0586 - Gasthaus zur Hölle
steckt er? Bei euch?«
»Nein, im Keller, da…«
Ich hatte genug gehört. Die Frau zuckte erschreckt zurück, als ich kurzerhand durch das Fenster kletterte und noch mit dem Ellbogen Scherbenreste wegschlug.
Sie waren noch alle da. Wie Ölgötzen saßen sie auf ihren Stühlen, die Gesichter normal, denn ich sah die Angst auf ihren Zügen und in den Augen.
Die Frau vom Fenster war vor mir zurückgewichen. Sie redete schnell, beinahe überschlug sich ihre Stimme. »Er… er hat plötzlich durchgedreht. Franz wollte den Teufel lieben. Er wollte zu Baphomet. Er traute allen nicht mehr.«
Draußen fegte wieder ein verästelter Blitz aus dem Himmel und erhellte einen Teil des Gastraums, so daß das Gesicht der Sprecherin einen gespenstisch-gleichen Touch bekam.
»Und weiter?«
»Er holte sich Waffen. Zwei Pistolen und ein langes Messer. Jetzt ist er weg.«
»Wo denn?«
»Im Keller«, sagte ein Mann.
»Danke. Wie finde ich den Weg?«
»Ich zeige ihn dir.«
Der Mann erhob sich. Er schüttelte den Kopf. »Der Fluch ist weg«, flüsterte er, als er vor mir herging. »Auf einmal war er verschwunden. Wir können wieder denken, sehen, hören, aber Franz ist geblendet. Er will der Teufel von Salzburg werden. Du mußt ihn stoppen und… töten.«
Ich enthielt mich einer Antwort. Auch mich belastete die Tat des Weißbärtigen. Sollte er tatsächlich in den direkten Bann des Dämons hineingeraten sein, konnte er für seine Taten nicht einmal verantwortlich gemacht werden.
Im Flur traf ich Suko, der durch die Hintertür gekommen war.
»Hast du etwas gesehen, John?«
»Nein, er steckt im Keller.«
»Allein?«
»Wahrscheinlich.«
Der Führer stand an der Treppe. Holzstufen führten in die Tiefe.
»Da… da unten …«
»Danke.«
Ich schob ihn zur Seite und ging vor. Das Kreuz hing offen vor meiner Brust. Ich spürte seine Wärme, das war ein Zeichen, daß sich der dämonische Einfluß im Keller konzentrierte.
Leider waren unsere Schritte auf der Treppe zu hören. Außerdem bewegten sich die Stufen.
Dumpfe Dunkelheit empfing uns. Dazu eine hohl klingende Grabesstimme.
»Baphomet, erhöre deinen Diener. Baphomet, gib mir die Macht, damit ich dein Reich aufbauen kann!«
Ich blieb auf der drittletzten Stufe stehen und drehte den Kopf, um Suko anzuschauen.
Mein Freund nickte.
»Gemeinsam?« hauchte ich.
»Meinetwegen. Die Stimme kommt von links, also müssen wir ihn dort irgendwo finden.«
Suko schielte auf mein Kreuz. »Es leuchtet, John, vielleicht solltest du es werfen.«
»Das muß die Lage ergeben.«
Mehr sprachen wir nicht. Wir wußten, was zu tun war. Ich schob die Kette über den Kopf und wog das Kreuz in der Hand. Sein Gewicht gefiel mir, ich konnte werfen und auch damit zielen.
Links nahm uns eine Mauer die Sicht. Die mußten wir erst umrunden. Da sahen wir das Licht.
Es leuchtete rot, strahlte in einem Kellerraum auf. Wieder entdeckten wir dann einen Pfahl. Er war mit dem Kellerboden verbunden und stach in die Höhe, wobei auf seinem Holz die Gesichter Baphomets in mehrfacher Ausfertigung rot schimmerten.
Das also war das Licht.
Und vor dem Pfahl kniete der Weißbärtige. Seine Waffen hatte er abgelegt, um den Pfahl umklammern zu können. Noch hatte er uns nicht gesehen. Mit zitternder Stimme flehte er die Gesichter an.
Ich redete in seine Worte hinein.
»Schau her, Franz!«
Er wurde zu Eis. Nur für einen winzigen Moment, dann ließ er den Pfahl los und schnappte mit beiden Händen nach den Waffen.
Er wollte die Pistole an sich reißen.
Auf den Augenblick hatte ich gewartet. Wir brauchten nicht zu schießen, konnten uns rasch hinter den Mauervorsprung zurückziehen.
Aber ich schleuderte das Kreuz!
***
Franz hatte die Hände bereits auf den Pistolen liegen, als ihn mein silberner Talisman erwischte. Er traf ihn am Kopf, aber nicht nur ihn. Von dem Schädel prallte er ab und erwischte den Pfahl mit den Gesichtern des Dämons.
Das war das Ende.
Gut gegen Böse – wieder einmal.
Ein Heulen durchtoste den Keller, stärker als der Donner draußen.
Franz hatte es nicht abgegeben, es war aus den Mäulern der Gesichter gedrungen und endete in einem wahren Sturm an Feuer, das plötzlich den Pfahl umloderte.
Die Zungen wirkten wie zuckende Flammenschwerter, als sie in die Höhe schnellten und diesen verdammten Höllenpfahl vernichteten. Franz schnellte nicht weg.
Mit dem Schrei nach seinem Herrn und Meister auf den Lippen, warf er sich gegen den Pfahl – und direkt in das
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