0584 - Der Mutantenplan
lesen, Humbug."
„Sei froh, daß du es nicht kannst, Gucky", sagte Paih Terzyu.
„Ich fürchte, bei dem Chaos, das in diesem Kopf herrscht, würdest du nur Kopfschmerzen bekommen."
„Tatsächlich. Er macht seinem Namen alle Ehre, der kleine Humbug."
„Hambug, Gucky."
„Sage ich doch, Rotschopf. Humbug."
Liman Hambug bekam feuerrote Ohren. Am liebsten wäre er jetzt weggerannt. Noch nie hatte er sich in seiner Haut so unwohl gefühlt wie jetzt. Plötzlich spürte er einen harten Druck im Hinterkopf. Er stöhnte leise. Die Farbe wich aus seinem Gesicht.
Seine Blicke richteten sich auf den kleinen Miclarc, der auf dem Rasen kauerte und sich mit einem fühlerartigen Auswuchs das wollige Fell putzte. Jetzt war deutlich zu erkennen, wo sein Kopf war, denn auf der Stirn und an den Kiefern bildete sich bereits der neue, farbenprächtige Panzer. „Da ist er", rief Gucky, der plötzlich sehr nervös wurde. Er watschelte in höchster Eile auf den Miclarc zu, war jedoch viel zu langsam und zu schwerfällig.
Kurz bevor er ihn erreichte, rettete sich das Baby mit einer Teleportation auf den Kopf von Liman Hambug. Er krallte seine Pfoten in die etwas abstehenden Ohren des Jungen und verschaffte sich so einen sicheren Halt.
*
Betty fand den treffendsten Vergleich.
„Als ob das Licht ausgeschaltet wird", wisperte sie, und die anderen sieben Mutanten stimmten ihr sofort zu. Die Gefahr, die eben noch von dem „Störfaktor" gekommen war, existierte nicht mehr. Von einer Sekunde zur anderen verschwand, was sie bisher bedroht hatte.
„Es war das Mic-Baby", stellte Betty gelassen fest. So etwas wie ein unbeschwertes Lachen klang in ihr auf. „Wir haben vor einem spielenden Kind Angst gehabt."
„Nicht ganz zu Unrecht", erklärte Wuriu Sengu, der Mutant, dessen Ebenbild sie für den PA-Körper gewählt hatten. „Glaubt nur nicht, daß wir sehr sicher oder sehr stark waren. Tatsächlich habe ich zwei schwache Punkte entdeckt."
Für kurze Zeit herrschte betroffenes Schweigen. Jetzt versuchten auch die anderen Mutanten, Gefahrenpunkte aufzuspüren. Je besser sie über sich selbst informiert waren, desto besser waren sie auch auf Zwischenfalle vorbereitet.
„Wir besitzen eine vierdimensionale Nichtstofflichkeit", eröffnete Tako Kakuta. „Das hat Vor- und Nachteile. Obwohl wir optisch stabil und fest aussehen, können andere Menschen durch uns hindurchgreifen, als waren wir nur ein Nebelhauch."
„Das ist richtig", stimmte Wuriu Sengu zu. „Wir können aber auch durch feste Materie hindurchgehen, als wäre sie nicht da."
„Der Körper gehört nicht zu den vier Dimensionen des Einsteinraumes", meldete sich jetzt der Hypno Andre Noir, „und existiert dennoch in ihm."
„Das alles ist nicht so wichtig", unterbrach Betty Toufry kühl.
„Ich habe mehr herausgefunden. Wir schweben ständig in Explosionsgefahr."
„Das kann niemand jetzt schon wissen", protestierte Tako Kakuta.
„Vielleicht doch, Tako. Ich glaube, alles durchgerechnet zu haben, und ich irre mich nicht. Sobald unser koexistenzieller Körper zu dicht an fünfdimensionale oder sechsdimensional orientierte Energiefelder herankommt, wird er explodieren."
„Du sagst: zu dicht", erwiderte Tako Kakuta. „Was ist zu dicht?"
„Das weiß ich nicht. Ich vermute nur, daß wir nicht näher als ein oder zwei Meter an die genannten Energiefelder herantreten dürfen", sagte Betty. „Vielleicht sind es jedoch auch noch mehr Meter."
„Das sollten wir doch einmal genau ausprobieren", riet Wuriu Sengu.
„Witzbold", entgegnete Andre Noir. „Wenn dir unsere Gesellschaft so wenig wert ist, daß du dich per Explosion von uns entfernen willst, dann entschwebe doch lieber gleich."
„Besten Dank für den guten Rat, Andre, aber ich bleibe doch lieber bei euch. Ich würde es allerdings vorziehen, bekleidet herumzulaufen. Hier ist schließlich kein Freikörperkulturgelände, sondern ein Quartier für die Matten-Willys."
„Wir werden noch ein wenig trainieren", sagte Betty Toufry.
„Erst wenn wir die Bewegungen so koordinieren können, daß wir nicht mehr sofort auffallen, können wir nach draußen gehen." Die anderen Mutanten folgten diesem Rat ohne Widerrede. Der Kollektivmutant mit dem Aussehen des Spähers Wuriu Sengu ging, hüpfte und sprang in dem Raum herum, bis alle acht Mutanten davon überzeugt waren, den Körper jetzt unter Kontrolle zu haben.
„Es wird Zeit, von hier zu verschwinden", erklärte Betty. „Andre und Kitai sollten sich um
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