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0587 - Mumien in Moskau

0587 - Mumien in Moskau

Titel: 0587 - Mumien in Moskau
Autoren: Jason Dark
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Tiere hatten für sie etwas Beruhigendes an sich.
    Mit dem Bug stieß das Boot gegen einen Widerstand. Der Kiel strich über ein flaches Stück Ufer. Das Boot ruckte etwas und rutschte wieder langsam in das Wasser zurück, wo es sich ohne Kraft kaum bewegte und fast still auf der Wasserfläche stand.
    Genau dieses Fleckchen Wasser hatte Jade sich vorgestellt und gesucht. Noch auf der Bank hockend, streckte sie ihren Körper und drückte ihn gleichzeitig zurück. Einige Male vollführte sie diese Bewegung. Es tat ihr gut, und es störte sie auch nicht, daß sich der Kahn dabei auf den Wellen wiegte.
    Friede, Ruhe, der Geruch des Sommers, eine Welt wie in der Werbung. So hätte es ihrer Meinung nach bleiben können. Die Sorgen verschwammen hinter einem dünnen Vorhang aus schmalen Zweigen und kleinen Blättern. Auch das Sonnenlicht hatte durch den natürlichen Filter einen grünen Schein bekommen. Die feuchte Luft störte sie ebenfalls nicht, ihr kam es auf die Ruhe an, die so schläfrig machte, so daß ihr fast wie von selbst die Augen zufielen.
    Ein beinahe schon bleierner Schlaf überfiel das junge Mannequin.
    Eigentlich hatte Jade nicht schlafen wollen, sie kam nur nicht gegen diese Müdigkeit an.
    Sie bekam vieles von ihrer Umwelt mit, nur schaffte sie es nicht, sich aus dem Zustand zu reißen. Sie blieb eine Gefangene dieser Lethargie.
    Vor ihr bewegten sich die Blätter, als hätte das Maul eines Riesen einen Atemzug entlassen. Schimmerndes Sonnenlicht streichelte ihr Gesicht, der kleine Kahn schwankte leicht, als Jade sich bewegte und dabei ein Lächeln auf ihre Lippen glitt.
    Dann hörte sie das Geräusch.
    Ein leises Heulen oder Jaulen. Jedenfalls von einem Tier stammend und nicht von einem Menschen.
    Jade achtete zwar darauf, maß ihm allerdings keine weitere Bedeutung bei, bis es sich wiederholte und gleichzeitig um mehrere Oktaven höher klang.
    Da warnte sie die innere Stimme, die auch die Kraft fand, Jade aus der Lethargie zu reißen.
    Das Mädchen öffnete die Augen.
    Wieder fiel ihr Blick gegen die Zweige und deren Blätter. Durch die Lücken sah sie die schmalen Ausschnitte des blauen Sommerhimmels. Insekten umtanzten sie in einem bizarren Reigen, aber die hatten das Heulen nicht zu verantworten.
    Jade richtete sich auf. Ein wenig hastig, denn ihr Boot geriet wieder ins Schaukeln.
    Sie schüttelte den Kopf, weil sie sich einfach zu benommen fühlte, rieb sich den Schlaf aus den Augen und suchte nach der Ursache des Geräuschs.
    Rechts und links lag das Ufer. Als sie nach links schaute, sah sie die dichten Hecken, deren Blätter glänzten, als hätte man sie mit Fett eingerieben.
    Groß genug waren die Lücken, um einen breiten Teil des Geländes überschauen zu können.
    Der Hund stand direkt hinter der Weide!
    Regungslos, mit geöffnetem Maul. Er bewegte nicht einmal seinen Schwanz, aber sie hörte dieses scharfe, harte und auch hechelnd klingende Atmen.
    Vor Hunden hatte sie sich schon als Vierjährige gefürchtet, weil ihr die Schäferhunde stets wie Riesen vorgekommen waren. Ruhigbleiben, hämmerte sie sich ein. Bitte, ich muß die Ruhe bewahren, ich kann nicht anders, ich darf mich nicht verrückt machen lassen.
    Sie und der Hund beobachteten sich. Jade stellte fest, daß das Tier bernsteingelbe Augen hatte und mit einem mörderischen Gebiß ausgerüstet war. Es glich schon mehr einem Wolf oder einem anderen Tier, das Ähnlichkeit mit einem Hund aufwies, dessen Name ihr aber nicht einfiel.
    Wie sieht ein Hund aus, der angreifen will? Sie stellte sich die Frage, ohne eine Antwort geben zu können. Das Mannequin wußte es einfach nicht, sie hatte sich damit nie beschäftigt, aber sie sah den Hund als Feind an und überwand sich selbst, als sie die Ruderstangen in die Hand nahm.
    Sie waren feucht geworden und klebrig.
    Noch tat der Hund nichts.
    Jade hörte ihr Herz überlaut klopfen und glaubte daran, daß es der Hund ebenfalls vernehmen konnte. Vielleicht erriet er sogar ihre Gedanken. Tiere konnten sehr sensibel sein, das jedenfalls hatte sie mal in einem schlauen Buch gelesen.
    Das Auftauchen dieses Tieres hatte den Zauber des frühen Nachmittags brutal zerstört. Jade ärgerte sich jetzt darüber, daß ein so langer Rückweg vor ihr lag. Wenn der Hund sie haben wollte, würde er sie auch auf dem Wasser bekommen, denn er konnte schwimmen.
    Es half alles nichts, sie mußte weg. Auf Unterstützung konnte sie nicht hoffen. Niemand wußte, wo sie sich aufhielt, nicht einmal Chicky, ihre
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