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0587 - Mumien in Moskau

0587 - Mumien in Moskau

Titel: 0587 - Mumien in Moskau
Autoren: Jason Dark
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Sachen auf den Tisch zu stellen und ihn zu decken. Wirtin und Tochter wünschten uns einen guten Appetit, wobei Bill die Frage stellte, die auch mich beschäftigte.
    »Wer soll das alles essen?«
    Golenkow lächelte. »Wir natürlich. Was bestellt ist, wird auch verputzt.«
    Bill verzog das Gesicht, als er zuschaute, wie der Russe seinen Teller vollhäufte. »Unsere westlichen Mägen können das gar nicht mehr vertragen.«
    Wladimir nickte. »Klar, Hamburger, Pizza, Hot Dog, Fritten, Ketchup…«
    »Da sind schon drei Hunde!«
    Meine Stimme hatte den Monolog des Russen unterbrochen. Ich konnte einfach nicht an den Tieren vorbeischauen, die sich auf dem Platz sammelten. Okay, es waren normale Hunde, aber aus welch einem Grund hielten sie sich direkt vor dem Fenster auf?
    Der Russe stellte die Schüssel ab und bekam einen langen Hals.
    »Tatsächlich, die tun so, als wollten sie sich sammeln.«
    Nicht daß sie ohne Unterlaß auf die Scheibe gestarrt hätten, sie gingen nur auf und ab, so daß sie uns vorkamen wie Wächter mit einem bestimmten Auftrag.
    Nun schaufelte sich Bill den Teller voll. »Beunruhigt dich das stark? Vielleicht haben sie das leckere Essen gerochen und wollen zuschlagen.«
    »Nein, nein, das ist etwas anderes. Du hast vorhin den Hund mit einer Hyäne verglichen. Ich dachte darüber nach.« Bevor ich weitersprach, schaute ich in die gespannten Gesichter meiner Freunde. »Es ist möglicherweise an den Haaren herbeigeholt, aber es gibt Dinge, die ich mir zusammengereimt habe. Der Mönch wurde, laut Zeugenaussagen von einer großen Mumie umgebracht. Es soll in Moskau eine ägyptische Ausstellung stattfinden. Unter dem Fenster halten sich Hunde auf, die uns an Hyänen erinnern. Und der ägyptische Totengott Anubis wird oftmals als Hyäne dargestellt. Oder als ein Mensch mit einem Hyänenkopf.«
    Fast wäre Bill die Schüssel aus der Hand gerutscht.
    »John, das ist doch…«
    »Wirklich verrückt?« fragte ich, ohne ihn aussprechen zu lassen.
    Dabei deutete ich mit dem Daumen durch die Scheibe. »Schaut sie euch an. Die benehmen sich sehr seltsam.«
    »Ja, schon, aber…« Wladimir schüttelte den Kopf. »Ich glaube, du überinterpretierst das.«
    Ich nahm Kartoffeln, Kraut und saure Sahne. »Interessant wäre es, wenn wir mit dem Fahrer des Lastwagens sprechen könnten.«
    »Was hat der denn damit zu tun?« fragte Bill.
    »Seit der Wagen hier ist, habe ich auch die Hunde gesehen, Alter. Es kann sein, daß er damit zu tun hat.«
    Bill winkte ab. »Jetzt flippst du aus.«
    »Abwarten.«
    Wir griffen zu den Bestecken. Mit einem Auge schielte ich auf den Teller, mit dem anderen durch die Scheibe, weil ich die Hunde einfach unter Kontrolle haben wollte. Sie kamen mir komisch, seltsam und sogar gefährlich vor.
    Ihre Augen sahen normal aus, oder wirkten sie kalt?
    Ich hatte keine Ahnung, dafür wurden wir von der Wirtin abgelenkt, die fragte, ob es uns schmeckte.
    Als wir das Essen lobten, benutzten wir nicht einmal eine Notlüge.
    »Das ist wunderbar«, sagte Bill.
    Ich fragte sie nach den Hunden.
    »Die gehören uns nicht.«
    »Wem denn?«
    »Keine Ahnung.«
    »Haben Sie den Lastwagen gesehen, der am Haus vorbeifuhr?«
    »Er steht am Ende des Grundstücks, wo der kleine Bach herfließt und die Apfelbäume stehen.«
    Das alles übersetzte mir Wladimir. Ich erkundigte mich nach dem Fahrer und wo er sich aufhielt.
    »Das habe ich nicht gesehen. Aber ich kenne den Wagen und ihn nicht, das müssen Sie mir glauben.«
    »Natürlich.«
    Die Wirtin sprach noch von einem Nachtisch, wie uns Wladimir sagte, aber wir verzichteten schon im voraus.
    Etwas beleidigt zog sie ab. »Sie kann eben nicht verstehen, daß wir Städter nicht mehr die Mengen essen wie damals, als es nur darauf ankam, satt zu werden.« Er lächelte. »In unserer Stadt hat sich vieles verändert, nicht nur äußerlich.«
    Und dann ging alles ganz schnell, wie im Film.
    Ein Beamter trat ein, flüsterte Golenkow etwas zu, und der übersetzte, »Bill, er holt sie ab, fährt sie zu Ihren Interviewpartnern…«
    Noch eine Überraschung! Der Fahrer hatte Suko mitgebracht, der mit einer späteren Maschine angekommen war.
    Kaum war in das Restaurant Ruhe eingekehrt, geschah es. Ich saß am günstigsten und nahm die schattenhafte Bewegung trotzdem nur aus dem Augenwinkel wahr. Eine Sekunde später zerplatzte neben uns die Fensterscheibe, und der erste Hund sprang knurrend und mit weit geöffnetem Maul in die Gaststätte hinein…
    ***
    Es war eine Oase, ein
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