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0580 - Die Zeitritter

Titel: 0580 - Die Zeitritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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plötzlich auftauchenden Klippe auszuweichen. Dann endlich konnte er das Schiff wenden und Kurs auf Porvenir nehmen. Wenn der Wind so blieb und die Richtung nicht sehr veränderte, würde er in einer Stunde den Hafen erreichen. Felda, seine Frau, würde schon auf ihn warten.
    Er warf die Reste des ausgenommenen Fisches über Bord und wunderte sich, wo die Möwen herkamen, sich ihren Teil zu holen.
    Sie mußten auf einer der häufiger werdenden Felsinseln schon gewartet haben.
    Karos, sein Sohn, würde gleich nach seiner Ankunft den Händler Sam Katzbach holen können. Die Familie benötigte neue Schuhe und fest Winterkleidung. Geld kannten die Leute von Porvenir nicht, sie brauchten auch keines. Wer geschickte Hände besaß, fertigte sich alles selbst an, was er zum Leben benötigte, oder tauschte es gegen Lebensmittel ein. Einige der Zeitritter, so nannten sie sich selbst, waren sogar Bauern geworden, denn die Erde in den flachen Mulden oberhalb der Küstenfelsen war fruchtbar. Widerstandsfähiges Getreide wuchs hier, und in den milden Sommern gedieh sogar das Obst.
    Sam Katzbachs Eltern hatten schon vor zweihundert Jahren die Tauschzentrale am Hafen erbaut und eingerichtet. Hier konnte jeder die Erzeugnisse seiner Arbeit hinbringen und bekam dafür den entsprechenden Gegenwert in Form fertiger Produkte. Für seinen Fisch, das konnte Pendor sich ausrechnen, erhielt er einige Paar Schuhe und mindestens einen warmen Winteranzug.
    Er umfuhr die letzten Klippen vor der Einfahrt zum Hafen und kam plötzlich in ruhiges Gewässer. Die Landzunge und die vielen kleinen Inseln hielten Wind und Wellen ab. Die so eingeschlossene Bucht erinnerte ein wenig an eine Lagune.
    Außerhalb der Bucht waren die Küsten felsig und steil und boten kaum Platz zum Ankern oder gar zum Anlegen. Man mußte schon die versteckten und sicheren Plätze genau kennen, wenn man nicht Schiffbruch erleiden wollte.
    Mit einer gewissen Befriedigung stellte Pendor fest, daß alle Schiffe im Hafen waren. Außer ihm hatte es niemand gewagt, den sicheren Anlegeplatz zu verlassen. Sein Fisch war heute das Doppelte wert wie sonst.
    Karos erwartete ihn am Holzkai.
    Pendors Sohn war dreißig Jahre alt, kräftig gebaut und hatte lange, rotblonde Haare. Wahrscheinlich hatten so die legendären Wikinger ausgesehen. Er trug eine glatte Hose aus Seehundsfell, Stiefel aus dem gleichen Material, eine lange Jacke und eine Pelzmütze. Im Gürtel der Hose steckte ein breites Messer mit Holzgriff.
    „Hallo, Vater!" rief er Pendor entgegen, als dieser das Boot zwischen den Holzpfählen hindurchmanövrierte. Er fing die Leine auf und befestigte sie an dem Metallring am Ufer. „Hattest du einen guten Fang?"
    „Einen Fisch nur", rief Pendor zurück und bemühte sich, seiner Stimme einen traurigen Tonfall zu verleihen. „Und wir können froh sein, daß ich den noch erwischte."
    „Nur einen Fisch?" Karos zog die Leine straff und sprang dann an Bord. „Hoffentlich reicht er wenigstens zum Abendessen..."
    Er schwieg verdutzt, als er die schweren Fleischbrocken bemerkte, die säuberlich aufgestapelt in den Holzwannen lagen.
    Pendor grinste.
    „Wie ich sagte - nur ein Fisch, aber er war drei Meter lang.
    Komm, hilf mir, ihn zu Sam zu bringen. Und dann holst du Mutter."
    Nick Madl, der Hafenmeister, kam mit seinen breiten und immer etwas unsicheren Schritten herbei. Er schien bereits einen kräftigen Schluck auf das nahende Unwetter genommen zu haben, und man brannte in Porvenir keinen schlechten Schnaps.
    „Hallo, Dark! Nicht abgesoffen?"
    „Du brauchst wohl einen Liegeplatz, was?" entgegnete Pendor und schleppte die erste Holzwanne von Bord. „Kannst du mir helfen, oder siehst du schon doppelt?"
    Nick gab keine Antwort. Er packte kräftig zu, und bald hatten sie den Fang an Land gebracht. Pendor überzeugte sich noch einmal davon, daß sein Schiff gut vertäut am Kai lag, dann folgte er Nick Madl und seinem Sohn, die vorangegangen waren.
    Sam Katzbach zeigte sich erfreut und überrascht zugleich, als er den Fisch sah. In der Lagerhalle war es kalt, der Tausch würde bis morgen Zeit haben. Zuerst mußte er Pendor seine Ware geben.
    „Was hast du dir denn so vorgestellt?" erkundigte er sich.
    Pendor sah sich um, aber Karos war bereits unterwegs, um seine Mutter zu holen.
    „Schuhe und einen Anzug - mal zum Anfang." Als Sam abwehrend die Hände heben wollte, fuhr er hastig fort: „Nun reg' dich nicht gleich wieder auf, Sam, wir kennen das ja. Glaubst du, ich bin nur zum

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