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0586 - In den Fängen des Wolfes

0586 - In den Fängen des Wolfes

Titel: 0586 - In den Fängen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fragte Zamorra.
    Du mußt mir das Amulett geben. Ich werde versuchen, mit seiner Hilfe das Tor zu öffnen.
    »Das funktioniert nie! Ich habe euch doch gerade erst erklärt, daß Merlins Stern zu schwach dafür ist und…«
    Zu schwach, wenn du es benutzt, erwiderte der Wolf. Aber ich habe die Aura, auf die dieses Weltentor reagiert. Ich werde hindurchgehen und mich drüben umsehen, ja? Dann komme ich zurück und berichte euch, was getan werden kann. - Wenn überhaupt noch etwas getan werden kann, schränkte er ein. Vielleicht leben die beiden Girlies schon überhaupt nicht mehr. Werwölfe sind eine blutdurstige Gattung…
    »Das klingt ja sehr tröstlich«, brummte Robin.
    Was ist nun, Zamorra? Drängte der Wolf.
    Zamorra überlegte. Es bestand eine - wenn auch geringe - Wahrscheinlichkeit, daß es funktionierte, das mußte er zugeben. Aber was, wenn Fenrir drüben, auf der anderen Seite des Weltentors, in Gefahr geriet?
    »Du würdest ganz auf dich allein gestellt sein«, warnte er ihn deshalb.
    Ich habe ja das Amulett.
    Und das wäre, wenn Fenrir trotzdem etwas zustieße, ebenfalls verloren. Weil es keine Möglichkeit gab, Fenrir zu folgen, ihm zu helfen oder wenigstens Merlins Stern zurückzubringen. Zamorra war nicht sicher, ob der Ruf, mit dem er Merlins Stern zur Not zu sich zurückholen konnte, auch durch die Barriere zwischen den Dimensionen funktionierte - nach bisherigen Erkenntnissen war das nicht der Fall.
    »Wir gehen zu zweit hinüber«, beschloß er deshalb.
    Robin tippte sich an die Stirn. »Wenn du Selbstmord begehen willst, da gibt es einfachere Möglichkeiten. Drüben im Haus liegt ganz bestimmt in irgendeiner Schublade ein solider Strick. Oder stürze dich vom Eiffelturm, sag diesem E.T., daß er das gleiche Gesicht hat wie sein filmisches Vorbild, oder…«
    »Es wäre nicht das erste Mal, daß ich mich in einer anderen Dimension aufhalte«, unterbrach ihn Zamorra. »Und es wird auch nicht das letzte Mal sein. Ich habe genug Erfahrungen, um zurechtzukommen. Und wenn wir zu zweit hinübergehen, sind die Chancen größer, etwas zu erreichen, und vor allem können wir uns dann gegenseitig helfen.«
    »Des Menschen Wille ist seine Hölle«, wandelte Robin ein bekanntes Sprichwort ab. »Aber wenn du da drüben umgebracht wirst, komm hinterher nicht zu mir und beschwer dich! Hier… ich werde deswegen zwar möglicherweise sehr viel Ärger bekommen, aber vielleicht hilft's dir. Aber versuch, das Ding heil wieder zurückzubringen.«
    Er griff unter seine Jacke und zog die Dienstpistole hervor. Zusammen mit zwei Ersatzmagazinen reichte er sie Zamorra.
    »Was du verballerst, ist nicht wichtig - wenn du mir die Patronen später ersetzt, dann brauche ich nämlich keinen Verwendungsnachweis zu schreiben. Wenn du die Waffe verlierst, hab’ ich allerdings ein Problem.«
    Zamorra nickte. »Sind wenigstens Silberkugeln drin?«
    »He, bin ich der Typ aus London? Man rechnet ja nicht ständig mit Werwölfen, oder? Und gegen normalmenschliche Verbrecher hilft gewöhnliches Blei immer noch am besten.«
    Worauf warten wir eigentlich noch? drängte der Wolf.
    ***
    Clio schrie auf. Sie wirbelte herum und wollte davonlaufen, dabei aber strauchelte sie und stürzte.
    Irgendwie schaffte sie es zwar, sich mit den Händen abzustützen, doch im nächsten Moment war schon der Wolf heran.
    Die riesige Bestie landete mit einem weiten Satz auf Clios Rücken, preßte sie allein durch die Wucht seines Sprunges auf den Boden ins kalte, feuchte Gras.
    Sein wildes Knurren erklang unmittelbar an ihrem Ohr, sie roch den stinkenden, fauligen Atem der Bestie, und ihr wurde übel.
    Warum biß er nicht endlich zu und tötete sie?
    Warum hörte das Grauen nicht auf?
    Geifer tropfte auf ihren Nacken, auf ihre Schulter. Clio wagte nicht, sich zu bewegen. Dabei wäre das sicher die beste Möglichkeit gewesen, schnell Schluß zu machen, sagte ihr der Verstand. Ein schneller Ruck, und der Wolf würde reflexartig zubeißen.
    Aber sie lag still, so als wäre sie bereits tot. Sie wagte nicht mal, tief durchzuatmen, um das Raubtier nicht unnötig zu reizen.
    Sie wollte immer noch überleben!
    Schritte raschelten im Gras, fahler Lichtschein näherte sich. Der Mann mit der Sturmlaterne blieb vor ihr stehen.
    Sie ahnte es nur, sehen konnte sie den Mann nicht, denn dazu hätte sie den Kopf heben müssen.
    Der Mann sagte etwas, das Clio nicht verstand, aber im nächsten Moment verschwand der Druck von ihrem Rücken.
    Wo war der Wolf

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