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0581 - Wo Dämonen sterben ...

0581 - Wo Dämonen sterben ...

Titel: 0581 - Wo Dämonen sterben ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eintrafen, zeigte sich Silvie plötzlich wieder völlig normal. Noch während der Fahrt hatte sie zeitweilig mit Joel gestritten, so sehr, daß es diesem vor dem Kollegen geradezu peinlich war. Aber im gleichen Moment, als der Wagen vor dem Haus stoppte, in dem Silvie wohnte, war sie wie ausgewechselt. Genauer gesagt, von dem Augenblick an, in dem der Wagen wieder davonfuhr.
    Joel hatte die Fahrräder und ihr Gepäck ausgeladen und den Kollegen verabschiedet. Der hatte ihn noch nach Roanne fahren wollen, aber Joel winkte ab. »Ich hab' meinen Kombi hier stehen…«
    Er wohnte in Roanne, weil er auch in Roanne arbeitete. Da hatte er es nicht sonderlich weit zum Arbeitsplatz. Er hatte schon mit dem Gedanken gespielt, zu Silvie zu ziehen, war sich seiner Sache aber noch nicht völlig sicher. Und Silvie wollte auf keinen Fall in die Stadt. Ihr gefiel es in der provinziellen und dörflichen Umgebung besser. Und das bedeutete für Joel, daß er wenn aus ihrer bisher relativ losen Bindung etwas Festes wurde, nach Laval ziehen mußte. Dann brauchte er den altersschwachen Citroën Break nicht mehr nur für Großeinkäufe, um zu seiner Freundin aufs Land zu fahren oder Bekannten beim Umzug zu helfen, sondern für den täglichen Weg zur Arbeit, denn fünfundzwanzig oder dreißig Kilometer wollte er keinesfalls ständig mit dem Fahrrad zurücklegen, und das zweimal pro Tag. Was die öffentlichen Verkehrsmittel anging… ja, wo waren sie denn? Und wann fuhren sie mal?
    Ein typisch europäisches Problem.
    Von jedem wurde erwartet, ›flexibel‹ und zur geforderten Zeit am geforderten Ort zu sein. Aber wie man dorthin kam, das war nicht das Problem der Politiker und Arbeitgeber, so schien's, sondern der abhängig Beschäftigten…
    Joel stellte sein Rad direkt neben seinem Wagen ab, dann wollte er Silvie helfen, ihren Drahtesel in den Fahrradkeller zu schaffen, aber sie war schon voll in Aktion und machte diesmal absolut nichts falsch.
    »Danke, daß du mir geholfen hast, obgleich ich dir den ganzen Tag versaut habe«, sagte sie leise und küßte ihn auf die Wange. »Kommst du noch rauf einen Schluck Wein?«
    »Wein nicht, alkoholfreie Getränke ja.«
    »He, du bist heute nicht im Dienst!«
    »Aber Autofahrer!«
    »Du kannst doch bei mir übernachten.«
    Doch das wollte er irgendwie nicht. Er hatte es zweimal gemacht, und beide Male war er zu spät zum Dienst gekommen, weil er sich nicht mehr rechtzeitig von der süßen Silvie hatte losreißen können. Beim zweiten Mal hatte es ihm einen Vermerk in der Personalakte eingebracht.
    Aber es gab noch einen weiteren Grund, weshalb er auf ein Glas Wein verzichten wollte. Vielleicht wurde er überraschend telefonisch zum Dienst gerufen, und da konnte er sich kaum sträuben, denn er hatte ja einen Minuspunkt aufzubügeln.
    Er hoffte, daß seine längst überfällige Beförderung nicht mehr lange auf sich warten ließ. Dann würde er sich vielleicht in einer besseren Position befinden und konnte andere aus der Freizeit scheuchen, statt selbst ständig präsent sein zu müssen.
    Aber eine Beförderung war natürlich auch mit erhöhter Besoldung verbunden, und das setzte eine entsprechende Planstelle bei der Polizei von Roanne - oder anderswo -voraus. Im öffentlichen Dienst wurde gespart, und das auf Teufel-komm-raus. Natürlich nicht bei den höheren Rängen, sondern weiter unten, ab Joel Wisslaire abwärts. Es schien symptomatisch für nahezu alle europäischen Länder zu sein, daß von Polizisten alles verlangt wurde, daß sie zugleich dafür aber geradezu lausig unterbezahlt waren.
    Trotzdem liebte er seinen Beruf.
    Als Polizist konnte er dazu beitragen, die Welt ein wenig sicherer zu machen.
    Natürlich in den meisten Fällen erst hinterher, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen war. Aber ein festgenommener Einbrecher konnte zumindest in der Haftnacht keinen weiteren Einbruch mehr begehen. Und ein Mörder, solange er in der Gefängniszelle saß, hatte es doch schwerer, weitere Morde zu verüben - ganz abgesehen von der Chance auf Resozialisierung…
    Auch wenn diese Chancen recht minimal waren. Aus den unterschiedlichsten Gründen, die zumeist mit fehlendem Betreuungspersonal und fehlendem Geld zu tun hatten.
    »Ach komm, du hast doch frei!« versuchte es Silvie jetzt erneut. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken.
    Joel befreite sich jedoch aus ihrer Umarmung.
    Er traute dem Frieden nicht so recht.
    Er war immer noch der Ansicht, daß Silvie so schnell wie möglich behandelt

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