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059 - Das Experiment

059 - Das Experiment

Titel: 059 - Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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mündete. Angesichts der atemlosen Stille hallten seine Schritte unnatürlich laut von den Höhlenwänden wider. Dann, wie auf ein unsichtbares Signal, brach wütendes Gebrüll los.
    »Packt ihn! Er darf nicht entkommen!«
    Skurogs Befehl war das Signal, das alle Barbaren aus der Erstarrung riss. Speere zischten durch die Luft. Hastig gezielt, doch von erfahrenen Händen geschleudert. Nur wenige Fingerbreit hinter Topi'ko prasselten die scharfen Spitzen aus doppelt gehärtetem Stahl gegen den Fels. Steinsplitter spritzten gegen seine Waden, während er in den Gang eintauchte.
    Gerade noch rechtzeitig, um den Pfeilen der zweiten Angriffswelle zu entgehen. Während die Holzschäfte hinter ihm zerbrachen, zog Topi'ko das Tempo an. Seine rauen Fußsohlen hafteten wie von selbst auf dem feuchten Untergrund, der mit Pfützen übersät war.
    Nur knapp zehn Schritte vor ihm versank der natürlich in den Fels gewaschene Gang in völliger Dunkelheit. Die fluoreszierenden Steine, die diesen Abschnitt erhellen sollten, waren schon vor längerer Zeit erloschen, und bisher hatte niemand einen Grund gesehen, sie mit einer neuen Leuchtplankton-Kultur zu füllen.
    Diese Nachlässigkeit mochte vielleicht Topi'kos Leben retten, denn seine Augen, die für große Meerestiefen ausgelegt waren, konnten selbst dort sehen, wo die meisten Menschen bereits versagten. Ein Blick über die Schulter ließ ihn weiter beschleunigen. Die ersten Verfolger hatten den Gang erreicht, doch Felsvorsprünge und eine leichte Biegung boten Deckung vor weiteren Speerwürfen.
    Die Finsternis schloss ihn in die Arme wie einen alten Freund.
    Topi'ko konnte nicht warten, bis sich seine Pupillen an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten – er blieb einfach in der Mitte des Ganges und rannte blindlings weiter.
    Immer tiefer tauchte er ins Dunkel ein. Lautes Wutgeheul in seinem Rücken signalisierte, dass er bereits den Blicken der Steppenreiter entzogen war.
    »Fackeln!«, brüllte jemand. »Wir brauchen Fackeln!«
    Der Mendrit atmete auf. Seine Verfolger blieben zurück; der Vorsprung ließ sich also weiter ausbauen. Das musste reichen, um bis zu der Grotte am Ende des Ganges zu gelangen.
    Ihr Wasserbecken wurde durch einen unterirdischen Zulauf gespeist. Wenn er dort eintauchte, gelangte er auf direktem Wege ins Meer. Dorthin konnte ihm kein Mensch mehr folgen.
    Seine erweiterten Pupillen nahmen erste Unterschiede in der Dunkelheit wahr. Topi'ko erkannte einen kompakten Schatten, der ihm den Weg versperrte. Ein Felsvorsprung, dessen Kanten scharf genug waren, einem Mann die Beine aufzuschlitzen.
    Der Mendrit verringerte sein Tempo und wich nach links aus. Doch gerade als er das Hindernis umrunden wollte, sprang ein unförmiger Schemen dahinter hervor. Topi'ko spürte nur einen kurzen Lufthauch an der Schulter, dann wurde er auch schon mit voller Wucht gegen die Wand geschmettert. Glühender Schmerz zuckte durch seinen Arm. Nur seinem ausgezeichneten Gleichgewichtssinn war es zu verdanken, dass er nicht den Boden unter den Füßen verlor.
    Ehe er die Überraschung verdauen konnte, spürte Topi'ko schon eine Messerklinge am Hals. Wer immer gerade über ihn herfiel, konnte im Dunkeln besser sehen als er! Knirschendes Leder und ein leises metallisches Klingen drangen an Topi'kos Ohren. Der linke Arm, noch immer taub von dem Zusammenstoß, wurde ihm auf den Rücken gedreht.
    Die Hand, die ihn packte, war schmal und feindgliedrig wie die einer Frau. Doch die Haut fühlte sich unnatürlich trocken und rissig an, als würde sie zu einer mumifizierten Leiche gehören.
    Verdammt, die Nosfera! In der ganzen Aufregung hatte er sie völlig vergessen.
    »Los, zurück mit dir«, knurrte die Mutantin, von der Topi'ko nur wusste, das sie Blair hieß. Seinem Wissensstand nach litten die Nosfera an Sichelzellenanämie, deshalb waren sie gezwungen, sich von Blut zu ernähren. Mehr hatten die hydritischen Beobachter noch nicht über dieses seltsamen Volk herausfinden können.
    »Wirds bald?« Blairs Ton wurde schärfer. Topi'ko blieb nichts anderes übrig, als sich ihrem Willen – und dem Druck des Dolches – zu beugen.
    Gemeinsam gingen sie den Weg zurück, den der Mendrit gerade erst gelaufen war. Bei dem Gedanken daran, das jenseits der Dunkelheit eine blutrünstige Barbarenhorde auf ihn wartete, wurde dem Jungen ganz übel.
    »Warum machst du das?«, jammerte er. »Wir haben euch doch nichts getan!«
    Der stählerne Druck an der Kehle verminderte sich ein wenig,

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