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0581 - Wo Dämonen sterben ...

0581 - Wo Dämonen sterben ...

Titel: 0581 - Wo Dämonen sterben ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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oder schwachsinnig ist. Offenbar glaubt der Staatsanwalt, daß du ein gefährlicher Killer bist. Immerhin - du warst als letzter bei Silvie.«
    »Wer sagt das?«
    »Zeugen.«
    »Was, bitte, sind das für Zeugen?«
    »Nachbarn. Und der flic, der euch beide hergefahren hat. Er wollte dich doch noch nach Roanne fahren, oder?«
    »Wollte er«, entsann sich Joel dumpf. »Aber dann hätte ich mein Auto ja in Laval stehenlassen müssen. Nicht, daß ich's hier unbedingt brauche, aber…«
    Er hob den Kopf.
    »Sie wurde ermordet, sagtest du. Wie wurde sie ermordet?«
    »Darf ich dir nicht sagen«, erwiderte Paul heiser. »Mensch, Joel, ich könnte diesen Merdefaire in seinen fetten Arsch treten dafür, daß ausgerechnet ich dir das antun muß. Aber Leute aus deiner Dienstgruppe kann er natürlich nicht schicken, und…«
    »Schon gut. Das In-den-Arsch-Treten mache ich schon selbst. Wo ist Silvie jetzt? Ich muß zu ihr.«
    »Hast du nicht verstanden, Joel? Sie liegt nicht im Krankenhaus. Sie ist tot.«
    »Ich muß trotzdem zu ihr. Ich will sie sehen. Ich…« Er verstummte. Übelkeit stieg in ihm auf.
    »Es wäre nicht gut«, sagte Paul vorsichtig und berührte Joels Schulter. »Behalte sie lieber so in Erinnerung, wie du sie kanntest.«
    »Was… was willst du damit sagen?«
    Aber Paul H. Dent schüttelte nur den Kopf. »Denk nicht darüber nach. Stell dir vor, der Sarg wäre schon geschlossen.«
    »Nein«, murmelte sein Kollege und Freund. »Das will ich mir nicht vorstellen! Wer… wer hat sie gefunden?«
    »Ihr Vermieter. Er wunderte sich, daß die Wohnungstür sperrangelweit offenstand. Er klopfte also an, ging rein und fand…«
    Joel hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. Er überlegte.
    »Dann hat möglicherweise er sie ermordet. Wieso glaubt Merdefaire, daß ich es gewesen sein soll?«
    ***
    »Weil, verdammt noch mal, Jagues Bonnet erstens ein zittriger Greis ist, der sich ohne Krücken überhaupt nicht aufrecht halten kann, und er zweitens zur Tatzeit nicht im Haus war. Dafür gibt es ein Viertelhundert Zeugen, von denen die meisten genug Gründe haben, Bonnet eher zu verdammen, als ihm ein Alibi zu verschaffen«, fauchte Merdefaire und strich sich fahrig über das pomadeglänzende Haar.
    »Sie sind also der Ansicht, daß ich meine Freundin umgebracht habe?« fragte Joel Wisslaire.
    »Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen muß ich davon ausgehen«, sagte Merdefaire. »Ich setze Sie darüber in Kenntnis, daß es eine richterliche Durchsuchungsanordnung gibt, was Ihre Wohnung und all Ihren Besitz angeht.«
    »Aber ein Haftbefehl existiert noch nicht?« fragte Joel ätzend.
    »Den werden Sie ja wohl noch abwarten können, oder? Verdammt, ich hätte niemals gedacht, daß einer von meinen eigenen Leuten zu so etwas fähig wäre!«
    »Wie darf ich Ihre Äußerung verstehen?«
    »So, wie ich sie gemeint habe. Ich dachte immer, die Polizeibeamten, mit denen ich arbeite, seien Menschen. Und jetzt erfahre ich, daß zumindest einer von ihnen ein Killer ist. Gehen Sie mir aus den Augen - aber nicht zu weit. Ich will nicht auch noch Interpol einschalten müssen, weil Sie es vorziehen, sich ins Ausland abzusetzen.«
    Joel erhob sich aus dem Sessel, in dem er sich vom ersten Augenblick an unbehaglich gefühlt hatte. »Sie sind also davon überzeugt, daß ich Silvie ermordet habe? Hätten Sie vielleicht die Güte, das Ergebnis der Ermittlungen…«
    »Scheren Sie sich zum Teufel«, knurrte Merdefaire. »Die bisherigen Ergebnisse haben nur den Verdacht gegen Sie erhärtet. Bis ich den Haftbefehl gegen Sie bekomme, stehen Sie unter Hausarrest. Ein Beamter wird Sie zu Ihrer Wohnung bringen.«
    »Der Kollege hat ja auch nichts Besseres zu tun«, murmelte Joel.
    »Was soll das heißen?«
    »Daß ich Beschwerde gegen Sie führen werde.«
    Merdefaire winkte heftig ab. »Viel Spaß damit«, bellte er. »Ich kann's kaum erwarten, nur glaube ich kaum, daß Sie jemanden finden, der Ihre Beschwerde überhaupt bearbeitet. Mann, wie Sie Ihr Opfer zugerichtet haben…«
    »Ich glaube«, sagte Joel düster, »es gibt keine Beleidigung, die Ihnen gerecht wird.«
    »Das reicht jetzt!« verkündete der Staatsanwalt. »Gehen Sie endlich! Aber halten Sie sich zur Verfügung…«
    Da Joel nun bis auf weiteres vom Dienst suspendiert war, hatte er eine Menge freie Zeit. Er hoffte, daß dieser unfreiwillige ›Sonderurlaub‹ nicht zu lange andauerte - denn für die Zeit seiner Suspendierung ruhten natürlich auch seine Bezüge.
    Im Klartext:

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