0590 - Flugziel Unbekannt
steht eine Sonne, die wahrscheinlich von Planeten umkreist wird. Hinzu kommt die Erfahrung, daß so ein magnetischer Sturm nie länger als vier Wochen dauert, vielleicht zwei Monate, wenn man Pech hat. Wir aber haben an Bord unseres Schiffes Lebensmittel für einige Jahre und genügend Energie, direkt zur Erde zurückzukehren, also..."
„Sie vergessen", unterbrach ihn Khen Dive ernst, „daß sehr oft die Auswirkungen eines solchen Sturms, wie wir ihn nennen, die restlose Erschöpfung aller Energiereserven ist. Dann, mein Freund, säßen wir auf dem Planeten, wenn wir einen finden, vorerst einmal fest. Nun, Captain, was meinen Sie dazu?"
Olbricht starrte auf die Sternkarte.
„Man muß ja nicht immer gleich mit dem Schlimmsten rechnen", sagte er schließlich. „Außerdem können wir nichts an unserer Lage ändern, ganz gleich, wie wir sie sehen. Vielleicht sollten wir wenigstens versuchen, die Geschwindigkeit ein wenig zu erhöhen und die Beiboote startklar zu machen."
„Die haben auch keine Energie", sagte Khen Dive ruhig.
„Für eine eventuelle Landung wird sie schon reichen, Major.
Besonders dann, wenn das Schwerefeld der gelben Sonne stark genug ist, die Einwirkung des Sturmes abzuschwächen. Was soll ich der Mannschaft sagen?"
Khen Dive überlegte einen Augenblick.
„Ich werde in Kürze über Interkom einen Lagebericht verlesen.
Meiner Meinung nach haben die Leute ein Anrecht darauf, die volle Wahrheit zu erfahren."
Während der Kommandant die Lage mit den leitenden Offizieren durchsprach und mit ihnen die Konsequenzen erörterte, führte Captain Olbricht einen vollen Check durch. Die Kontrollen mußten zum Teil manuell bedient werden, weil die notwendige Energie nicht vorhanden war und mit den Reserven gespart werden mußte. Rein technisch gesehen konnte er keinen Fehler finden. Sobald das Schiff das Einflußgebiet des Sturmes verließ, würde es wieder voll manövrierfähig sein.
Beruhigt kehrte er in die Kommandozentrale zurück und kam gerade zurecht, Khen Dives Ansprache zu vernehmen, die sich außerordentlich zuversichtlich anhörte.
Die Mannschaft war außerdem viel zu diszipliniert, um in Panik zu verfallen. Was sollte auch schon passieren...?
Später unternahmen sie eine winzige Kurskorrektur, die sie genau in das Schwerefeld der unbekannten Sonne bringen sollte.
Wenn kein zur Landung geeigneter Planet gefunden wurde, konnte man die einmal erreichte Fahrt ausnutzen, um gleich zur nächsten Sonne weiterzufliegen, die man allerdings dann erst in einem halben Jahr erreichen würde. Bis dahin jedoch, das durfte als sicher gelten, hatte man sie entweder gefunden, oder der kosmische Sturm war weitergezogen.
„Ja, mein Lieber", sagte Khen Dive nach dem Manöver und lehnte sich behaglich in den Kontursessel zurück, „dann würde ich jetzt an Ihrer Stelle der Mannschaft mitteilen, daß eine viertägige Ruhepause eingelegt wird. Sorgen Sie für ein paar gute Filme in der Unterhaltungssektion und verlängern Sie die Freistunden in den Messen. In zehn Stunden möchte ich alle Offiziere hier in der Zentrale sprechen. Danach löse ich Sie ab."
Als Khen Dive den Raum verließ, konnte Captain Olbricht auf seinem Gesicht ein zufriedenes Grinsen registrieren.
*
Die gelbe Sonne war größer geworden, und ihre Gravitation begann sich bemerkbar zu machen. Die Flugbahn der CMP-13 war so berechnet worden, daß der Kreuzer ohne weitere energievergeudende Manöver in eine Kreisbahn um den Stern fallen würde. In aller Ruhe konnte dann festgestellt werden, ob die inzwischen entdeckten sieben Planeten wenigstens einen geeigneten aufwiesen.
Die Auswirkungen des kosmischen Sturmes hatten nicht nachgelassen, sie hatten eher ein wenig zugenommen. Selbst auf den Orterschirmen, die aus den Notaggregaten gespeist wurden, war kein klares Bild zu erkennen. Nur der optische Panoramaschirm arbeitete einwandfrei. Seine Vergrößerung reichte jedoch nicht aus, Einzelheiten erkennen zu lassen.
Professor Dr. Branco, der Kosmobiologe und Soziologe, machte sich Notizen und ließ durch Captain Olbricht Berechnungen anstellen. Er nahm sich jeden einzelnen Planeten vor, bis er zu dem Ergebnis kam: „Wie bei uns zu Hause - es ist der dritte Planet. Er steht in der Lebenszone und hat die beste Position zu seiner Sonne. Wenn auch nur ein einziger Planet in diesem System Leben tragen kann, dann dieser. Leider haben wir nicht die Möglichkeit, schon jetzt mehr festzustellen, aber ich würde einen Anflug dringend
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