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0587 - Mumien in Moskau

0587 - Mumien in Moskau

Titel: 0587 - Mumien in Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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herrlicher Fleck zum Ausruhen, umgeben von einer blühenden Parklandschaft, mit schmalen Wegen, lauschigen Ecken, geschützt durch hohe Hecken, mit kleinen Teichen oder Seen, so groß, daß darauf gerudert werden konnte.
    Selbst die engen Pavillons waren nicht vergessen worden. Wer in diesem zu einem Hotel umgebauten Kloster lebte, konnte sich über eine ruhige Umgebung nicht beklagen.
    Das hatten auch die Mitglieder der Mannequintruppe gespürt. Sie waren dankbar, hier einquartiert worden zu sein. Die Zimmer besaßen einen hervorragenden Komfort. Dusche und Badewanne gab es in einem großzügigen Badezimmer, frische Blumen in mehreren Vasen.
    Außen war das wuchtige Kloster fast so gelassen worden wie damals. Innen jedoch hatte man es umgestaltet. Abseits des brodelnden Verkehrs lag es wie auf einer Trauminsel, obwohl die eigentliche Ruhe um das Haus herum durch die Anwesenheit zahlreicher Reporter, schon eingetroffener Gäste und der Fernsehleute gestört wurde.
    Ruhe war für einige Mädchen wichtig. Es gab unter ihnen welche, die nie genug Hully Gully haben konnten, dazu gehörte Jade nicht.
    Zudem hatte sie noch immer an dem Schock zu knacken, der sie und Chicky beim Anblick der Leiche heimgesucht hatte.
    Als die Mediencrew eintraf, zog sie sich zurück. Nur mit Shorts und einem roten T-Shirt bekleidet, lief sie über einen der schmalen Wege, der sie zu ihrem Ziel brachte.
    Es war der größte See inmitten des Hotelgeländes. Zu ihm gehörte ein kleiner Steg, wo vier Kähne festgetäut waren. Wer von den Gästen wollte, konnte sie auch benutzen.
    Die Filmleute packten aus. Auch ausländische Teams waren darunter. Zum Abschluß der Modewoche wollte man noch richtig auf die Pauke hauen. Scheinwerfer sollten aufgestellt werden, die dem Garten und der Umgebung die richtige Beleuchtung gaben.
    Das alles konnte Jade nicht kümmern. Sie wollte sich erst am Abend damit beschäftigen. Noch hatte sie einige Stunden Zeit, und auch ihr Chef, SBB, hatte keine Probe angesetzt.
    Neben dem Steg blieb sie stehen und schaute über die Wasserfläche, die in einem tiefen Grün schimmerte. Die Sonnenstrahlen malten an einigen Stellen helle Inseln auf das Wasser. Über ihnen tanzten zahlreiche Mücken.
    Ob Fische im kleinen See schwammen, konnte Jade nicht erkennen. Sie überlegte auch noch, ob sie tatsächlich auf den See hinausrudern sollte. Als Kind war sie sehr gern Boot gefahren. Da hatte sie immer ihren Bruder mitgenommen, der sie auch das Rudern gelehrt hatte. Nein, sagte sie sich selbst, so etwas vergaß man nicht.
    Etwas unsicher betrat sie das Boot, das augenblicklich unter ihrem Gewicht schwankte. Um das Gleichgewicht zu halten, setzte sich Jade sofort auf die Bank und griff automatisch nach den beiden Rudern. Erst als sich der Kahn beruhigt hatte, täute sie es los und tauchte die beiden Blätter in das grüne Wasser.
    Langsam ruderte sie auf den See hinaus. Auf den ersten Metern hatte sie Schwierigkeiten, danach klappte es besser, und sie fühlte sich plötzlich zurückversetzt in ihre Kindheit, wobei sie von einem regelrechten Glücksgefühl überfallen wurde, das die Schatten der schrecklichen Ereignisse verdrängte.
    Dieser See, die Umgebung, das leise Plätschern des Wassers, das alles sorgte bei ihr auch für eine innerliche Ruhe und Gelassenheit, die sie auch brauchte, denn die nächsten Stunden würden hektisch genug werden.
    Sie ruderte weiter, niemals hektisch, mit sehr langsamen Bewegungen. Dabei hatte sie das Gefühl, in die Strahlen der Sonne hineinzufahren, die immer stärker wärmten.
    Das Lächeln lag auf ihren Lippen wie eingefroren. Jade gehörte zu den Mädchen, die trotz ihrer zweiundzwanzig Jahre schon einiges erlebt hatten. Sie hatte bei den heißen Parties in München nie nein gesagt, war stets hingegangen. Auf einmal kam ihr das alles so fade vor. Es hielt den Vergleich zu dem, was sie jetzt erlebte, einfach nicht stand.
    Etwas strich über ihr Gesicht. Zunächst erschrak sie, bis sie die Augen weiter öffnete und feststellte, daß es die Schatten von Baumzweigen waren, unter denen sie mit ihrem kleinen Kahn hergeglitten war. Jade schreckte regelrecht auf. Es war ihr bei der Träumerei überhaupt nicht aufgefallen, wie weit sie sich bereits dem anderen Seeufer genähert hatte.
    Das Boot trieb durch die Kraft der letzten Ruderstöße in den Zweigenwirrwarr einer Trauerweide hinein, die Boot und Frau wie Geliebte umschlangen.
    Unter diesem Wirrwarr summten zahlreiche Insekten. Es störte Jade nicht.

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