0590 - Flugziel Unbekannt
Erinnerung an das, was einmal gewesen war, dunkel und verschwommen, aber mit Sicherheit hatte es in ihrer kleinen Welt keine Feinde gegeben, so wie jetzt nach dem Erwachen.
Mühsam nur ließ sich das Geschehene rekonstruieren.
Ihre Welt war in ein unbekanntes Sonnensystem geraten und dann auf einen Planeten gestürzt. An diesem Punkt setzte jegliches Erinnerungsvermögen aus - bis zu jenem Augenblick, in dem sie wieder erwachten und ihre Welt das Sonnensystem verließ.
Aber sie waren nicht mehr allein.
Ständig auf der Flucht vor den grauenhaften Ungeheuern, lebten sie nun in der Furcht, ihren Verfolgern in einem unaufmerksamen Augenblick zum Opfer zu fallen. Sie hatten es nur ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten zu verdanken, wenn es ihnen immer wieder gelang, einem tödlichen Überfall auszuweichen.
Sie waren nur 1,35 Meter groß und ähnelten im Körperbau einem terranischen Biber. Ihre haarlose Haut war rostfarben, die beiden Beine nur sehr kurz und die sechsfingrigen Hände außerordentlich zart. Statt eines Schwanzes besaßen sie ein sogenanntes Wirbelbein, das als Stütze diente.
Ihre Köpfe erinnerten an Paviane - vorgewölbte Münder und weite Nasenlöcher. Im Gegensatz dazu stand die glatte, hohe Stirn, die von zweifellos vorhandener Intelligenz zeugte. Die großen Augen schimmerten türkisgrün und bestanden aus zahlreichen Facetten, die ein ausgezeichnetes Sehvermögen garantierten.
Mit den feinen Nervenfühlern der großen Ohren waren sie in der Lage, Geräusche zu hören, die ein Mensch niemals wahrgenommen hätte, so wie sie selbst Wärmeunterschiede mit ihren empfindlichen Augen erkennen konnten.
Ihre erstaunlichste Eigenschaft jedoch war die Fähigkeit zur Paratransdeformation.
So wenigstens nannten es später die Terraner...
*
Toronar Kasom, der eigentliche Leiter des Landeunternehmens, hielt Gucky am Ärmel fest, als dieser in einen neuentdeckten Gang eindringen wollte.
„Nicht so hastig, Kleiner! Wir können doch nicht den ganzen Meteorit durchqueren. Was ist mit den Impulsen? Kannst du nicht ihre genaue Richtung feststellen, damit wir uns unnötiges Suchen ersparen?"
Ehe Gucky antworten konnte, sagte Betty Toufry schnell: „Das scheint unmöglich zu sein, weil sich diese Richtung ständig ändert, und zwar in erheblichem Maße. Kaum hat man einen bestimmten Gedankenimpuls angepeilt, bewegt sich die Quelle fort, so als rase der betreffende Zeitgeschädigte, wenn wir bei dieser Bezeichnung mal bleiben wollen, mit Höchstgeschwindigkeit quer durch das Labyrinth des Meteorits.
Bis jetzt haben wir aber noch keine Spuren einer so schnellen Transportmöglichkeit gefunden."
„Es ist so", fügte der Mausbiber hinzu, „als säßen die Burschen in extrem schnell fahrenden Expreßzügen, die ziellos durch den Meteorit flitzen. Darum kann man sie nicht anpeilen. Komische Geschichte, findet ihr nicht auch?"
Natürlich fanden die anderen das auch komisch und unerklärlich. Insbesondere Icho Tolot machte keinen Hehl aus seiner Meinung: „Wenn diese Leute unsere Hilfe benötigen, warum laufen sie dann ständig vor uns weg - genauso sieht das doch wohl aus?
Oder sind sie ständig auf der Flucht - vor irgend etwas, den Virenungeheuern vielleicht? Trotzdem müßte es ihnen möglich sein, Kontakt mit uns aufzunehmen, sonst laufen wir uns hier noch die Hacken ab."
Kasom deutete in den dämmerig erleuchteten Gang.
„Er führt in Richtung Bug, also zur früheren Spitze des Meteoritenberges von Asporc. Wir wissen, daß es dort Bergwerke, Stollen und sogar richtige Städte gibt. Wenn es also wirklich unmöglich scheint, die Zeitgeschädigten zu orten, haben wir keine andere Wahl, als dort zu suchen. Ras, wie ist die Verbindung zur MARCO POLO?"
„Gut. Waringer hat über die Strahlmeßgeräte festgestellt, daß die Antriebsaggregate des Meteorits schwächer arbeiten. Er beschleunigt zwar noch, scheint aber vorerst keine Transition zu planen. Das ließe uns Zeit - meint Rhodan."
„Möchte wissen, wer das Ding lenkt", sagte Kasom unschlüssig.
Er sah in den Gang hinein. „Also, gehen wir weiter."
In einzelnen Felskammern entdeckten sie weitere Leichen von Asporco-Priestern, alle stark verkleinert und mumifiziert. Es war, als hätte eine plötzlich ausgebrochene Seuche sie alle dahingerafft. Es schien im ganzen Meteorit keinen lebendigen Asporco mehr zu geben, abgesehen natürlich von den acht Mutanten.
„Vielleicht verbreiten die Virenbiester tatsächlich eine tödliche Krankheit",
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