0586 - Gasthaus zur Hölle
daß es sich nicht um ein privates Schreiben handelte. Ich kannte diese Frau nicht und schlitzte den Umschlag mit dem metallenen Öffner auf.
Jetzt war ich gespannt.
Zum Glück brauchte ich nicht viel zu lesen. Die wenigen Sätze jedoch waren brisant genug.
Die Schreiberin teilte mir mit, daß auf einem bestimmten Friedhof in Salzburg ein bestimmtes Grab für mich reserviert sei. Für mich, John Sinclair, auf meinen Namen.
Ich zwinkerte mit den Augen und schüttelte den Kopf. Das durfte doch nicht wahr sein. Wie kam jemand dazu, in Salzburg ein Grab für mich zu reservieren?
Ich las den Brief ein zweites und auch ein drittes Mal… Es stand nicht drauf, daß ich kommen sollte. Allerdings würde die Briefschreiberin davon ausgehen, daß ich der Stadt einen Besuch abstatten würde.
Suko kam, balancierte eine Tasse Tee und sprach mich sofort auf das Schreiben an.
»Ich habe gehört, daß du von einer Dame Post bekommen hast? Vielleicht ein Urlaubsflirt?«
»Das glaube ich nicht.«
»Ach nein?« Suko nahm Platz. »Darf ich denn das Schreiben mal lesen?«
»Sicher – hier.« Ich reichte ihm die Nachricht rüber. Da auch Glenda erschienen war, konnte sie gleich mitlesen.
Sie bekam große Augen. Im Gegensatz zu Suko wunderte sie sich lautstark.
»Was soll das denn bedeuten?« fragte sie. »Wie kommt jemand dazu, dir mitzuteilen, daß ein Grab für dich auf dem Salzburger Friedhof freigehalten wird?«
»Das möchte ich auch gern wissen.«
»Dazu müßtest du hinfahren«, sagte Suko.
»Klar.«
»Und du kennst die Person wirklich nicht?« fragte Glenda.
»Nein, ich habe nie etwas von ihr gehört. Tut mir leid. Ich war nie in Salzburg, ich kenne auch keine Gertrud Moser. Das ist mir alles sehr suspekt.«
Suko nickte, als er schluckte. »Es muß trotzdem eine Beziehung geben, John.« Er hob die Schultern. »Wie sollte jemand dazu kommen, dir einen Brief zu schicken?«
»Das ist die Frage.«
»Auf die du eine Antwort weißt?«
»Nein.« Ich warf den Brief auf den Schreibtisch. Er blieb mit einer Ecke in der Kaffeetasse hängen und bekam einen braunen Fleck.
»Dann fahre hin und besuche diese Gertrud Moser!« schlug Glenda vor.
Ich nickte. »Das wird wohl am besten sein.«
»Vorausgesetzt«, sagte Suko, »du glaubst alles, was in dem Brief steht.«
Ich hob die Schultern. »Du wirst lachen, Suko, ich nehme es nicht als Scherz hin. Ich bin fest davon überzeugt, daß dahinter eine verdammt heiße Sache steckt.«
»Wie du meinst, John.« Glenda strich ihre Haare zurück. »Nur – wer sollte einen Grund haben, dir gerade in Salzburg ein Grab zu schaufeln? Kannst du mir das sagen?«
»Nein.«
»London, das wäre okay, aber Salzburg?« Sie hob die Schultern.
»Also ich muß dir ehrlich sagen, ich sehe da keinen Grund.«
»Ich eigentlich auch nicht.« Mit spitzen Fingern griff ich nach dem Schreiben und las es noch einmal durch. Wie ich den Text auch drehte und wendete, er blieb immer gleich. Ich konnte mir aussuchen, was ich davon hielt.
Jedenfalls war das Grab in Salzburg für mich geschaufelt. Ein wirklicher Wahnsinn.
Ich leerte die Tasse und griff zum Telefon, weil ich mich nach den Flugverbindungen zwischen Salzburg und London erkundigen wollte. Bis in diese Stadt konnte ich nicht fliegen, obwohl Salzburg einen Flugplatz besaß. Ich würde bis München kommen und konnte dort die Maschine wechseln, mir aber auch einen Leihwagen mieten.
»Was würde denn Sir James sagen?« fragte Glenda.
»Mal sehen.«
»Er kommt erst gegen Mittag, falls sich der Empfang nicht länger hinzieht. Maggie Thatcher hat eingeladen, sie will ihr Zehnjähriges feiern. Mit von der Partie ist auch Sir James.«
»Soll er ruhig.« Ich winkte ab. Glenda und Suko fiel mein nachdenkliches Gesicht auf.
»Was hast du, John?«
Ich schaute Suko über den Schreibtisch hinweg an. »Das kann ich dir nicht genau sagen, aber in mir macht sich allmählich der Eindruck breit, daß wir es mit keinem Bluff zu tun haben. Ich glaube an dieses Grab, das für mich bestimmt ist.«
Glenda hob die Schultern. »Weshalb denn, verflixt? Wer sollte etwas von dir in Salzburg wollen?«
»Keine Ahnung. Und eine Gertrud Moser kenne ich wirklich nicht. Das ist mir alles neu.«
»Also hin«, sagte Suko.
»Ja.«
»Muß ich mit?«
»Hast du Lust?«
»Kaum«, gab er zu. »Außerdem ist der Brief an dich gerichtet. Andererseits«, fuhr er grinsend fort, »kann man dich nicht allein reisen lassen. Bei dir passiert immer etwas. Ein Schutzengel könnte
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