0586 - Gasthaus zur Hölle
waren der Weiß- und der Rothaarige hervorgetreten.
Der Wind beutelte ihre langen Mäntel, spielte mit dem Stoff und fegte die Kragen in die Höhe. Die Männer hielten die Arme verschränkt, als wollten sie ihre Oberkörper schützen.
»Wo ist John Sinclair?«
»In seinem Grab!«
»Okay, dann werden wir ihn mal gemeinsam hervorholen!« Suko hatte nicht vor, sich die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Er mußte einfach aufs Ganze gehen.
Dagegen hatten beide etwas. Zugleich riefen sie den einen Satz:
»Nein, im Namen Baphomets!« Der Wind trieb ihre Worte über den alten Friedhof, und ebenfalls mit gleicher Bewegung zogen sie etwas aus ihren Ärmeln hervor, das sie bisher dort verborgen hielten.
Zwei gleiche Gegenstände.
Ein kurzer, handlicher Stab, auf dessen Spitze ein Kopf saß, in dessen Gesicht es funkelte.
Karfunkelaugen.
Baphomet!
Rund und trotzdem irgendwie dreieckig das Gesicht. Eine Haut, die aussah wie Fell, eine hohe Stirn, die beiden Augen, die grün, rot und blau zugleich schimmerten, die hohe Stirn und zwei lange, etwas gekrümmte Hörner, die daraus hervorwuchsen. Unterhalb des Kinns umflatterten weiße Barthaare das Gesicht, das tatsächlich ein genaues Abbild des Dämons Baphomet zeigte.
Sie hatten Suko eingekreist und hielten die Stäbe so, daß die vier Karfunkelaugen ihn anstarrten.
»Keinen Schritt wirst du mehr gehen!« flüsterte der Weißhaarige.
»Dieser Friedhof gehört ihm und uns.«
Suko lachte den Mann an. »Glaubst du im Ernst, daß ich vor einem Dämon wie Baphomet Angst habe?«
»Er wird vernichten!«
»Niemals, mein Freund, niemals. Wir sind stärker, wir sind die Mächtigen.«
»Wer ist wir?« schrie der rothaarige Jacques.
»John Sinclair und ich.«
»Ein toter Sinclair.«
»Ich bin sicher, daß er noch lebt, und ich werde zu ihm gehen, ohne daß ihr mich aufhalten könnt.«
Suko setzte seinen Vorsatz augenblicklich in die Tat um, was die beiden überraschte. So gewann er einige Meter Distanz, erst dann griffen die Vettern ein.
Sie hetzten von zwei Seiten auf den Inspektor zu, schrien dabei Beschwörungsformeln, die auf fruchtbaren Boden fielen, denn die Köpfe auf den Stäben glühten auf.
Oder waren es nur die Augen?
Suko jedenfalls hatte die beiden Fetische tatsächlich unterschätzt.
Bevor es ihm gelang, eine der Waffen zu ziehen, spürte er den wuchtigen Anprall der Magie, der ihn in einen selten erlebten Schwindel versetzte und ihn um die eigene Achse drehte.
Er bekam noch mit, wie etwas in seinem Gehirn ausrastete, dann waren die beiden über ihm.
Sie schlugen mit ihren Stäben zu.
Die Köpfe schienen vor Sukos Augen zu explodieren. Er schaffte es noch, zurückzugehen, doch Tritte gegen die Beine schleuderten ihn zu Boden.
Auf den Rücken fiel er, spürte das Gesicht der beiden Männer auf seinem Körper und einen Moment später die Hitze, die gegen sein Gesicht strömte.
»Im Namen Baphomets«, sagten sie zugleich. »Des großen Meisters, der das Licht der Hölle in seinen Augen gefangenhält, werden wir dich blenden, so daß du nie mehr in der Lage sein wirst, noch einmal das Licht der Sonne zu sehen.«
Es waren schlimme Versprechungen, und Suko tat das einzig richtige. Er schloß die Augen.
Das wiederum gefiel den Männern nicht. Sie griffen in Sukos Gesicht. Ihre Finger quetschten seine Haut, wollten die Augen mit Gewalt öffnen, und Suko konnte sich nicht wehren, weil durch seinen Kopf noch immer der Schwindel raste, der ihn selbst in dieser liegenden Stellung völlig benommen machte.
Sie zerrten ihn hoch.
Wie ein Ohnmächtiger hing der Inspektor zwischen ihnen. Er befahl sich selbst, die Augen geschlossen zu halten und lauschte nur mehr ihren Stimmen nach, die ununterbrochen finstere Beschwörungen sprachen, um die Magie noch zu verstärken.
Dann warfen sie ihn mit dem Rücken gegen einen hohen Grabstein. Ein Platz, wo er geblendet werden sollte. Selbst durch Sukos geschlossene Augen drang das unnatürliche Licht der beiden Karfunkelsteine. Jemand mußte Sand in seine Augen gestreut haben, so sehr kratzte, juckte es und schmerzte es.
Er dachte an das Schicksal des Templerführers Bloch. Auch er war geblendet worden, und Suko wollte nicht, daß ihn das gleiche widerfuhr.
Sie ließen ihn los.
Seine Hände waren frei – und griffen.
Die Finger hatten den Stab kaum berührt, als Suko das eine Wort rief, das ihn retten konnte.
»Topar!«
***
Er öffnete die Augen!
Kein Licht mehr, das ihn blendete, dafür zwei Gestalten, die
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