Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0581 - Wo Dämonen sterben ...

0581 - Wo Dämonen sterben ...

Titel: 0581 - Wo Dämonen sterben ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Merdefaire Hackfleisch aus dir.«
    »Das Messerchen wetzt er sowieso schon«, wehrte Joel ab. »Weshalb seid ihr hier?«
    »Weil wir diesen Baumstamm suchen, den du gestern aus dem Wasser geholt haben willst. Wenn ich das richtig im Kopf habe, was in den Protokollen stand, hast du einem knorrigen Baumstamm das Leben gerettet und dich danach gewaltig mit Silvie gestritten - tut mir leid«, murmelte er, als er den Schatten sah, der über Joels Gesicht flog.
    »Es war kein Streit. Jedenfalls nicht wirklich. Es sah vielleicht so aus, aber…«
    »Ihr habt euch angebrüllt.«
    Joel nickte unbehaglich. »Sicher. Aber das ist doch noch kein Grund, jemanden umzubringen. Was habt ihr mit dem Baumstamm vor?«
    »Hm«, machte Paul. »Ich sag's dir nur ungern. Weißt du, Silvies Anruf ist ja registriert worden. Da sei ein Etwas, das entfernte Ähnlichkeit mit einem Menschen habe und dich angegriffen hätte, als du es aus dem Wasser holen wolltest - und hinterher findet sich nur ein großes Stück Holz. Fragen wir uns also der Einfachheit halber mal: Wer spinnt da? Die Anruferin, oder der, der mit einem Holzbrocken ringt? Joel, das sieht nicht gut aus. Man zweifelt ein wenig an deinem Verstand. Allerdings auch an dem deiner Freundin. Aber dann sind auch noch eure folgenden Auseinandersetzungen dokumentiert. Mann, wie willst du aus diesem Schlamassel wieder rauskommen?«
    »Man hält mich also für verrückt?«
    »So kann man es sagen. Rechne damit, daß Merdefaire eine psychiatrische Untersuchung beantragt.«
    »Verdammt«, sagte Joel. »Du weißt, daß ich kein Killer bin.«
    »Jeder, der dich kennt, weiß das. Aber das spielt keine Rolle. Merdefaire hält sich nur an Fakten, und wenn du nachdenkst, wirst du feststellen, daß er gar nicht anders handeln kann.«
    »Er könnte wenigstens nach dem wirklichen Mörder suchen lassen, statt sich einfach nur an mir festzubeißen!«
    Paul zuckte mit den Schultern. »Ich versuche dir zu helfen. Wir alle versuchen das. Was glaubst du, warum wir hier sind und das Ufer absuchen? Aber du solltest jetzt verschwinden. Sonst schadest du dir selbst am meisten.«
    Joel nickte.
    Vielleicht hatte Paul ja recht.
    Er sah zum Ufer hinab. Den Baumstamm konnte er nirgendwo entdecken.
    Er fragte Paul danach.
    »Vermutlich hat ihn irgendwer wieder ins Wasser gestoßen. Dann ist er jetzt vielleicht schon irgendwo bei Orleans.«
    Unmöglich! dachte Joel. Schließlich trieb er gegen den Strom! Er müßte jetzt kurz vor der Loire-Quelle steckengeblieben sein!
    Fast hätte er das auch gesagt, aber im letzten Moment zügelte er seine Zunge.
    Nichts konnte gegen den Strom treiben.
    Wenn er das behauptete, würde man ihn erst recht für verrückt halten. Nicht mal Paul würde ihm glauben. Er würde es darauf schieben, daß die Arbeit an dem Horror-Magazin langsam aber sicher Joels Realitätsempfinden überlagerte…
    Und wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, dann konnte er das, was er erlebt hatte, wirklich nicht einfach so als Realität hinnehmen. Alles war so erschreckend seltsam, fremdartig und unwirklich.
    Und Silvie war tot!
    Nur hatte er ihre Leiche noch nicht gesehen…
    Wenn ich noch länger darüber nachdenke, verliere ich meinen Verstand noch wirklich, dachte er.
    »Seltsam nur dieser Staub, den wir gefunden haben«, hörte er Paul Dent wie aus weiter Ferne sagen. »Staub, der einem schneller durch die Finger rinnt, als man ihn halten kann, und der sich auch nicht mit Wasser vermengen läßt, sondern jede Flüssigkeit abstößt…«
    Staub?
    Hatte nicht Silvie auch von Staub geredet? Staub, zu dem der Baumstamm zerfallen sein sollte? Aber Joel hatte das knorrige Gebilde doch noch hier liegen gesehen!
    »Nun verschwinde schon«, riß ihn Paul mit drängenden Worten aus seinen Gedanken. »Hör zu, Joel. Wir sind in einer Viertelstunde oder so hier weg. Wenn du dich dann umschauen willst, sehen wir das nicht mehr. Und heute abend besuche ich dich, dann unterhalten wir uns. Ist das fair?«
    Joel nickte. Vielleicht war es fair.
    Er wandte sich ab und schritt davon.
    Und er sah sich wieder im Wasser mit diesem bizarren, vielarmigen Wesen kämpfen.
    Nein, es war kein Baumstamm gewesen.
    Es war irgend etwas anderes gewesen.
    Später, als die anderen fort waren, kehrte er noch mal zurück, und er fand den Staub ebenfalls. Etwas davon schob er in einen kleinen Plastikbeutel.
    Er war nicht sicher, ob Paul und die anderen ebenfalls etwas von dem Staub sichergestellt hatten, um ihn im Labor untersuchen zu lassen.

Weitere Kostenlose Bücher