte Tier harpunierten, war unglaublich und verrückt.
Der Wal war zu Tode getroffen, aber noch kämpfte er um sein Leben. Sein mächtiger Schwanz peitschte die Wogen und hätte das nächste Boot fast umgeworfen. Pendor wagte sich ziemlich dicht an ihn heran, um eine zweite Harpune zu werfen.
Illroy stand an der niedrigen Reling, in der Hand das breite Messer, das Karos ihm geschenkt hatte. In seinen hellen und sonst so toten Augen funkelte eine unbekannte Gier. Es war, als mache ihm der
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