0583 - Der Ara und die Verzweifelten
Bewußtseinsinhalte waren realistisch genug, zu erkennen, daß sie in eine Sackgasse geraten waren. Der zunehmende Verfall dieser Körper hatte allerdings auch einen Vorteil: Die natürliche Veranlagung dieser lemurischen Biozüchtungen waren verlorengegangen. Die Synthos wollten nicht mehr kämpfen. Ihr Verlangen, sich blindlings in den Kampf zu stürzen und dann zu sterben, war endgültig gestorben.
Ich ging ein Bett weiter.
Betty Toufry las ich auf dem Schild.
Ich mußte sehr genau hinblicken, bis ich erkannte, daß vor mir eine Frau lag.
Ihre Augen waren geschlossen, aber auf den Aufzeichnungsinstrumenten las ich ihre Gehirnströmungen ab und sah, daß sie nicht schlief.
Was ging in ihren Gedanken vor?
Hatten sie sich schon mit dem Tod abgefunden?
„Hallo, Betty!" sagte ich.
„Hallo, Ara!" gab sie zurück.
Ihre Stimmbänder waren noch nicht angegriffen, so daß sie einwandfrei sprechen konnte.
„Welche Nachrichten bringt der große Medizinmann?"
erkundigte sie sich. „Scarteus hat gesagt, daß vielleicht ein Schiff nach Asporc aufbrechen würde, um PEW-Metall zu beschaffen."
„Irgendeinen Ausweg werden wir schon finden", versprach ich ausweichend.
Ihr zerklüftetes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. Es sah schrecklich aus.
Die Atmosphäre des nahen Todes erschien mir plötzlich unerträglich. Ich wandte mich ab und wollte den Raum verlassen.
Scarteus trat mir in den Weg.
„Es wird Zeit, daß wir etwas unternehmen", sagte er verbissen.
Er hatte noch immer nicht aufgegeben, er wollte einfach nicht daran glauben, daß alles zu spät war.
„Lassen Sie mich in Ruhe", sagte ich grob.
Ich wollte ihn zur Seite schieben, denn er stand mir im Weg.
In diesem Augenblick kamen Rhodan und Atlan herein.
„Wir haben noch ein bißchen Zeit", erklärte der Arkonide. „Wir wollen noch einmal mit den Synthos sprechen. Vielleicht sind sie kräftig genug, daß wir sie nach Tahun bringen zu können."
„Das habe ich bereits gestern gefordert", erinnerte ich den Lordadmiral. „Auf Tahun haben wir bessere Möglichkeiten, die Kranken zu behandeln."
„Wir werden mit ihnen sprechen", sagte Rhodan noch einmal.
„Ich glaube, daß sie zu allem bereit sind", mischte Scarteus sich ein. Allein die Vorstellung, daß die Synthos nach Tahun verlegt werden sollten, brachte seinen Optimismus wieder in Schwung.
Ich merkte ihm an, daß er am liebsten sofort mit den Vorbereitungen für den Transport begonnen hätte.
Rhodan trat an das Bett von Tako Kakuta. Der Körper des Teleporters war besonders angegriffen.
„Chef!" stieß Kakuta hervor. „Wir freuen uns, daß Sie uns so oft besuchen."
Ich konnte deutlich sehen, daß Rhodan eine Gefühlsaufwallung unterdrücken mußte. Die Persönlichkeiten, die sich in den acht Körpern aufhielten, zählten zu den ältesten Freunden des terranischen Großadministrators.
Ich fragte mich, ob etwas Wahres an dem Gerücht war, daß Perry Rhodan sich am 1. August nicht mehr zur Wahl stellen wollte. Er machte einen energischen und unverbrauchten Eindruck. Vielleicht war es diese Frau, Orana Sestore, die ihn beschäftigte und von seinen politischen Geschäften abhielt.
Doch geredet wurde viel!
Die Wahrheit kannte sicher einzig und allein der Mann, der jetzt am Bett eines Wesens stand, das man wegen seines Egos Tako Kakuta nannte.
„Warum wollt ihr euch nicht in den Hyperraum retten?"
erkundigte sich Perry Rhodan. „Das wäre eine Chance, die sterbenden Körper rechtzeitig zu verlassen."
„Nein!" stammelte der Mutant. „Wir sterben lieber endgültig als dorthin zurückzukehren, wo wir Schlimmeres erlebt haben, als sich mit Worten beschreiben läßt."
„Warum habt ihr euch nicht sofort gemeldet und mit mir in Verbindung gesetzt, nachdem ihr mit Hilfe Corellos die Erde erreicht hattet?" erkundigte sich Rhodan. „Damals wäre vielleicht noch Zeit gewesen, etwas zu eurer Rettung zu unternehmen."
Ich wußte, daß diese Frage längst beantwortet war. Aber Rhodan stellte sie immer wieder.
„Wir waren wahnsinnig", sagte Kakuta. „Zunächst einmal mußten wir unsere aus dem Pararaum zurückgekehrten Bewußtseinsinhalte geistig stabilisieren. Als wir schließlich in die Synthokörper schlüpfen konnten, bereitete es uns unverhoffte Schwierigkeiten, diese völlig zu beherrschen. Hinzu kam, daß wir immer wieder geistige Krisen hatten. Die Angriffe auf die Asporcos und die gewaltsame Übernahme Corellos und Saedelaeres mit allen damit verbundenen Folgen gehörten zu den
Weitere Kostenlose Bücher