0580 - Die Zeitritter
gezogen. Das geschah nicht ohne Grund. In aller Ruhe konnte er sich hier mit dem Funkgerät beschäftigen, das er aus dem Wrack geborgen hatte.
Er besorgte sich einige alte Bücher, die in der Bibliothek standen und von jedem Zeitritter ausgeliehen werden konnten.
Niemand interessierte sich für moderne Funktechnik, denn sie war überflüssig. Es fiel auch nicht weiter auf, daß Karos sich gerade Fachbücher über dieses Gebiet auslieh.
Mary Kantenburg fühlte sich vernachlässigt. Immer wenn sie Karos besuchte, hatte dieser keine Zeit für sie, bastelte in seiner Kammer herum und ließ niemanden herein, auch Mary nicht.
Der Bau des Hauses schritt kaum weiter voran, und man konnte den Eindruck haben, daß Karos nur manchmal deshalb etwas daran arbeitete, um listigen Fragen zu entgehen.
Mary ging zu Karos' Eltern, um mit ihnen zu sprechen. Der Fremde saß stumm am Kaminfeuer und starrte in die Flammen.
Er war überhaupt sehr schweigsam geworden und kaum zu bewegen, das Haus zu verlassen. Felda kümmerte sich um ihn.
Sie hatte den Eindruck, daß er krank sein müsse.
Pendor hörte geduldig zu, was Mary ihm zu sagen hatte, dann zuckte er die Schultern.
„Ich sehe ihn kaum noch, mein Kind, und ich frage ihn auch nicht, was ihn bedrückt. Er hat nun sein eigenes Haus und kann dort so leben, wie es ihm gefällt. Mir wäre es nur lieber, wenn du bald zu ihm ziehen könntest, damit er nicht so allein ist."
Sie sah hinüber zu Illroy.
„Karos ist erst so merkwürdig geworden, als der Fremde auftauchte."
„Er hat nichts damit zu tun, denn sie sehen sich ja kaum."
Sie nickte in Richtung des Kamins.
„Was ist mit ihm? Er sieht immer so traurig aus, fast könnte man Mitleid mit ihm haben. Darf ich mit ihm sprechen?"
„Du kannst es versuchen, Mary, aber du wirst kein Glück haben. Er schweigt meistens und sinnt vor sich hin. Er ist gemütskrank, aber er will nicht, daß man ihm hilft. Vielleicht kann ihm auch niemand helfen."
„Ich will es wenigstens versuchen", sagte sie und nahm ihn noch einmal beiseite. „Kannst du Karos fragen, wann wir heiraten sollen?"
Sie ging zum Kamin und setzte sich neben Illroy. Der ehemalige Leutnant blickte nur kurz auf, sah sie aus seinen hellen Augen durchdringend an, dann starrte er wieder ins Feuer.
„Ich muß morgen hinauf zu den Schafen, und dann möchte ich Karos Pendor in seinem Haus besuchen. Warum kommen Sie nicht mit mir? Das Wetter ist milder geworden."
Wieder sah er sie an, lange und forschend. In seinen Augen war etwas, das sie nicht zu definieren vermochte.
„Ich komme gern mit, wenn Sie es wünschen", sagte er.
Sie war überrascht, denn sie hatte mit Ausflüchten gerechnet.
„Fein, dann treffen wir uns morgen hier, der Weg führt vorbei. In zwei Stunden können wir bei Karos sein. Ich freue mich."
„Danke", sagte Illroy und widmete sich wieder dem Kaminfeuer.
Mary verabschiedete sich von Pendor, der sichtlich erstaunt war. Er versprach, den Gast rechtzeitig zu wecken.
Am anderen Morgen schien die Sonne, und es versprach, ein schöner, warmer Tag zu werden. Von dem Winter war überhaupt nichts zu spüren, aber die eigentliche Kälteperiode stand ja noch bevor. Illroy trug längst nicht mehr die zerschlissene Uniform, sondern einen Anzug aus Seehundsfell. Er stand ihm gut.
Er nahm ihr den Korb ab, in dem Vorräte und einige Dinge für Karos waren. Sie winkten Pendor und seiner Frau noch einmal zu, dann erreichten sie den Pfad, der in die Höhe führte.
Viel sprachen sie nicht, aber wenn Mary eine Frage stellte, wurde sie sofort und ohne Zögern beantwortet. Überhaupt schien es, als habe der Fremde ihr gegenüber weniger Hemmungen als zum Beispiel Pendor gegenüber. Er wirkte freier und ungezwungener, manchmal lächelte er sogar.
Man muß ihm helfen, dachte Mary mitleidig. Sicherlich hat er einen großen Kummer, den er nicht überwinden kann. Deshalb ist er auch zu uns gekommen, weil er ihn vergessen will. Er ist, wenn man es so sieht, regelrecht krank.
Bei den Schafen war alles in Ordnung. Sie konnten gleich weitergehen, und eine halbe Stunde später sahen sie schon Karos' neues Haus. Es stand mitten zwischen ein paar verkrüppelten Bäumen, die nur alle drei oder vier Jahre Früchte trugen.
„He, Karos, sieh mal, wen ich dir mitbringe!" rief Mary mit heller Stimme, als sie ihren zukünftigen Mann auf dem Dach entdeckte.
Er arbeitete an etwas herum, das sie nicht erkennen konnte.
Karos gab keine Antwort. Mit ungewöhnlicher Hast beendete er
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