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0580 - Die Zeitritter

Titel: 0580 - Die Zeitritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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plötzlich und tat so, als bemerke sie seine Blicke nicht. „Mir würde der Nordhang gut gefallen, in der Nähe der Weiden. Man kann die ganze Bucht von dort aus übersehen und hat keinen weiten Weg bis zu den Wäldern."
    Er begegnete ihrem forschenden Blick.
    „Mir würde es dort auch gefallen", gab er dann zu. „Was würde dein Vater sagen, wenn ich ihm... wenn wir... ich meine, wenn...?"
    „... wenn du ihn fragst, ob ich deine Frau werden darf... meinst du das?"
    Er nickte verlegen.
    Sie lachte hell auf.
    „Ich habe ihn schon für dich gefragt, Karos. Er ist einverstanden. Mutter wäre es auch, wenn sie noch lebte. Aber Vater wird bald wieder heiraten, und dann würde das Haus zu klein, wenn wir nicht anbauen."
    Er wirkte erleichtert, aber nicht gerade glücklich. Wenn er erst einmal mit Mary verheiratet war, würde er nie Gelegenheit haben, die Zivilisation kennenzulernen. Kein Zeitritter ließ seine Frau allein, es sei denn, er ging auf die Jagd oder zur Arbeit.
    „Ja, der Nordhang wäre richtig", sagte er, dann sah er sie verblüfft an, als begriffe er erst jetzt, was sie gesagt hatte. „Du hast mit deinem Vater über uns gesprochen? Das ist soviel wie eine Hochzeit, Mary. Wir werden uns Gedanken machen müssen..."
    „Wir können morgen Mittag damit beginnen", schlug sie schelmisch vor. „Dann haben wir Zeit genug, wenigstens mittags.
    Weißt du, ich habe schon richtige Pläne für unser Haus."
    Karos fühlte sich nicht gerade überrumpelt, aber insgeheim war er über die Bestimmtheit, mit der Mary sprach, zumindest verblüfft. Sie hatten beide noch nie über ihre Zukunftspläne geredet, aber für das Mädchen schien es absolut sicher zu sein, daß sie heiraten würden. Nun schön, er hatte nichts dagegen einzuwenden - sie war nicht nur hübsch, sondern ihr Vater auch noch Bürgermeister - aber er wollte sich noch ein wenig Zeit lassen.
    „Meine Eltern werden staunen", sagte er etwas besorgt.
    „Vor allen Dingen werden sie sich freuen", behauptete sie überzeugt. „Besonders deine Mutter." Sie überlegte, ob sie ein Stück Holz nachlegen sollte, aber dann tat sie es doch nicht. „So, nun erzähl mal, wie es beim Walfang gewesen ist. Auch das sollte die Frau eines Mannes interessieren..."
     
    *
     
    Es wurde in der Tat ein milder Winter. Die Eisberge aus der Antarktis trieben zwar bis in die Meeresstraße hinein, tauten aber dann schnell ab, wenn sie weiter nach Norden zogen. Mit den riesigen Schollen kamen aber auch Seehunde und Pinguine. Ihr Fleisch bereicherte den Speisezettel der Menschen von Porvenir.
    Sam Katzbach tauschte von morgens bis abends und sorgte dafür, daß sein Profit nicht zu gering wurde. Die Männer paßten auf, sie feilschten mit ihm um jedes Gramm Fisch oder Leder. So kam jeder auf seine Kosten, ohne daß jemand benachteiligt wurde.
    Nick Madl hatte eine Menge Arbeit, im Hafen für Ordnung zu sorgen. Dafür erhielt er von allen Bootsbesitzern Beuteanteile oder eingetauschte Waren. Den größten Teil davon tauschte er bei Katzbach wieder gegen Getreide und Obst oder Kartoffeln ein, die er zu dem scharfen Getränk brannte, von dem er stets eine Probe mit sich herumschleppte.
    Fell Kantenburg regierte weiter und war ehrlich darauf bedacht, jedem Bewohner von Porvenir das Dasein so angenehm wie möglich zu machen, ohne nach den Hilfsmitteln der Zivilisation greifen zu müssen. Niemand bezweifelte seine Wiederwahl im kommenden Sommer.
    Dark Pendor war viel im Wald und fällte passende Bäume, wie man sie zum Bau eines Hauses oder Bootes benötigte. Da aber die KAP HOORN noch immer ein gutes und heiles Schiff war, konnte jeder ahnen, wozu das Holz benötigt wurde. Karos half ihm dabei, wenn er nicht gerade mit den anderen Männern der Nachbarschaft auf Fischfang war.
    Sein heimlicher Wunsch bestand noch immer darin, seine Heimat für kurze Zeit zu verlassen, um die „andere Welt" kennenzulernen. Vielleicht hätte er es einfach getan, wenn Mary nicht gewesen wäre. Er konnte das Mädchen nicht allein zurücklassen, denn jeder in Porvenir wußte, daß sie seine Braut war. Er konnte es schon seiner Mutter und seinem Vater nicht antun.
    Eines Tages, in der zweiten Woche des Mai 3444, kehrte ein alter Fischer in den Hafen zurück und wartete kaum, bis Nick sein Boot übernommen und vorschriftsmäßig vertäut hatte. Ohne auf die Fragen des Hafenmeisters einzugehen, rannte er davon, so schnell ihn seine wackeligen Beine trugen. Nick Madl sah ihm kopfschüttelnd nach, ehe er den

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